Es waren drei Wochen vergangen, in denen Jimin nun die Kinder versorgte, das Haus fertig einrichtete und nebenbei seinem neuen Job nachging. Es war nicht einfach, so viel stand fest, aber es half ihm, dass ihre Freunde zwischendurch immer vorbeischauten.
Jungkook hatte vor circa zwei Tagen das letzte Mal mit ihnen telefoniert. Er rief nicht jeden Tag an, Jimin wartete aber jeden Tag auf einen Anruf. Sie hatten ausgemacht, dass nur Jungkook sich bei allen melden würde. Denn wenn er Zeit für sich brauchte, müsste er kein schlechtes Gewissen haben, wenn er einen Anruf nicht annahm. Nachrichten schrieben sie regelmäßig, Anrufe machte nur Jungkook.
Aber dieses Wochenende würde Jimin mit den Kindern zusammen zur Klinik fahren. Beide Kinder waren Freitag von Schule und Kindergarten freigestellt worden, dafür hatte Jimin schon gesorgt.
Und gerade packte Jimin ihre Reisetaschen in das Auto, bevor sie den langen Weg mit dem Auto in den Süden Südkoreas antreten würden. Die Kinder saßen schon auf ihren Sitzen, es war mehr als nur früh, aber Jimin hatte schon sehr früh losfahren wollen. Umso mehr Zeit hatten sie mit Jungkook. Und die Kinder konnten im Auto ein wenig schlafen, die Fahrt würde so nur noch kürzer erscheinen. Es war für alle am sinnvollsten. Vielleicht nicht für Jimin und seinen Schlafrhythmus, aber für alle anderen.
Und während die drei den Weg in die Klinik anstrebten, wachte Jungkook erst auf. Jimin hatte ihm mitgeteilt, dass sie gegen Mittag ankommen würden. Und da der Familienvater heute keinerlei Therapien oder Anwendungen anstehen hatte, hatte er lange geschlafen. Umso überraschter war er, dass es kurz vor zwölf war.
So lange und vor allem so gut hatte er lange nicht mehr geschlafen.
Die Anwendungen und Therapien laugten ihn aus, er schlief fast jeden Abend sofort ein, aber trotz allem hatte er sehr ruhig geschlafen. Das hatte er lange nicht mehr gehabt. Aber es war ein sehr schönes Gefühl gewesen.
Er hatte es nicht einmal ganz in das Sitzen geschafft, da wurde seine Zimmertür aufgerissen.
"Appa!"
Laut stürmte Chanhyun in das Zimmer, Danbi folgte ein wenig leiser mit ihrem Kuscheltier im Arm. Und Jimin trat als letzter ein, die Tür leise schließend.
Glücklich sprang Chanhyun auf das Bett, ehe er einen sichtlich ausgeruhten Jungkook umarmte. Danbi folgte ihm direkt, sie schien sich ebenfalls sehr zu freuen, ihren Vater zu sehen.
"Hallo Jungkook." Jimin stellte seine Handtasche sowie die Rucksäcke der Kinder auf den Stuhl am Tisch, ehe er ebenfalls auf den Mann am Bett trat.
"Wie geht es dir?"
"Mir geht es- sehr gut. Ich habe tat-sächlich bis gerade sehr gut geschlafen." Jungkook streckte die Arme nach Jimin aus. "Du siehst- sehr müde aus. Möchtest du dich- noch ausruhen?" Jimin hauchte Jungkook einen Kuss auf die Lippen, ehe er nickte.
"Wir sind viel zu früh los. Aber dafür haben wir mehr vom Tag." Jimin schaute verliebt zu Jungkook.
"Du siehst viel besser aus als vor drei Wochen. Und deine Sprache ist großartig geworden." Es folgte ein erneuter Kuss, weshalb Chanhyun Jimin meckernd von Jungkook schob.
"Geh weg Daddy. Du hast Appa viel öfter gesehen!" Chanhyun umarmte Jungkook provokant, weshalb der Familienvater schmunzelnd die Schultern hochzog. "Er hat recht."
Danbi schaute kurz zu Jungkook, ehe sie breit lächelte.
"Appa! Du bist wieder ganz!"
Laut lachte der Familienvater, ehe er nickte. "Ja, Appa ist- wieder ganz, meine Prinzessin. Appa- hat viel geübt." "Durch Singen, oder?"
Jimin schaute nicht zu Jungkook, sondern wühlte in seiner Handtasche. "Das hattest du doch so erzählt, oder habe ich das falsch in Erinnerung?" "Nein, du hast recht." Jungkook nahm beide Kinder fest in den Arm. "Appa hat- viel gesungen. Und deshalb kann- er wieder flüssig reden." "Appa kann nicht singen", lachte Chanhyun, während er vom Bett kletterte. "Ich habe für dich gemalt!"
Während Chanhyun zu seinem Rucksack rannte, kletterte Danbi komplett in Jungkooks Schoß.
"Ich habe dich vermisst Appa", hauchte sie. "Ich habe mich ganz anders gemacht." Sie zeigte auf ihre Haare, die deutlich kürzer als im Oktober waren. Statt bis zu ihrer Brust, reichten ihre Haare nur noch bis zu den Schultern. "Daddy hat das gemacht. Weil ich auf Kleber geschlafen habe." Danbi spielte mit dem Schlafshirt von Jungkook. "Ich habe gebastelt und dann bin ich eingeschlafen. Und dann bin ich mit meinem Zopf in den Kleber."
"Das war fürchterlich schwierig zu retten", seufzte Jimin. "Weißer Bastelkleber und ich sind keine Freunde. Hoseok hat vieles retten können." "Er ist ein sehr netter Freund", stimmte Jungkook zu, während er Danbis Haare hinter die Ohren strich. "Ich finde dich so sehr hübsch, meine Liebe. Magst du dich so auch?" "Mhm. Ich mag das so." Danbi kuschelte sich eng an Jungkook. "Ich mag mein Zimmer, Appa."
Jungkook nickte verstehend. Bisher war er im Haus nur ein einziges Mal oben gewesen. Jimin hatte ihn die Treppe hochgetragen, damit Jungkook einmal das komplette Haus sehen konnte. Und es hatte ihm sehr gefallen, wie alles fertiggestellt worden war. Jimin hatte keine Mühen gescheut, so viel stand fest. Aber er freute sich, wenn er richtig das Haus beziehen konnte. Damit meinte er die Zeit nach der Klinik. Denn er hatte schon riesige Fortschritte gemacht.
"Ich freue mich, dass du glücklich bist." Jungkook gab seiner Tochter einen Kuss auf den Scheitel. Und danach schaute Danbi tief in Jungkooks Augen.
"Du stinkst."
Danbi streckte ihm die Zunge raus, ehe sie von dem Bett kletterte. Und Jimin lachte laut auf.
"Sie hat recht, Koo. Du hast fiesen Mundgeruch."
Jungkook verdrehte sichtbar die Augen. "Ich bin auch- gerade erst aufgewacht. Und dann seid ihr auch schon reingekommen. Bis dahin war ich noch nicht im Bade-zimmer. Und ich muss langsam echt pin-keln." Jungkook streckte sich einmal, ehe er sich hinstellte.
Und Jimin riss sofort die Augen auf. Denn sein Rollstuhl stand viel zu weit weg, als dass er selber dorthin konnte.
"Warte, Honey. Ich helfe dir."
Jimin lief schnell auf den Rollstuhl zu. Und in der Zeit lachte Jungkook, ehe er einen Gehstock in die linke Hand nahm.
Und danach lief er langsam an dem Stock einige Schritte.
Jimins Kinnlade fiel Richtung Boden.
Jungkook konnte schon wieder laufen?!
"The fuck?!"
Jimin starrte weiter zu seinem Partner, der erneut einige Schritte lief.
"Since when are you hiding this from me?!"
"Ich verstehe dich nicht, Jimin." Jungkook grinste. Und Jimin schnitt ihm eine Grimasse. "Asshole. Du hättest mir das schon sagen können." Jimin machte einen riesigen Schmollmund. Und Jungkook trat einige Schritte an ihn heran, ehe er grinste.
Jimin hatte es vermisst, dass der Mann so schelmisch grinsend vor ihm stand. Das hatte er viel zu lange nicht getan.
"Ich wollte dich überraschen. Mein- Katheter ist auch raus. Seit letzter Woche." "Du bist großartig."
Jimin riss den Mann förmlich in seine Arme, sodass sie beide kurz in Straucheln gerieten. Aber auch das konnte Jungkook gut abfangen.
"Wenn ich- wieder bei euch bin, zeige ich dir- auch meine Ausdauer. Ich habe viel- trainiert." Jungkook zwinkerte, ehe er sich löste. Die Kinder schienen den Moment nicht ganz so zu verstehen, wie Jimin ihn verstand. Denn sie schienen lange nicht so überrascht wie ihr zweiter Vater.
"Ich kann bald- wieder Gute Nacht Geschichten vorlesen", lächelte Jungkook, weshalb Danbi laut quietschte. "Ja! Appa, ich habe ein ganz tolles Buch über Prinzessinnen!" Chanhyun schüttelte den Kopf. "Appa, du musst erst mein Buch über Ballett lesen!"
"Ich werde euch alle Bücher vorlesen!", rief der Mann, weshalb Jimin mit Tränen in den Augen zu Jungkook schaute. Das war wundervoll. Sein Partner war wieder er selbst.
Diese Selbstsicherheit, dieses Schelmische. Das Neckende, das Liebende. Alles war wieder da. Alles, was Jungkook ausgemacht hatte.
Er hatte wieder zu sich gefunden.
Und es war wunderschön mit anzusehen.
"Möchtest du dich- ein wenig ausruhen?" Jungkook strich Jimin eine Träne von der Wange. "Du siehst fürchterlich müde aus, mein Schatz." "Bin ich auch", antwortete Jimin mit einem Schluchzen, weshalb die Kinder sich erschrocken umdrehten.
"Warum weinst du Daddy?" Chanhyun lief sofort auf Jimin zu, ehe er seine Beine fest umarmte. Und Danbi hielt ihm direkt ihr Kuscheltier entgegen.
"Daddy ist ganz glücklich", lächelte Jimin, während er sich über seine nun nassen Wangen strich.
"Weil wir bei Appa sind."
"Appa macht sich frisch, dann können wir- an den Strand." Jungkook zeigte auf das Fenster, weshalb die Kinder sofort dahin rannten. Aufgeregt schauten sie nach draußen, weshalb Jungkook vorsichtig über Jimins Wangen strich.
"Alles gut?"
"Ja."
"Okay. Ich gehe mit den Kids an den- Strand, dann kannst du dich aus-ruhen. Wenn etwas ist, rufe ich dich an." Jungkook gab Jimin einen erneuten Kuss auf die Lippen. "Mein Bett gehört nur dir." "Danke." Jimin atmete tief durch.
Ihn überrollten gerade ziemlich viele Emotionen. Er wusste selber nicht, was los war. Aber er konnte gerade keine seiner Empfindungen richtig zuordnen oder gar kontrollieren. Vielleicht brauchte er einfach noch einige Stunden Schlaf. Denn die wenigen Stunden in der Nacht waren kaum angenehm gewesen, er hatte sich lange wach von Seite zu Seite gedreht gehabt. Es war nicht angenehm gewesen. Vielleicht reagierte er so, weil er so müde war. Denn bevor sie hier hin gefahren waren, hatten sie schon im Hotel eingecheckt gehabt. Denn Danbi hatte während der Fahrt einen Unfall mit einem Saftpäckchen gehabt und hatte einen neuen Pullover gebraucht.
"Ich wasche mich eben und- dann gehe ich mit den Kids los."
Jungkook hielt Jimin seine Hand hin. Und dieser nahm sie zitternd an. Der Familienvater führte Jimin zu seinem Bett, auf welches der jüngere Mann sich danach zitternd setzte.
Jungkook hauchte ihm erneut einen Kuss auf die Lippen. "Das ist alles ziemlich viel, oder?"
Jimin nickte nur.
"Du bist-" Jimin schaute ihm tief in die Augen. "Du bist wieder du."
"Ich habe lange- daran gearbeitet. Für uns alle." Jungkook lächelte. Und danach drehte er sich um.
"Channie? Princess? Zieht ihr euch bitte eure Regensachen an? Dann gehen wir gleich an den Strand!" Die Kinder stimmten kreischend zu, weshalb Jimin sich mit einem Grinsen im Gesicht die Jeans auszog. Er hasste es, mit normalen Klamotten zu schlafen. Er wusste bis heute nicht, wie Jungkook es schaffte, in Jeans einzuschlafen. Und er wusste nicht, ob er es beneiden oder bemitleiden sollte. Manchmal hasste er Jeans.
"Daddy, kommst du mit?"
Chanhyun stand in seinen gerade aus dem Rucksack geholten Gummistiefeln vor Jimin. Und dieser schüttelte sanft den Kopf.
"Ich bleibe hier. Wie du schon gesagt hast, habt ihr Appa viel weniger gesehen als ich. Genieße deine Zeit mit Appa." Chanhyun zog sich hektisch die Gummistiefel an, während Jimin Danbi bei ihrem Umziehen half. Passend, als ihre Tochter ihre Regensachem anhatte, kam Jungkook aus dem Badezimmer.
"Wir sind dann jetzt am Strand, Ji-min." Jungkook nahm sich seine Jacke von der Garderobe, ehe er Jimin einen Luftkuss zuwarf.
"Kommt ihr?" Jungkook schaute fordernd zu seinen Kindern, die sofort euphorisch zustimmten. Und danach rannten sie an Jungkook vorbei aus dem Zimmer.
"Hab dich lieb, Jimin."
Jungkook verschwand ebenfalls aus dem Zimmer.
Und Jimin blieb alleine zurück.
Er war lange nicht mehr alleine gewesen.
Die Ruhe war schon fast gruselig.
Aber umso einladender war das Bett an der kahlen Wand, welches er nun für einen kurzen Schlaf verwenden würde. Denn er war fürchterlich müde.
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Au Pair ^JiKook^
FanfictionJeon Jungkook ist Geschäftsmann in einem erfolgreichen Unternehmen. Er würde sich selber als Workaholic bezeichnen, wenn ihn jemand nach einer kurzen Vorstellung fragen würde. Jedoch vernachlässigt er dadurch seine zwei Kinder, wie all seine Freunde...
