Au Pair ^JiKook^

~52~

Jimin war ein wenig spät dran. Dadurch, dass er den Pflichtdienst fast sofort antreten würde, musste er gerade aufs regionale Amt fahren, um all seine Anträge einzureichen, um einen komplikationslosen Einstieg in seine Zeit als Soldat zu gewährleisten.
Wenn alles gut funktionieren würde, wäre Namjoon schon mit Jungkook wieder aus Jeju zurück. Aber da der Verkehr durch die demnächst anstehende Weihnachtszeit schon wieder ein wenig dicker wurde, machte sich Jimin dort keine großen Hoffnungen. Zuvor war er kurz bei Taehyung gewesen, sie wollten zusammen am fünften Dezember den Dienst antreten.
Seokjin hatte sich um die Kinder gekümmert. Er ging in seiner neuen Rolle als Vater mehr als nur sehr gut auf und schien immer äußerst glücklich, wenn Jimin ihn fragte, ob er die Kinder vorbeibringen durfte. Nebenbei nahm er nur noch kleinere Modelaufträge an, größeren, bei denen er das Land verlassen musste, ließ er momentan sein. Für Calvin Klein hatte er für nächstes Jahr trotzdem unterschrieben, Jungkook hatte überlegt, sich an eine Au Par Agentur zu wenden, so lange Jimin fort war. Jimin fand, dass das eine tolle Idee wäre. Sie hatten sich an eine andere Agentur gewandt, als die, mit der Jimin nach Korea gegangen war. Denn die andere Agentur bot an, für zwei bis vier Monate junge Menschen zum Aufpassen zur Verfügung zu stellen. Meistens konnten diese Personen schon fast fließend ihre Landessprache und waren nur zur Überbrückung bis zum Studienbeginn hier im Land, um sich schon ein wenig mit dem Leben hier anzufreunden.
Davon war Jimin äußerst angetan.
Denn so konnten sie viele unterschiedliche Menschen kennenlernen, die Kinder hätten immer neue Kontakte und mussten nicht am Anfang das Problem mit Jimin und seines schwierigen Verständnisses der Sprache klarkommen.
Etwas aus der Puste kam Jimin an ihrem Haus an. Er hatte heute den Bus genommen, mit dem Auto hätte er sich nur verspätet gehabt. Und auf dem Rückweg hatte er einen bestellten Kuchen für heute Nachmittag abgeholt. Denn sie wollten gemeinsam feiern, dass Jungkook wieder zurück war. Dafür hatten sie all ihre Freunde eingeladen, wenn Jungkook pünktlich nach Hause kommen würde.
Denn heute Nacht hatte Jimin alleine im Haus geschlafen, die Kinder waren gesten Abend zu ihren Onkeln gekommen, damit sie heute Morgen ein paar Minuten länger schlafen konnten.
Deshalb war er umso überraschter, dass das Tor vor ihrer Haustür angelehnt war. Er hatte es zu einhundert Prozent geschlossen gehabt, dass wusste er.
Und als er Danbis Tasche im Eingang des Hauses liegen sehen konnte, wusste er, dass die Kinder schon wieder hier waren. Anscheinend war Seokjin schon wieder hier.
"Hallo!" Jimin zog seine Schuhe aus, ehe er sich seinen Schal abnahm. Mit der Kälte würde er nie richtig klarkommen. Deshalb vermisste er Fresno.
Seine Eltern würden ihn nicht zum Pflichtdienst begleiten können, sie waren sehr geschockt gewesen, dass Jimin dort überhaupt hin musste. Es war ein langes und intensives Telefonat gewesen, in denen Jimin ihnen alles dazu erklärt hatte. Jungkook würde trotzdem über Weihnachten zu Jimins Familie reisen, das hatte dieser sich gewünscht. Damit die Kinder ihre Großeltern endlich wieder sehen konnten und auch, damit Jungkook wieder in der Umgebung einer liebevollen Familie war. Das hatten sie so besprochen, ihre Reisepässe lagen schon alle bereit.
Jimin war vielleicht ein wenig neidisch, dass er nicht mit konnte. Aber es wäre in Ordnung. Die achtzehn Monate würden garantiert schnell vorbeiziehen.
Da war er sich sicher.
"Jemand Zuhause?"
Niemand hatte auf sein 'Hallo' geantwortet. Es war merkwürdig. Und Jimin fand es ebenso gruselig.
"Wo seid ihr?"
Jimin lief zuerst in die Küche. Der Kuchen musste wieder in den Kühlschrank, damit der Guss nicht verlaufen würden. Und als er sich umdrehte, hörte er ein unbekanntes Geräusch. Es klang so, als wenn jemand eine Kette geschüttelt hatte. Irgendwie merkwürdig.
Und danach lief plötzlich ein großer Hundewelpe in die Küche.
Jimin fielen fast die Augen aus dem Kopf, während er sich hinhockte.
Dem Welpen schien das zu gefallen, denn er rannte sofort glücklich auf den Mann zu.
Und danach kam Chanhyun aufgeregt in den Raum gerannt, Danbi folgte mit einem Spielzeug für den Hund.
"Daddy! Schau mal!" Chanhyun blieb aufgeregt vor Jimin stehen.
"Das ist Bam! Appa hat Bam mitgebracht!"
"Bam?!"
Danbi nickte ebenso aufgeregt. "Appa sagt, dass Bam gaaaanz groß wird! Wie toll!"
"Wo ist Appa?!"
Jimin wusste nicht, wie er auf diesen Welpen reagieren sollte. Jungkook hatte nicht ein einziges Mal ein Wort über einen Hund verloren gehabt. Er hatte nichts gegen Hunde, als er klein war, hatte er einen Golden Retriever namens Lucky gehabt, aber da stand plötzlich ein Welpe vor ihm, von dem er nie etwas gewusst hatte.
"Hier ist Appa."
Jungkook kam breit grinsend an seine Familie herangetreten, er hielt ein Geschirr in der Hand. Denn Bam, so wie der Hund anscheinend hieß, trug ein grünes Halsband mit einer Hundemarke.
"Bam, das ist Jimin. Jimin, das ist Bam. Unser Hund."
Jungkook hockte sich zu den anderen, während Bam glücklich um Jimin herumlief.
"Wieso haben wir einen Hund?!"
"Ich wollte gerne einen Hund haben. Er wird mir helfen, täglich an die frische Luft zu kommen und mich zu bewegen. Das hat mein Therapeut mir empfohlen."
"Das ist verrückt!"
"Magst du Bam?"
Jungkook schaute Jimin mit großen Augen an. Jimin hasste es, wenn er diesen Blick hatte. Denn er verfiel ihm immer. "Er ist schon ganz süß."
Fast schon automatisch begann Jimin, dem Hund die Ohren zu kraulen. Und dieser ließ sich sofort auf die Seite fallen, ehe er sich auf den Rücken drehte. Jimin war verliebt.
Jungkook lachte laut.
"Ich wusste, dass er dir gefällt. Namjoon hat ihn mit mir heute abgeholt, adoptiert habe ich ihn vor zwei Wochen. Wir waren deshalb kurz in Busan." Jungkook lächelte. Und danach pfiff er den Hund zu sich, der sofort glücklich aufsprang. "Na komm Bam, wir gehen nach draußen." Aufgeregt hüpfte der Hund zu Jungkook, ehe er über seine Pfoten stolperte und fiel. Sofort kniete sich Danbi hin, um dem Welpen zu helfen.
"Appa, darf ich mit?" Danbi schaute zu ihrem Vater, der dem Hund das Geschirr anzog. "Na klar. Chanhyun, möchtest du auch mit?" "Ja! Daddy, du auch!"
Jimin schüttelte zaghaft den Kopf.
"Ich wollte noch alles für heute Nachmittag vorbereiten. Gleich kommen doch unsere Freunde." "Oh ja. Das stimmt." Chanhyun umarmte Jimin einmal kräftig. "Dann erzähle ich dir nachher alles, okay? Wir gehen zum ersten Mal mit Bam raus!" "Wie aufregend, mein Schatz."
Chanhyun gab Jimin einen schnellen Kuss, ehe er zur Haustür rannte. Und sofort wollte Bam ihm hinterher rennen. Jungkook hielt ihn zurück.
"Bam und ich gehen ab morgen intensiv zum Hundetraining. Er ist ein Dobermann und muss erzogen werden."
"Wenn ich euch helfen kann, dann sagst du mir bescheid, in Ordnung?"
Jungkook nickte. "Ich wollte den Hund, ich werde ihn erziehen. Er soll dir keine Umstände machen."
Jimin nickte. Und danach stand er auf, so wie auch Jungkook.
"Pass auf dich auf, ja? Nicht, dass Bam dir gleich auf die Schuhe macht." Jimin stellte sich vor Jungkook, der ihn sofort an der Hüfte zu sich zog. "Wir passen auf, hübscher Mann."
"Au!"
Jungkooks Hand hatte erneut unkontrolliert gezuckt, dabei hatte er anscheinend Jimin gekniffen. Und er merkte selber, dass seine Finger gerade nicht das taten, was sie sollten.
"Es tut mir leid!"
Jimin begann laut zu lachen.
Er war froh, dass die Kids gerade im Flur waren und sich ihre Wintersachen anzogen. Denn er lehnte sich sofort näher an Jungkook und dessen Ohr. "Wenn du mir in den Hintern kneifen willst, dann mach es wenigstens richtig."
Jimin kniff ihm in den Hintern, ehe er sich löste.
"Viel Spaß draußen in der Kälte."
Jungkook schaute ihm verdutzt hinterher.
"Warte Jimin!"
"Du musst mit dem Hund raus. Du solltest los." Jimin zwinkerte, ehe er in ihr Wohnzimmer lief. Er musste ihren Esstisch noch vorbereiten, denn ihre Freunde wären gleich schon auf dem Weg.
"Bis gleich Jimin."
Jungkook verließ mit Bam an der Leine die Küche, zumindest klang es so, da der Hund laut hechelte. Anscheinend warf er sich mit seinem gesamten Gewicht in die Leine, um zu den Kindern zu kommen. Es war süß. Zumindest würde es so lange süß bleiben, bis Bam größer und damit kräftiger wurde. Jimin würde Bam nicht lange als Welpen sehen. Denn er musste bald gehen. Erneut enttäuscht über diese Entscheidung begann er einfach, das Wohnzimmer herzurichten. Es half ihm, sich von allem abzulenken.