Mit gepackten Taschen stand Jimin in seinem Zimmer. Er hatte beschlossen, das Land aufzusuchen, aus dem er stammte.
Es war nicht so, dass er Amerika nicht mochte. Seine Eltern hatten viel Geld, er lebte in Kalifornien in einem großen Haus mit eigenem Pool im Garten und er hatte gerade an einer privaten Universität seine Ausbildung zur Pflegekraft abgeschlossen.
Und doch fühlte er sich fehl am Platz.
Er war noch ein Baby, als seine Eltern ihn aus Korea adoptiert hatten. Sie hatten schon immer ein exotisches Kind gewollt, das waren ihre Worte gewesen.
Sein Geburtsname war laut Geburtsurkunde Jimin. Jimin Park. Aber seine Eltern nannten ihn immer nur Christian. Christians Simmons. Simmons, so, wie seine Eltern hießen.
Jimin mochte den Namen nicht wirklich. Denn er fühlte sich nicht wie ein Simmons. Oder wie Christian.
Er wusste nicht, wer er war.
Oder wo er hingehörte. Er fühlte sich nicht komplett.
"Jimin, bist du dir wirklich sicher?" Seine Mutter stand in dem Türrahmen zu seinem großen Zimmer. Sie sah so anders aus als er. Sie hatte blonde Haare, den typischen gebräunten Teint, den fast alle Kalifornier besaßen und die dicke Sonnenbrille von Louis Vouitton in den Haaren stecken. Ihre rosane Bluse war ein wenig aufgeknöpft, wodurch man auf ihre von Sommerspossen versehenen Schultern sehen konnte. Die Bluse endete in einer hellblauen Jeansshorts, die Flipflops in rot rundeten das typische Outfit nur passend ab.
"Ich bin mir sicher, Mom. Mein Flieger geht in zwölf Stunden." "Seoul ist weit weg, Christian. Du kannst als Pfleger überall im Land anfangen! Du kannst nach Los Angeles, wie du immer wolltest! Wenn du nicht länger in Fresno bleiben möchtest. Wir bezahlen dir alles, so, wie wir auch Addison alles bezahlt haben. Oder auch Riley. Die beiden sind glücklich! Und genau so glücklich kannst du auch hier werden. Dafür musst du doch nicht nach Asien!"
"Mom, du verstehst das einfach nicht!"
Seufzend strich sich Jimin über sein Gesicht.
"Ich bin Koreaner. Ich muss wissen, woher ich komme. Ich möchte wissen, wer ich bin." "Du bist Christian. Unser Christian, Chris. Ein Simmons, so wie wir auch." "Ich heiße aber nicht Christian! Auf der Urkunde steht Jimin!"
"Deine Mutter hat dich weggegeben! Weil sie dich nicht wollte. Deshalb bist du nicht Jimin, sondern-"
"Du hast keine Ahnung über meine Mutter! Du weißt nicht, warum ich im Heim gelandet bin! Geld kompensiert nicht alles!" "Oh doch, Christian. Wer finanziert dir den Flug? Wer hat dir deine Universität finanziert? Die Privatschulen?" "Wollte ich das alles haben? Habe ich mit zwei Monaten danach gebeten, als ihr mich gekauft habt? Ich bin kein Hundewelpe!"
Die Gesichtszüge von Jimin waren angespannt.
Mehr als nur das.
Seine Mutter wollte ihn nicht verstehen.
So, wie eigentlich immer.
"Chris, du redest wieder zu sehr in die ganze Opfer-Sache. Dein Therapeut meinte, dass das nur zu Wutanfällen führt." "Ich nehme ein Taxi zum Flughafen. Oder frage Tony, ob er mich fährt. Du willst doch eh zu deinem Golfclub." "Willst du etwa wieder negative Aufmerksamkeit? Liebst du mich nicht? Ich bringe dich zum Flughafen! Ich habe dir ein Dach über dem Kopf geboten, als du keins hattest! Und wie zeigst du diese Dankbarkeit? Indem du nach China fliegst?!" "Mom, ich bin Koreaner!" "Amerikaner! Du bist amerikanischer Staatsbürger, Christian. So, wie jeder von uns." "Ja, weil Addison und Riley auch deine leiblichen Kinder sind! Sie sehen nicht so aus wie ich! Siehst du nicht, dass die Nachbarn mich immer schief anschauen?! Reicht es dir nicht, dass ich nie ein Prom-Date hatte?"
Gestresst massierte sich die ältere Frau die Schläfen, ehe sie lächend ihre Arme ausstreckte.
"Christian, du regst dich zu sehr auf. Komm in Moms Arme. Mom weiß am besten, was du brauchst. Und das ist eine Umarmung."
Geknickt nickte Jimin einfach, ehe er seiner Mutter in die Arme lief. Es hatte keinen Sinn, sich weiter aufzuspielen. In zwölf Stunden wäre er weg von hier. Für ganze zwölf Monate. Er würde in einer koreanischen Familie als Au Pair leben, dort ihre Sprache und Kultur lernen und vielleicht seinen Platz in der Gesellschaft finden. So, wie er es immer wollte.
"Bringst du mich bitte nachher zum Flughafen? Nur du und Dad?" "Aber natürlich, Chris. Dad und ich werden dich fürchterlich vermissen. Dieses Zimmer wird viel zu lange leer stehen. Zwölf Monate sind eine lange Zeit. Du kannst jederzeit abbrechen, das weißt du, oder?" "Ja, Mom, ich weiß. Es sind ja nur maximal zwölf Monate. Ich werde mich doch einmal die Woche melden." "Das verlange ich auch, Christian."
Nickend stimmte Jimin einfach zu. Korea wäre der erste Schritt seiner Selbtfindung. Da war er sich sicher.
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Au Pair ^JiKook^
FanfictionJeon Jungkook ist Geschäftsmann in einem erfolgreichen Unternehmen. Er würde sich selber als Workaholic bezeichnen, wenn ihn jemand nach einer kurzen Vorstellung fragen würde. Jedoch vernachlässigt er dadurch seine zwei Kinder, wie all seine Freunde...
