Ein wenig beschämt trat Jimin am Nachmittag in ihre Wohnung. Es war recht leise, er konnte das Geräusch von Jungkooks Handergometer hören, dazu das angestrengte Atmen seines Partners. Von den Kindern hörte er nichts.
Leise schloss Jimin die Tür, ehe er seinen Rucksack achtlos zur Seite stellte. Er wollte gerne mit Jungkook sprechen, um sich zu entschuldigen. Denn mittlerweile fand er seinen kleinen Ausbruch gestern sehr peinlich und unüberlegt.
Vorsichtig schaute Jimin in ihr Wohnzimmer. Jungkook saß in diesem an dem Esstisch, auf ihm stand das kleine Handergometer, mit welchem er gerade trainierte. Unter seinen Armen zogen sich große Schweißringe, so wie auch an seiner Brust. Anscheinend trainierte er schon lange. Zusätzlich hatte er seine Kopfhörer auf, er hatte Jimin wahrscheinlich noch gar nicht mitbekommen.
Jimin schaute seinem Partner einfach still zu. Jungkook konnte seinen linken Arm mittlerweile wieder sehr gut bewegen, die Kraft war ebenfalls wieder da. Manchmal machten seine Finger noch nicht das, was sie sollten, aber dafür übte er ja auch noch viel. Jimin hoffte einfach, dass seine Genesung gut laufen würde. Er hatte Angst, dass Jungkook zu viel tat und nachher nicht mehr die Kraft hatte, richtige Dinge zu tun. Oder es würde alles wieder zurückfallen. Er hoffte, dass alles gut laufen würde.
Er schaute sich Jungkook noch einige Minuten weiter an, ehe er seufzend zu ihm lief. Sanft berührte er ihn an der Schulter, damit er seine Aufmerksamkeit erlangte. Verwundert nahm Jungkook seine Kopfhörer ab.
"Jimin? Seit- wann bist- du wie-der hier?"
Jungkook stellte sofort die Musik aus, ehe er die Kopfhörer auf den Tisch legte. Und danach nahm er ein Handtuch, mit dem er sich die Stirn abtupfte.
"Ich war bis gerade bei Hoseok." Jimin nestelte an dem Saum des Tshirts, welches er anhatte. "Tut mir leid wegen gestern."
Jungkook löste die Bremsen seines Rollstuhls, ehe er mit seinen Armen die Räder von diesem bewegte. Vorsichtig entfernte er sich von dem Tisch. Jimin wusste nicht, dass er sich mittlerweile schon so gut alleine bewegen konnte.
"Ich- glaube, dass- das meine Schuld war, Ji-min." Jungkook hielt ihm eine Hand hin. Und Jimin ergriff diese sofort.
"Ich- war echt ge-mein zu dir, Jimin", begann Jungkook dann. "Ich- möchte eigent-lich nicht, dass du- gehst. Also zum Mi-litär-dienst, und ich hat-te mich wirklich- gefreut, dass du- bleiben kannst, weil- du die- Wahl hast. A-ber dann- hast du mir- von dei-nem Traum er-zählt, dass- du da un-bedingt hin möch-test und ich woll-te dich da-bei unterstüt-zen, aber es- klang lan-ge nicht so unter-stützend wie von mir- gedacht. Es- tut mir- leid."
"Mir tut meine Reaktion leid. Ich hatte das Gefühl, dass du mich weg haben möchtest. Das hat mich dolle verletzt." Jimin schaute peinlich berührt weg. Und Jungkook zog an seinem Arm, sodass der jüngere Mann zu ihm schauen musste.
"Das- ist nichts, wo-für du dich schä-men musst, Jimin. Ich- würde e-ben duschen, dann- habe ich- nur Zeit für- dich." "Wo sind die Kids?" "Seok-jin und Namjoon- sind mit ih-nen im Zoo. Sie mein-ten Zeit alleine- würde mir auch- gut tun. Hat- es auch. Ich konn-te in Ru-he ein wenig trainie-ren und da-bei nach-denken. Ich füh-le mich- besser." "Okay, sehr gut."
Jungkook hauchte Jimins Hand einen Kuss auf.
"Ich- habe auch- mit mei-nem An-walt tele-foniert. We-gen mei-ner Kündigung."
Jimin nickte. "Was sagt er?"
"Es- wird noch ein- wenig län-ger dauern, bis- wir ein Ergeb-nis bekom-men werden. Jetzt- wer-den meine medi-zinischen- Akten kon-trolliert, damit- ich nach-weisen kann, dass- ich von mei-ner Blu-tung im Kopf- nichts wusste. Sonst hät-te mich die- Firma nie- über-nommen. Sie weigern- sich nach wie- vor mein Geld- zu über-weisen. Mir- fehlen drei Monats-gehälter. Seokjin- streckt mir- das- Geld vor, bis ich- wie-der be-zahlt werde. Anders kön-nen wir uns die Woh-nung und un-ser Geld momen-tan nicht leis-ten." "Und mein Gehalt?" "Reicht- nicht, um alle Um-kosten zu- decken. Es tut- mir leid, Ji-min."
"Mir tut es auch leid." "Du- kannst da nichts- für." "Aber ich könnte etwas dazusteuern. Ich habe noch viel Geld auf dem Konto meiner Eltern. Dad und ich wollten das demnächst überweisen, damit ich es hier verwenden kann."
"Warte- da-mit bitte, bis- der Pro-zess geschlos-sen ist. Sonst- kann es- sein, dass- du da-durch finan-zielle Nachteile- bekommen kannst. Das- möchte ich- nicht."
"Okay."
Jimin atmete tief durch.
"Jungkook, ich habe das Gefühl, dass du mich anders liebst als vorher."
Es hatte viel Kraft gekostet, diesen Gedanken auszusprechen.
Aber er wollte wissen, ob er recht mit dieser Vermutung hatte.
Dieses Mal schaute Jimin ängstlich in Jungkooks Augen.
Sie waren so sanft wie noch nie, sie sprachen ihm so viel Wärme zu. Und doch sah Jimin in ihnen einen Funken, den er nicht kannte.
"Ich lie-be dich Jimin. Ich- liebe dich mehr- als nur Lie-be. Fühlst- du dich nicht- geliebt von mir?"
Jimin schüttelte zaghaft den Kopf. Und Jungkook drückte seine Hand so fest er konnte.
"Ich lie-be dich ganz- dolle, Ji-min. Wir- sollten aufs Sofa."
Jungkook ließ Jimins Hand los, ehe er zum Sofa rollte und sich dort angekommen selbstständig auf dieses setzte. Jimin folgte ihm langsam, ehe er sich zögernd neben ihn setzte. War es falsch gewesen, Jungkook so etwas zu fragen? Er wusste es nicht. Aber das Gefühl der Gewissheit beruhigte ihn.
Sobald er saß, lag er auf Jungkooks verschwitztem Oberkörper. Der Mann hatte ihn sanft zu sich gezogen und hielt ihn fest, so wie sonst auch immer. Jimin lief eine Träne über die Wange, die Jungkook sofort auffing und wegwischte. Er wollte nicht, dass sein Partner wegen so etwas belanglosem weinte. Das wäre nicht fair. Denn es wäre nicht nötig.
"Ich wollte nicht so über dich denken, Jungkook", hauchte Jimin, während er sich in dem Tshirt seines Partners festhielt. "Das ist nicht lieb von mir. Du vertraust mir, dann kann ich dir auch vertrauen."
Jungkook nickte nur.
"Aber- du darfst- so fühlen, Ji-min. Ich- habe viel- an mich ge-dacht. Weil ich- schnell wie-der der- Mann sein möchte, den- du ver-dienst. Ich- kann dir- so we-nig bieten, du- musst dich- plötzlich um- zwei Kin-der alleine küm-mern und mich- hast du zusätz-lich als Last. Das- ist alles- nicht fair von- mir."
"Du bist mir keine Last, Jungkook. Niemals." Jimin setzte sich auf, ehe er Jungkook küsste. In dem Kuss lag viel Schmerz. Schmerz von Jimin, aber auch Schmerz von Jungkook. Dieser Kuss war der Beginn einer Versöhnung. So empfand Jimin ihn.
"Es tut mir alles so leid."
"Setz- dich in mei-nen Schoß, Jimin."
Jimin tat sofort das, was sein Partner sich gewünscht hatte. Und sofort zog Jungkook ihn in einen festerern Kuss.
Dieser Kuss war unschuldig, gleichzeitig aber auch äußerst verführend.
Jimin hatte das vermisst.
Es fühlte sich wie früher an.
Deshalb intensivierte er den Kuss, indem er seine Zunge in Jungkooks Mund gleiten ließ. Jungkook empfing sie mit Freuden. Denn auch ihn ließ es Dinge spüren, die er vermisst hatte.
Er hatte seinen sorglosen Jimin vermisst.
Zu lange hatte er den gestressten Jimin vor sich gesehen, der nach und nach kraftloser in allem wurde. Das musste er ändern. Denn er wollte nicht, dass Jimin so endete wie er geendet war.
Kraftlos, antriebslos und mit grauen Haaren.
Depressiv.
Das passte.
"Mach Liebe mit mir", hauchte Jimin, während er sich enger an Jungkook drückte. Und dieser nickte, während er seine Lippen wieder mit Jimins kollidieren ließ.
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Au Pair ^JiKook^
FanfictionJeon Jungkook ist Geschäftsmann in einem erfolgreichen Unternehmen. Er würde sich selber als Workaholic bezeichnen, wenn ihn jemand nach einer kurzen Vorstellung fragen würde. Jedoch vernachlässigt er dadurch seine zwei Kinder, wie all seine Freunde...
