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Durch einen lauten Schrei schreckte Jimin aus seinem Schlaf. Und danach rannte er aus dem Schlafzimmer.
In der Küche brannte Licht, draußen war es nach wie vor dunkel, anscheinend war es noch mitten in der Nacht.
Aber das störte Jimin nicht.
Denn der Schrei hatte sich wie von Chanhyun angehört.
Als Jimin in der Küche ankam, verstand er sofort, was los war.
Chanhyun saß mit dem Rücken zur Kücheninsel, hielt sich die Hände an den Ohren und kniff die Augen fest zusammen, dazu hatte er die Beine an seine Brust gezogen.
Und er weinte.
Vor ihm, auf der anderen Seite an der Küchenzeile, lag ein zerbrochenes Glas.
Chanhyun hatte wieder einen Flashback an den Tag, an dem Jungkook mit seinem Schlaganfall und seiner Hirnblutung zu Boden gestürzt und nicht mehr wach geworden war.
Das passierte in letzter Zeit immer häufiger.
"Channie, Daddy ist da. Es ist alles gut."
Sofort nahm Jimin den Jungen in seine Arme, ehe er ihn beruhigend in seinen Armen wiegte. Und Chanhyun weinte weiter, während er sich in Jimins Tshirt krallte.
"Es ist alles in Ordnung, mein Schatz."
Beruhigend lief Jimin aus der Küche. Der Raum war nicht gut, wenn Chanhyun keine guten Erinnerungen damit verknüpfte.
Im Wohnzimmer lief Jimin weiter mit dem Jungen auf den Arm auf und ab. Das Wippen beruhigte ihn zum Glück fast immer komplett, auch, wenn das alles ein langer Prozess war. Aber so lange es seinem Sohn half, würde er auch stundenlang auf- und ablaufen.
"Was hat dich denn so erschreckt, mein Schatz?"
Chanhyun krallte sich weiter in Jimins Tshirt, weshalb Jimin verstand. Der Junge war noch nicht bereit zu reden. Und so lange würde er warten.
Vorsichtig schaute Mr Simmons um die Ecke. Und als er Jimin mit seinem Enkel auf dem Arm sah, verstand er sofort, was los war. Denn seitdem er hier war, war das nun die vierte Nacht, in der es passierte.
"Do you need any help?"
"Could you tidy up the kitchen please? A glass fell down and I don't want anyone getting hurt because of it."
"Sure."
Jimins Vater lief in die Küche, um diese schnell wieder aufzuräumen.
"Möchtest du bei mir schlafen, Chanhyun?" Jimin strich ihm sanft über die Wange, als er etwas warmes an seiner Hüfte spürte. Und als es immer mehr und intensiver wurde, seufzte Jimin.
Chanhyun nässte sich gerade ein.
Aber das war in Ordnung, fand Jimin. Solange es dem Jungen danach besser ging.
"Chanhyun, möchtest du einen Schluck Wasser haben? Oder einen Saft?"
Mit belanglosen Fragen versuchte Jimin, den Jungen aus seinem Flashback zu befreien. Das half manchmal. Manchmal half auch nur der Geruch von Ammoniak. Es tat Jimin im Herzen weh.
"Ich hätte auch Durst. Ich hätte Lust auf einen Cocktail. Wollen wir uns Cocktails mixen? Mit lecker Ananas und Mango. Und lecker Maracuja. Vielleicht finde ich noch einige Erdbeeren. Wie klingt das?" "Keine Ananas", schniefte Chanhyun. Und Jimin atmete tief durch, um nicht laut zu seufzen. Chanhyun kam gerade zurück in die Realität. Er beruhigte sich ein wenig.
"Wieso denn keine Ananas? Du magst Ananas." "Aber nicht in Getränken, Daddy." "Dann Maracuja und Erdbeeren?" "Und Mango." "Magst du auch Banane?" "Ja." "Dann machen wir uns einen Cocktail."
Jimin würde ihn nachher waschen. Erst gab er dem Jungen das, was er ihm versprochen hatte.
Vorsichtig liefen sie in die Küche. Jimin fand es wichtig, dass er diesen Raum nicht mied. Sonst könnte es das Trauma nur vergrößern. Und das wollte er nicht.
In der Küche stand ebenfalls Mr Simmons. Er hatte wie gewünscht alles aufgeräumt und gesäubert, von der Situation gerade war nichts mehr vorhanden.
"Wir suchen uns jetzt zwei Säfte raus, dann Eis, und dazu Früchte." Jimin setzte den Jungen zu Boden. Und sofort trat Mr Simmons an Jimin. "Is everything alright?" "He peed himself again. But I'm washing him up after we drank some cocktails. I want to talk to him before we're going back to sleep."
Mr Simmons nickte verstehend.
"You know where you'll find me. I'm heading back to bed. Take care." Mr Simmons gab Jimin einen Kuss auf die Stirn.
Jimin war manchmal ein wenig neidisch, dass sein Vater sich dazu nicht einmal strecken musste. Der Mann war riesig. Und er wäre es gerne manchmal auch.
"Love you Dad."
"Love you too, Chris."
"Grandad I love you!" Chanhyun schaute hinter dem Kühlschrank her, weshalb Mr Simmons zu ihm lief. "I love you sooo much, my Chan!" Er umarmte ihn fest, weshalb Chanhyun sich ebenfalls fest an ihn drückte. Er hatte seinen Großvater sehr lieb gewonnen. Und dieser war einfach froh, irgendwie helfen zu können.
"Channie, hast du alles, was du dazu brauchst?"
Chanhyun nickte, ehe er zögernd zu den Gläsern schaute. Und Jimin bekam den Blick sofort mit. "Soll ich dir bei den Gläsern helfen? Die stehen ja so weit oben." "Ja."
Chanhyun schaute mit großen Augen zu Jimin, danach auf seine Hose.
"Oh. Ich habe Pipi gemacht."
"Ich weiß, mein Schatz. Wollen wir erst etwas trinken? Dein Zucker ist ein wenig tief." "Okay."
Jimin mischte ihre Cocktails zusammen, ehe er einen von diesen seinem Sohn hinstellte. Einen anderen stellte er vor sich.
"Magst du mir erzählen, was passiert ist?"
Chanhyun trank gierig aus seinem Glas.
"Hatte Durst. Und dann ist das Glas herunter gefallen."
Jimin nickte verstehend.
"Und du hast direkt an den Vorfall mit Appa denken müssen?"
"Ja."
Jimin nickte verstehend.
"Wollen wir Appa anrufen?"
Chanhyun zuckte nur die Schultern, ehe er seine Lippen wieder an das Glas legte.
Und Jimin nahm seufzend sein Handy aus der Tasche seiner Jogginghose. Seitdem Chanhyun diese Attacken hatte, hatte er immer sein Telefon bei sich. Um Notfalls einen Rettungsdienst rufen zu können, wenn das Ammoniak nicht mehr funktionieren sollte. So hatte es Chanhyuns Psychologe geraten.
Dieses Mal wählte er Jungkooks Nummer, in der Hoffnung, dass der Mann am anderen Ende der Leitung abnahm. Denn er wusste, dass ihr Sohn diese Probleme hatte.
"Jimin?" Müde erklang Jungkooks Stimme. "Ist- al-les gut? Es- ist vier Uhr- mor-gens." "Chanhyun hatte einen erneuten Anfall. Wieder ein Flashback." "Wo- ist- er?" "Ich stelle dich laut, Jungkook."
Jimin legte sein Telefon auf den Tisch, dabei stellte er es auf Lautsprecher. Und Chanhyun stellte laut ausatmend sein nun leeres Glas ab.
"Chanhyun?"
"Hallo Appa."
"Ist al-les gut- bei dir?"
"Ich habe wieder Pipi gemacht. Aber Dad ist nicht böse, Appa. Wirklich nicht." "Ist denn-jetzt wie-der alles- in Ord-nung?"
Chanhyun schwieg kurz.
"Habe dich wieder gesehen. Du warst wieder wütend."
Jungkook schwieg, genau so wie Jimin.
Sie sorgten sich fürchterlich um den Jungen.
"Channie." Jungkook atmete hörbar durch. "Ich kom-me nächste Wo-che wie-der nach Hau-se. Dann re-den wir ü-ber al-les. Ver-sprochen." "Okay Appa. Du musst schlafen. Du musst gesund werden." Chanhyun kicherte kurz. Und Jungkook schmunzelte. "Mach ich. Ich lie-be dich- Chan." "Ich liebe dich auch Appa!" Aufgeregt stellte sich Chanhyun hin. Und Jimin nahm das Telefon zurück an sein Ohr.
"Schlaf gut Jungkook. Ich hole dich Dienstag ab. Wie versprochen." "Danke- Jimin." Erneut atmete Jungkook hörbar aus. "Lieb dich." "Ich liebe dich auch. Ruh dich aus."
Jungkook antwortete nicht, sondern legte auf. Er hatte noch nicht allzu viel Kraft. Vor allem nicht nachts.
"Lass uns ins Badezimmer, mein Schatz. Und danach kuscheln wir im Bett. Ich verspreche dir, auf dich aufzupassen." Chanhyun nickte, ehe er Jimin an die Hand nahm. "Darf ich morgen mit Grandad schlafen?" "Wir können ihn auch fragen, ob du das jetzt schon darfst. Möchtest du das?" "Ja!" "Okay mein Schatz. Ich spreche mit Grandad, du gehst schon einmal ins Badezimmer, ja?" "Okay, danke Dad. Ich hab dich lieb." "Ich dich auch, mein Schatz. Bis gleich."
Keine fünf Minuten später war Chanhyun gewaschen und neu eingekleidet. Und Mr Simmons hatte sich gefreut, das Schlafsofa mit Chanhyun zu teilen. Deshalb lag Jimin jetzt alleine im Schlafzimmer im Bett.
Er dachte wieder nach. Und danach nahm er sein Handy in die Hand, ehe er anfing, Naver nach Gwacheon zu durchstöbern.

Au Pair ^JiKook^Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon