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In den nächsten Tagen versuchte Jimin so wie immer mit Jungkook umzugehen. Er konnte noch immer eine gewisse Distanz verspüren, was nach ihrer ganzen Situation für alle nachvollziehbar war.
Aber Jungkook gab sich wirklich Mühe. Er hatte sich bei seinem Therapeuten medikamentös zu seinen Depressionen einstellen lassen, er hatte seine Muskeltherapien wieder aufgenommen und hatte es tatsächlich wieder gewagt, sich hinzustellen.
Dieses Mal hatte man ihn dafür in einen speziellen Gurt an die Decke eingehangen, damit er erst gar nicht mehr fallen konnte. Und für das erste Mal hatte es erstaunlich gut funktioniert.
Jimin hatte eine Paartherapie vorgeschlagen gehabt. Jungkook hatte sofort zugestimmt, die ersten drei Gespräche waren ebenfalls schon erfolgreich verlaufen. Jimin half es mental, dass Jungkook sich verbesserte.
Er war viel zu gestresst gewesen.
Gerade saßen die beiden Erwachsenen auf dem Sofa und schauten sich die Fotos der Wohnungen und Häuser an, die sie letzte Woche gemeinsam besichtigt hatten.
"Ich mag das zweite Haus am liebsten", antwortete Jimin, während er auf einige selbstgemachte Fotos zeigte. "Es liegt nah an Chanhyuns Schule und bei den Kims, es hat einen großen Balkon und wenig Verkehr in der Nähe. Und die Zimmer der Kinder wären deutlich größer."
"Mir- gefällt das- auch am bes-ten. Und wir müssten- keine Mie-te zahlen. Teu-er ist es, aber wir wür-den für immer- dort bleiben." Jungkook schaute sich die Fotos ebenfalls begeistert an.
"Du bist Millionär, Jungkook. Da wird dir dieses Haus nicht weh tun."
Jungkook schmunzelte. "Ich bin- ein Sugar- Daddy."
Spielerisch schlug Jimin ihm gegen den Arm. "Das klingt ekelig! Lass das!" "A-ber bin ich- nicht offiziell- dein Su-gar Daddy?" "Nein!"
Jimin schaute angewidert zu dem Mann, der deshalb laut zu lachen begann.
Jimin hatte dieses Geräusch vermisst.
Er hatte ihn lange nicht mehr so ausgefallen lachen hören.
"Nehmen wir Haus zwei? Ich würde mich da am wohlsten fühlen."
Jimin lenkte schnell von dem Thema ab, um bloß nicht weiter über das 'Sugar Daddy' Thema nachdenken zu müssen.
Und sein Partner schien sich zu beruhigen, weshalb er danach sanft nickte.
"Ich- melde mich gleich- direkt bei- dem Vermakler. Dann- können wir im Ok-tober einziehen." Jungkook griff vorsichtig nach Jimins Hand. Und Jimin ließ ihn. Er mochte ihren Körperkontakt, obwohl es nach wie vor alles langsam ablief.
Jimin würde es gerne schneller angehen, aber ihr Therapeut hatte ihnen einen langsamen Neustart empfohlen. Es war schon ein großer Schritt, dass sie wieder in einem Zimmer in einem Bett schliefen. Das hatte sie drei Wochen gekostet.
Aber mittlerweile konnten sie sich nachts im Arm halten, so wie auch vor dem Schlaganfall selber.
Es gab Normalität.
Es gab Jimin Hoffnung.
"Musst du nicht im Oktober in deine Reha?" Jimin rutschte näher an Jungkook, weshalb dieser seinen Arm um seine Hüfte lehnte. "Mhm. An- deinem Geburts-tag." "Dann begleite ich dich dahin. Wir hätten ab heute drei Wochen für den Umzug, meinst du, wir schaffen das?"
"Ja. Wir- fokus-sieren uns da-rauf."
"Okay."
"Ist dei-ne Kün-digung schon durch?"
Jimin hatte seinen Vertrag im Seoul Hospital gekündigt, um neu zu beginnen. Seine Chefin hatte vollstes Verständnis für alles, was er durchgemacht hatte, sie hatte ihn fest in die Arme genommen und ihm alles Gute für seinen weiteren Werdegang gewünscht. Jimin hatte geweint. Diese Frau war immer zu gütig zu ihm gewesen, sie war zu freundlich für diese harte Welt. Jimin hatte für seine Kollegen gebacken, eine Karte geschrieben und kleine Mitbringsel für ihre Arbeit mitgebracht.
"Ich bin ab dem ersten Oktober arbeitslos. Weil ich erst für November in Gwacheon in der Klinik genommen wurde." Jimin ließ seinen Kopf auf Jungkooks Schulter nieder. Und Jungkook hauchte ihm sofort einen Kuss auf den Scheitel.
"Das- hilft uns- beim Umzug."
"Ich hoffe doch. Du darfst noch nicht schwer heben, Taehyung wollte ja täglich helfen."
Jungkook nickte. Und danach ließ er seinen Kopf auf Jimins nieder.
"Meinst du- Chan-nie ist alt- genug für ein- Hochbett? Er wünscht- sich schon- lange eins. A-ber ich- habe Angst, dass- er sich ver-letzt."
Jimin schien zu überlegen.
"Kann Tae ihm nicht ein kleines Hochbett bauen? So kurz über dem Boden oder so? Vielleicht statt zwei Metern hoch nur einen Meter hoch? Das wäre doch für den Anfang ganz passend. Wir können unter sein Bett eine kleine Kommode stellen, dann hat er auch mehr Stauraum." Jimin klickte auf Jungkooks Laptop auf das Bild, welches Chanhyuns Zimmer werden würde.
"Am Fenster passt das doch ganz gut."
"Ja. Du- hast recht. Und- für Dan-bi ein Prinzessin-en-bett."
Jimin grinste.
"Für unsere Prinzessin nur das beste."
Jungkook schaute kurz zu Jimin.
"Ich liebe dich."
Und das brachte den jungen Mann dazu, seinen Kopf ebenfalls anzuheben. Sie stellten sanften Blickkontakt her, Jungkook schaute so wie früher. Wenn man den leicht hängenden Mundwinkel übersah. Und das machte Jimin eigentlich immer.
Wie bei ihrem ersten Kuss begann Jimins Herz zu rasen. Er wurde kaltschweißig, seine Wangen bekamen zu einer sanften Wärme einen sanften Rotton und sein Bauch begann zu kribbeln. Er hoffte, dass Jungkook das gleiche fühlte.
Für Jimins Verhältnisse viel zu langsam lehnte sein Gegenüber sich vor, bis sich ihre Lippen verbanden.
Sofort wollte Jimin mehr.
Mehr von diesem Gefühl.
Mehr von Jungkook.
Aber er durfte nicht mehr bekommen.
Vorerst nicht.
Denn sie sollten es langsam angehen lassen.
Dieser Schicksalsschlag hatte ihnen viel abverlangt. Es holte sie langsam ein. Und genau so langsam mussten sie versuchen dagegen anzukämpfen. Indem sie es ebenfalls langsam angehen lassen würden.
Vorsichtig lösten sie ihren unschuldigen Kuss.
Jungkook begann sofort breit zu lächeln.
"Du- siehst so- aus wie- bei un-serem ersten Kuss." Neckend zog Jungkook die Augenbrauen hoch, weshalb Jimin ihm in den Bauch zwickte. "Du siehst genau so aus wie ich."
Verliebt grinste Jimin.
Jungkook sah so definitiv am besten aus.
"Wann kriegst du deinen Katheter endgültig gezogen?"
Jimin griff wie automatisch an Jungkooks linken Oberschenkel, an dem ein Schlauch bis an einen Beutel an seinem Unterschenkel führte.
"Wenn- ich bes-ser beweg-lich bin. Wahrscheinlich- wenn ich- alleine- lau-fen kann. O-der mit Rol-lator." "Das klingt gut."
Jimin schwieg. Und danach klappte er den Laptop zu.
"Zieh dir eine Jeans an, wir fahren jetzt zu dem Vermakler. Und danach holen wir die Kids ab."

Au Pair ^JiKook^Where stories live. Discover now