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Müde legte sich Jimin auf den Bauch ins Bett, ehe er sein Gesicht murrend auf das Kissen drückte.
Und Jungkook strich ihm besorgt über den Rücken.
Danbi hatte sich die ganze Nacht fürchterlich übergeben, jetzt schlief sie endlich. Und Chanhyun war zu den Kims gekommen, um sich nicht anzustecken. Denn anscheinend hatte Danbi wieder irgendeine Krankheit aus dem Kindergarten mitgebracht.
"Geht es?"
Jimin war mit dem Mädchen die gesamte Nacht beschäftigt gewesen, es war mittlerweile später Vormittag und Jimin war seit über 24 Stunden wach. Er fühlte sich mehr als nur überfahren. "Ich muss schlafen. Dringend."
Jungkook zog den Mann vorsichtig zu sich, ehe dieser sich über die nackte Brust des Mannes legte.
"Ich will schlafen."
"Dann- schlaf gut. Ich- kümmere mich um- Danbi." "Sie schläft. Ich habe ihr gerade noch Medizin gegeben, ein bisschen Zwieback konnte sie essen." "Das ist- sehr gut, Ji-min."
Jungkook hauchte dem Mann einen Kuss auf die Wange. Jimin blieb einfach sanft atmend auf ihm liegen. Anscheinend war er vor Erschöpfung eingeschlafen. Jungkook strich ihm weiter beruhigend durch die Haare. Er war dankbar, dass der Mann ihm so viel half.
Und er war ihm dankbar, dass er ihn nach wie vor so lieben konnte.
Vielleicht war er zu Beginn sehr abweisend gegenüber Jimin gewesen. Das sah er ein. Denn er hatte Jimin keinen Grund geben wollen, länger als nötig gegen seinen Willen bleiben zu müssen.
Aber Jimin hatte sich für Jungkook und seine Familie entschieden. Deshalb würde sich Jungkook niemals gegen Jimin entscheiden können.
Als der Familienvater sich sicher war, dass sein Partner tief und fest schlief, verließ er so leise es ging den Raum. Zuerst schaute er nach seiner Tochter, die erschöpft schlafend in ihrem Bett lag. Vor dem Bett stand ein Eimer, falls sie erneut erbrechen musste. Jimin hatte an alles gedacht.
Er liebte diesen Mann.
Am liebsten würde er ihm einen riesigen Strauß Blumen besorgen, aber der Weg zur nächsten Floristik war einfach zu weit weg. Die Kraft hatte er noch nicht in den Armen.
Und vielleicht schämte er sich ebenfalls, das Haus zu verlassen.
Denn momentan war er eigentlich immer Zuhause, außer wenn er seine Therapien hatte.
Er mochte den Anblick von sich selber im Rollstuhl nicht.
Er fühlte sich schrecklich.
Deshalb überkam ihm eine andere Idee.
Er würde Yoongi anrufen. Yoongi hatte heute frei, das wusste er, deshalb konnte sein Freund ihm bestimmt helfen. Er konnte ebenfalls nichts für Jimin kochen, er hätte erst einkaufen gehen müssen. Aber auch der richtige nächste Supermarkt war zu weit entfernt, der kleine Shop unten an der Straßenecke war nicht ausreichend für das, was sie benötigten. Sein Freund würde ihm garantiert helfen können.

Jimin fühlte sich deutlich ausgeruhter, als er wieder wach wurde. Er hatte anscheinend lange und viel geschlafen, er hatte definitiv mehr Energie als vorhin. Er hoffte, dass Jungkook mit der kranken Danbi alleine klar gekommen war. Denn sie hatte ihm die ganze Nacht viel abverlangt.
Aber als er seinen Partner laut lachen hören konnte, verließen seine Sorgen ihn sofort. Und als er danach eine andere Stimme lachen hören konnte, hielt er verwirrt inne. Seit wann war Besuch hier?
Jimin zog sich schnell etwas anderes über, ehe er grob seine Haare mit den Fingern versuchte zu bändigen. Und danach lief er langsam aus dem Schlafzimmer. Anscheinend war es schon gegen Mittag, denn es roch sehr lecker nach frischgekochtem Essen. Das kam Jimin recht, er hatte fürchterlich Hunger bekommen.
Vorsichtig trat er in die Küche.
Jungkook stand in seinem Rollstuhl vor dem Herd, während Yoongi mit einer schlafenden Danbi im Arm auf einem ihrer Stühle saß.
"Hi."
Jimin strich sich über seinen Arm, während beide Männer zu ihm schauten. Und Yoongi hatte sofort ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen.
"Hast du gut geschlafen, Jimin?" Jungkook bewegte sich ebenfalls an den Tisch, weshalb Jimin sich neben Yoongi setzte. Danbi hing schlapp in seinen Armen, seine Hand ruhte unter ihrem Kopf, damit dieser nicht schwach nach unten fiel. Jimin hatte nicht gewusst, dass er die Kinder ebenso lieb hatte. Er hatte gewusst, dass er selber keine Kinder hatte oder jemals haben wollte, aber er hatte ihn auch noch nie so eng miteinander gesehen.
"Ich fühle mich auf jeden Fall viel besser als heute morgen", antwortete er, weshalb Jungkook ihm ein Glas Wasser einschenkte. "Du- siehst auch wie-der besser- aus", antwortete Jungkook ihm. "Auf- dem Herd- steht noch et-was zu Es-sen für dich, Yoo-ngi hat gekocht. Wir- haben schon- gegessen." Nickend stand Jimin auf. Essen klang toll.
"Wie geht es Danbi?" Jimin füllte sich seinen Teller, um sich danach wieder neben seinen ehemaligen Lehrer zu setzen. Er wirkte anders, fand Jimin. Irgendwie nicht so streng wie damals, als er noch regelmäßig koreanisch bei ihm gelernt hatte. Und vielleicht lag es auch daran, dass er eine Brille auf hatte und sich seinen Bart nicht rasiert hatte. Denn einige schwarze Stoppeln zierten sein Kinn sowie auch seine Oberlippe.
"Danbi geht es besser", antwortete Yoongi ihm. "Sie hatte gerade eine Suppe, um ihren Magen nicht weiter zu beunruhigen. Sie hat sich nicht mehr übergeben."
"Das klingt gut."
Yoongi nickte, während er dem Mädchen die Haare aus der Stirn strich. Er schien glücklich, sie auf seinem Arm zu halten.
"Also hat sie euch keine Arbeit gemacht?"
Jimin schmatzte ein wenig, während er diese Frage aussprach. Er hatte großen Hunger, zeitgleich sorgte er sich auch, nicht geholfen und seinen Partner deshalb vielleicht überfordert zu haben. 
Yoongi schüttelte sanft den Kopf. "Danbi hat mit uns gegessen, jetzt schläft sie. Sie ist schon seit ungefähr einer halben Stunde am schlafen. Ich wollte sie gleich wieder ins Bett bringen, wenn du gegessen hast. Jungkook hat darauf bestanden, dass du erst zu Kräften kommst. Und mir macht es nichts, sie zu halten. Ich sehe die Kinder momentan nur noch selten. Eunsook und ich haben wenig Zeit, wir ziehen gerade um."
"Sie- zie-hen nach Seocho-Gu. Wo- auch Ho-seok wohnt", ergänzte Jungkook, während er zu Jimin schaute. "Eun-sook fängt dort- in einem Kran-kenhaus an."
"Wir wollen dort neu anfangen", lächelte Yoongi. "Raus aus der Mitte von Seoul, aber immer noch Seoul. Es war ihr Wunsch." "Mhm, umziehen ist manchmal das, was man braucht", antwortete Jimin ihm. Das Essen half ihm, Yoongi konnte großartig kochen.
"Eunsook und ich holen uns einen Hund, wenn wir dort wohnen. Wir haben schon einen Babypudel adoptiert, er heißt Holly. Unser kleines Baby."
Yoongi lächelte, während er Danbis Kopf in seine Ellenbeuge legte. Jimin fand, dass er einen großartigen Vater abgab. Aber er respektierte es, dass er kinderlos glücklich war. Vielleicht kam er auch nur so als guter Vater rüber, weil er selten mit Kindern in Kontakt stand. Vielleicht mochte Jimin auch den Anblick, weil er glücklich war, dass es seiner Tochter gut ging.
Und seinem Partner auch.
Denn dieser schien seit langem wieder glücklich zu sein. Es machte ihn ebenfalls glücklich.
"Ich- mö-chte auch einen- Hund", lächelte Jungkook, weshalb Jimin sofort zu ihm schaute. Das hatte er nicht gewusst.
"Ja? Seit wann?"
"Jetzt", antwortete Jungkook, während er selber einen Schluck Wasser nahm. Seine Stimme wurde zwar immer stabiler und wieder sicherer, aber Jungkooks Hals kratzte fast immer sofort, wenn er sprach. Sein Therapeut ging davon aus, dass das in einigen Wochen alles wieder kam. Aber auch dort musste sein Körper erst wieder fitter werden.
"Wir können darüber reden", antwortete Jimin ihm, weshalb sein fester Freund zustimmend nickte. Und danach schaute er zu Yoongi, der Danbi erneut Haare aus der Stirn strich. Er mochte es, durch ihre langen Haare zu streichen. Es beruhigte ihn.
"Ich gehe mich kurz waschen." Jimin stand auf, stellte seinen Teller zur Seite und richete erneut seine Haare. Und Jungkook griff sofort nach seiner Hand.
"Ich- möchte gleich- mit dir- re-den."
"Ich dusche, dann gerne. Ich habe geschwitzt beim Schlafen." Jimin grinste. Und danach drückte er Jungkooks Hand.
"Okay. Ich- liebe dich, Ji-min."
"Ich dich auch."
Jimin verließ den Raum, weshalb Yoongi sofort wieder zu seinem Freund schaute.
"Wann wirst du es ihm sagen?"
"Nicht- heute. Noch- nicht."
Jungkook schaute kurz aus dem Fenster, ehe er zu seiner Tochter schaute. "Ich- will nicht, dass- er das- nicht möch-te. Da-für ist- er mir zu- wichtig."
Yoongi schwieg kurz, ehe er nickte.
"Du musst es ihm bald sagen. Du hast nicht mehr viel Zeit."
Jungkook nickte verstehend. Er wusste, dass sein Geburtstag näher rückte. Und danach hatte er für Jimin etwas geplant, ohne seine Einwilligung oder gar Kenntnis über dieses Geschehen. Und er hoffte, dass sein Partner ja sagen würde. Er wollte nicht einfach etwas so großes alleine bestimmen. Und erst, wenn er sein Ja von Jimin erhalten hatte, würde er anfangen, zu suchen. Für eine bessere Zukunft für alle.

Au Pair ^JiKook^Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang