Kapitel 32

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Es dauerte nicht lange, da wusste natürlich ganz Hogwarts, was Professor Hagelkorn mit Leonie getan hatte. Leonie lag noch im Krankenflügel, weshalb sie von den nun entstehenden Gerüchten zum Glück nicht viel mitbekam. Sie versuchte irgendwie wieder zu Kräften zu kommen. Jetzt, wo sie wusste, sie müsste Hagelkorn nie wieder sehen, wollte sie nicht mehr aufgeben. Aber das alles zerrte mit aller Macht an ihren Nerven. Immer wieder dachte sie an das, was Hagelkorn ihr angetan hatte. Vor allem aber träumte sie ständig davon. Sie schlief deswegen schlecht und wenig. Leonie wachte oft schreiend auf, zitterte dann am ganzen Körper und rollte sich weinend zusammen. Niemand schien ihr helfen zu können. Selbst die Psychologin, die jeden Tag nach Hogwarts zu Leonie kam, schien Leonie nicht helfen zu können. Die Gryffindor wollte mit der Psychologin nicht reden, wollte ihre Hilfe nicht.

Zwei Wochen später, am 1.Mai, durfte sie den Krankenflügel dann aber endlich wieder verlassen. Sie hatte Madam Pomfrey versprechen müssen, es langsam anzugehen und sofort zu ihr zu kommen, wenn Schmerzen auftreten sollten. Außerdem wollte die Krankenschwester, dass Leonie endlich mit der Psychologin sprach. Leonie versprach alles, aber nur, weil sie endlich wieder raus aus dem Krankenflügel wollte. James holte sie, zusammen mit Sirius und Remus, vom Krankenflügel ab. "Wie geht es dir?", fragte Sirius besorgt. Er wollte Leonie in seine Arme ziehen, traute sich allerdings nicht. Sirius hatte Sorge, dass Leonie das nicht wollte, Aufgrund dessen was ihr widerfahren war. "Es geht schon. Solange ich ihn nicht mehr sehen muss...", antwortete Leonie leise. Ihre Stimme war immer noch geschwächt und das Sprechen strengte sie an. "Das wirst du nicht. Dieses dreckige Schwein hat seine Strafe bekommen und wird dir nie wieder etwas tun.", sagte James. Er war immer noch der Überzeugung, dass Hagelkorns Strafe nicht hart genug war. James wollte den Professor leiden sehen. Leonie seufzte leise. Sie wusste, was James dachte. Und sie empfand die Strafe als hart genug. Leonie empfand die Strafe fast schon als zu hart.

Zusammen gingen sie in die Große Halle. Es gab Mittagessen und die Jungs wollten das nicht verpassen. Vor allem wollten sie, dass Leonie endlich wieder vernünftig aß. Diese saß jedoch schweigend am Tisch und spürte die vielen Blicke auf sich. Sie hörte Geflüster und wie die anderen Schüler redeten. Manche von ihnen gaben sich nicht mal Ansatzweise die Mühe leise zu sprechen. "Da sitzt sie. Ich frage mich, wie sie, mit der Schande über sich selbst, noch leben kann.", hörte Leonie hinter sich jemanden reden. "Du hast Recht. An ihrer Stelle hätte ich mir schon längst das Leben genommen.", stimmte jemand zu. "Und jetzt genießt sie auch noch eine Sonderbehandlung! Ich hörte, sie muss an den Prüfungen nicht teilnehmen und wird so versetzt. Soll wohl die Noten vom Vorjahr bekommen.", sagte eine dritte Stimme. "Bestimmt hat sie das mit Absicht mit sich machen lassen, damit sie sich das Lernen sparen kann.", hörte sie wieder die zweite Stimme. Leonie schwieg, denn sie hatte weder Lust noch Kraft, um mit irgendwem zu diskutieren. James hörte die Anderen auch und sah auch, wer das sagte. Er ballte seine Hände zu Fäusten. "Kommt rüber, wenn ihr euch traut!", rief er und war aufgestanden. Er war bereit sich mit den Dreien zu prügeln. "Das du noch immer zu dieser Missgeburt hältst, ist auch für dich eine Schande!", rief einer der Jungen zurück. Er grinste dämlich. James kochte vor Wut, war in wenigen Schritten bei den drei Jungs aus Slytherin und rammte dem Jungen, der ihn angesprochen hatte, die Faust ins Gesicht. "Pass auf wie du über meine Schwester sprichst, du widerliche, dreckige, verachtenswete Kakerlake!", knurrte er. Die drei Slytherins lachten. "Mehr hast du nicht drauf, Potter?", spottete einer von ihnen. Sofort bekam auch er James' Faust zu spüren. Es dauerte nicht lange, da waren Professor McGonagall und Professor Slughorn bei den Jungs. McGonagall zog James mit sich aus der Halle, während Slughorn die Slytherins durch die Hintertür raus beförderte.

Leonie saß zitternd da, hatte ihr Gesicht in den Händen verborgen und weinte stumm. Johanna, welche neben ihrer Cousine saß, zog Leonie in ihre Arme. Leonie zuckte heftig zusammen, ließ es aber zu. "Du bist nicht alleine. James wird dich beschützen, so gut wie er kann. Und wir Anderen sind auch für dich da.", flüsterte Johanna ihr zu und strich Leonie über den Rücken. Das beruhigte Leonie ein wenig. "Wir schaffen das gemeinsam.", sagte Johanna leise. Leonie nickte zögerlich, löste sich aus der Umarmung und wischte sich übers Gesicht. "Bald sind auch schon Sommerferien. Dann geht es wieder nach Hause. Ich bin sicher, deine Eltern werden dich unterstützen.", meinte Lily leise. Sie sorgte sich um ihre beste Freundin, auch, wenn die Gefahr vorbei war.

Leonie zog sich, je mehr die anderen Schüler über sie und Hagelkorn sprachen, immer weiter zurück. Sie beschloss trotzdem an den Prüfungen teilzunehmen, weshalb sie sich ins Lernen stürzte. Die Gryffindor hatte einiges aufzuholen, da sie durch Hagelkorn vieles versäumt hatte. Doch Leonie war fest entschlossen ihre Prüfungen mit Erfolg abzuschließen.

Im Verwandlungsunterricht schärfte McGonagall ihren Schülern ein, sie sollen sich gut auf die Prüfungen vorbereiten. Einige Blicke fielen dabei auf Leonie, wobei diese die Blicke inzwischen gar nicht mehr wahrnahm. Sie meldete sich. "Ja bitte?", nahm McGonagall ihre Schülerin dran. "Ich möchte sagen, dass ich an den Prüfungen teilnehmen möchte!", sagte Leonie fest entschlossen. Die Professorin sah die Gryffindor überrascht an. "Sind Sie sich da sicher, Miss Potter?", fragte sie deshalb nach. "Ja! Ich möchte meinen ZAG nicht geschenkt bekommen, sondern mir den ZAG verdienen!", antwortete Leonie mit fester Stimme. "Nun, es ist Ihre Entscheidung, Miss Potter. Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen, dann dürfen Sie die Prüfungen selbstverständlich antreten.", erwiderte McGonagall ruhig. "Ich möchte mir den ZAG einfach ehrlich erarbeiten.", sagte Leonie. "Dann werde ich dies so weitergeben.", sagte McGonagall. Leonie nickte leicht.

Am Abend machte dies in Hogwarts seine Runde. Für einige Schüler war dies jedoch nur wieder gefundenes Fressen. "Sie wird durchfallen!", sagte jemand. "Nein, es wird egal sein, wie sie die Prüfungen abschließt. Sie wird so oder so ihren ZAG bekommen.", sagte jemand anderes. Es waren zwei Gryffindors, die nicht weit von Leonie weg saßen. Leonie ignorierte die beiden Gryffindors, auch wenn es sie traf. James wollte aufspringen, doch Remus hielt ihn zurück. "Du sitzt immer noch wegen letzter Woche nach. Also reiß sich zusammen!", zischte Remus leise. James murrte, blieb aber sitzen. Immer wieder, egal wohin Leonie ging, sah sie sich blöden Kommentaren und irgendwelchen Hassreden ausgesetzt. Leonie versuchte stark zu sein und ihre Mitschüler einfach reden zu lassen. Und jeden Tag saß sie mit der Psychologin beisammen. Sie hatte endlich angefangen, von dem, was ihr widerfahren war, zu erzählen. Jedes Mal kamen ihr dabei die Tränen und ihr Blick war gesenkt. Leonie traute sich nicht, die Psychologin anzuschauen. Diese gab sich alle Mühe, um dem jungen Mädchen zu helfen. Dies war allerdings mehr als schwierig.

Leonie Dorea Potter I (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt