Aufgeregt lief Jimin zur Tür, als er diese nach Stunden langen Wartens endlich ins Schloss fallen hörte. Die Kinder waren seit einigen Stunden am Schlafen, Jungkooks Gerichtstermin hatte bis in die späten Abendstunden gedauert. Und nun konnte Jimin ihn endlich fragen, wie es um alles stand.
"Jungkook? Wie lief es?"
Jungkook antwortete ihm nicht, sondern fiel ihm lediglich weinend in die Arme.
Und sofort bildete sich ein dicker Kloß in Jimins Hals. Das konnte nichts gutes bedeuten.
"Was ist passiert?"
"Nach drei Jahren!"
Jungkook schien wütend.
"Nach drei Jahren sehe ich diese fürchterliche Frau wieder! Ich habe meine Dasom in ihr nicht mehr erkannt." Laut wimmerte Jungkook, weshalb Jimin ihn ins Wohnzimmer zog. So konnten die Kinder ihn nicht direkt hören.
"Sie saß mit ihrem neuen Kerl da. Ein ekeliger Mensch. Sie will plötzlich unbedingt meine Babys haben und hat so widerlich gelogen. Sie hätte andauernd versucht in Kontakt zu treten und so etwas. Aber das stimmt alles nicht! Ich habe durch meinem Anwalt erfahren, dass sie wohl neue Kinder mit ihrem ach so tollen Macker haben will, aber der wohl keine Kinder zeugen kann. Deshalb will sie meine Kinder! Um sich besser zu fühlen, um eine anscheinend neue Familie mit dem Wichser an Mann zu gründen!"
Wütend schmiss Jungkook sein Jackett durch das Wohnzimmer, weshalb Jimin sich still auf das Sofa setzte. Jungkook brauchte das gerade. Er musste seine Wut loswerden.
"Sie wusste nicht einmal, dass Danbi fast drei ist! Sie wusste keinen der beiden Geburtstage! Und dann will sie die Kinder?"
Dieses Mal flog die Krawatte durch das Zimmer.
"Morgen kommt das Jugendamt und schaut sich alles bei uns an, danach bei ihr. Und übermorgen geht der Prozess weiter! Die sollen aufhören zu schnüffeln! Die werden nichts gegen uns finden, nur gegen sie! Sie soll endlich aufgeben mit dem Müll! Und Übermorgen müssen die Kids sogar vor Gericht aussagen. Damit man schauen kann, zu wem sie besser passen. Haben die noch alle?!"
"Das Jugendamt will nicht immer das beste für Kinder, Jungkook", hauchte Jimin. "Sie haben damals einen guten Freund von mir weggegeben."
"Was?"
"Ich bin ja adoptiert", murmelte Jimin. Jungkook ließ sich erschöpft neben ihn auf das Sofa fallen, ehe er Jimins Hand in seine nahm.
"Ich war sieben. Er war in meiner Klasse, wir haben uns gut verstanden weil wir beide adoptiert waren. Zumindest hieß es so. Er war eigentlich auch adoptiert worden, als Baby, so wie ich. Seine Mutter wollte ihn dann nach Jahren zurück haben. Man wollte unbedingt Kind und Mutter wieder vereinen, da hat man ihn einfach zurück zu der Mutter geschickt. Er kannte sie nicht einmal. Ich weiß nicht, was aus ihm passiert ist."
"Jimin, was soll ich machen?!"
Jungkook klang hoffnungslos.
Und Jimin zuckte kurz mit den Schultern. "Sei bitte ehrlich. Wir putzen nicht vorher die gesamte Wohnung. Die sollen sehen, dass wir hier leben. Ich hatte das Jugendamt oft genug bei mir. Habe die teilweise öfter als meine Großeltern gesehen." Kurz schmunzelte Jungkook, weshalb auch Jimin grinsen musste.
"Sag denen, dass wir eine Beziehung führen. Die Kinder sollen alles machen, was das Gericht möchte. Zeige denen, wie sehr wir die Kinder lieben und wie ungerne wir sie abgeben."
"Bringt das etwas?!"
"Ich kann es dir nicht versprechen, Jungkook. Aber ich verpreche dir, bei dir zu bleiben."
Jungkook fiel Jimin um den Hals, ehe er weinte. Und weinte. Und weinte.
Er wusste nicht, warum er weinte.
Aber er tat es.
Nicht gerade wenig.
Und Jimin hielt ihn fest, ehe er ebenfalls weinte.
"Und hier verbringen wir gerne Zeit zu viert", lächelte Jungkook, während er den beiden Mitarbeitern vom Jugendamt das Wohnzimmer zeigte. Wie Jimin ihm gesagt hatte, hatte er nicht alles aufgeräumt. Es lagen wie immer diverse Spielsachen auf dem Boden verteilt, die Mal- und Bastelecke sah viel verwendet aus, und auch Schulsachen lagen im Raum. Jungkook fand, dass es perfekt war. Denn so waren sie immer. Organisatiert, aber nicht perfekt.
"Chanhyun ist momentan immer noch zur Schule?" Die junge Frau mit der kreisrunden Brille schaute zu Jungkook, der zustimmend nickte. "Genau. Er hat bis drei Uhr Unterricht, danach fahren wir schwimmen. Er lernt es momentan. Und durch seinen Diabetes mussten wir in letzter Zeit einige Stunden ausfallen lassen. Es ist noch eine Umstellung, was das alles betrifft. Aber wir haben das okay vom Kinderarzt, er darf weiter schwimmen."
Eifrig machte die Frau sich Notizen.
Jungkook wusste nicht, ob sie gut oder schlecht waren. Er hoffte auf das beste Ergebnis, was sie bekommen konnten.
"Und Danbi? Sie wird bald drei Jahre alt?"
"Ja, danach soll sie mit dem Kindergarten beginnen. Ich möchte, dass sie soziale Kontakte knüpft. Vorher war sie nur Zuhause und ich habe mich gekümmert. Jetzt hilft mir unser Au Pair Jimin bei allem."
"Hat Danbi keine sozialen Kontakte?"
"Ich gehe mit ihr zum Kinderturnen. Aber das mussten wir auch aussetzen. Sie ist im Dezember gestürzt und musste am Arm operiert werden. Jetzt ist wieder alles in bester Ordnung."
"Wie hat sie sich denn den Arm gebrochen? Gibt es dazu Aufzeichnungen? Von einer Klinik oder einem Arzt?" Fragend schaute sie zu dem Mann, der ein wenig eingeschüchtert nickte. Diese kleine Frau strahlte eine Dominanz aus, wie Jungkook sie nie zuvor gesehen hatte. Geschweige denn gespürt.
"Ja, ich habe alle Berichte abgeheftet. Benötigen Sie Kopien aller Berichte?"
"Das wäre fabelhaft."
"Ich weiß aber nicht, wie man die Röntgenbilder kopiert. Davon haben wir eine CD und einige Ausdrucke."
"Wir nehmen die Ausdrucke."
Nickend lief Jungkook in sein Büro, dicht gefolgt von den beiden Mitarbeitern. Er hatte sich noch nie so beobachtet gefühlt. Aber es war in Ordnung, wenn er dafür die Kinder behalten durfte. Obwohl das eigentlich keine Frage sein sollte.
"Hier sind alle Unterlagen, wir haben Kopien von allem mit abgeheftet. Für weitere Untersuchungen, aber ich kann sie Ihnen mitgeben."
Mit schwitzigen Händen nahm Jungkook die gewünschten Dokumente aus dem Ordner, ehe er sie in einen hellbraunen Umschlag steckte und der Frau überreichte.
Diese nahm den Umschlag gerne an, ehe sie erneut auf ihr Klemmbrett schaute.
"Park Jimin ist Ihr Au Pair. Seit wann ist er genau hier?"
"Seit Oktober. Es war sehr spontan, dass ich mich gemeldet habe. Ich habe gedacht, dass jemand wie Jimin perfekt zu uns passen könnte."
"Als Arbeitserleichterung?"
"Ja. Ich schäme mich ein wenig, das zu sagen, aber ich war vor fast einem halben Jahr ein wenig überfordert mit allem. Normalerweise habe ich immer Unterstützung von meinen Freunden bekommen, aber sie mussten beruflich reisen. Also ist Jimin zu uns. Er passt auf die Kinder auf, wenn ich noch arbeiten bin. Das klappt perfekt."
"Jimin und Sie. Hier steht, sie führen eine Beziehung zusammen?"
"Ja. Wir haben uns lieben gelernt, als er drei Monate hier war. Es hat gepasst. Die Kinder kommen sehr gut mit allem klar. Sie nennen ihn weiterhin Jimin. Er ist nicht ihr Vater. Das ist besser für alle."
"Besser warum?"
"Weil Jimin nach dem Jahr als Au Pair das Land wieder verlassen wird. Und die Kinder sollen nicht zwei Elternteile in zwei Kontinenten haben, wenn wir vielleicht nicht in einer Beziehung bleiben. Das wäre emotional nur Stress."
"Aber sie finden einen neuen Partner an der Seite nicht falsch?"
"Nein."
"Wann kommt Jimin zurück?"
"Er müsste gleich wieder ankommen. Chanhyun ist seit einigen Minuten mit der Schule fertig, dann fahren sie mit dem Bus."
Erneut schrieb die Frau etwas auf, während der Mann im Hintergrund durch das Wohnzimmer schaute. Wahrscheinlich, um zu schauen, wie die Kinder hier lebten.
"Gut, ich glaube, dass wir weiter müssen."
Mit einem beendenden Klicken legte die Frau ihren Kugelschreiber zur Seite. "Morgen bekommen Sie alles über die Gerichtsverhandlung mitgeteilt. Wir wünschen einen angenehmen Tag."
Jungkook begleitete die beiden noch zur Wohnungstür, ehe er sich erschöpft auf das Sofa setzte. Und sofort kam Danbi aus ihrem Zimmer, in ihren Armen ihr Lieblingskuscheltier.
"Sind die Menschen jetzt weg, Appa?" "Ja, sind sie. Haben sie dir komische Fragen gestellt?" Zu Beginn hatten sie Danbi zu allem befragt, Jungkook hatte nicht mit in den Raum gedurft. Sie hatten sogar Chanhyun in der Schule abgefangen und befragt. Und Jungkook fand das äußerst gruselig.
"Appa, soll ich etwa weg von dir?"
Verunsichert schaute Danbi zu ihrem Vater, der deshalb sofort seine Arme ausbreitete.
"Nein, das wäre mein größter Albtraum. Wir müssen morgen einmal mit einem Richter sprechen. Und dafür hat man sich alles angeschaut, dazu auch dich." "Die haben gefragt, ob ich dich mag. Und ob du lieb zu mir bist." "Hast du auch geantwortet?" "Ich habe gesagt, dass ich dich ganz dolle lieb habe. Und dann haben die immer gemeiner gefragt. Ich mag die nicht." "Das ist in Ordnung."
Fest drückte Jungkook Danbi an sich. "Wichtig ist, dass wir wissen, wie sehr wir uns lieben. Und egal was passiert, meine Liebe, ich habe dich fürchterlich dolle lieb. Du bist meine Prinzessin." "Ich habe dich auch lieb, Appa."
Jungkook spürte, wie sie die Umarmung verfestigte. Und danach spürte er, wie ihm eine Träne über die Wange lief. Er hoffte, dass Danbi seine Worte verstand. Denn er wusste nicht, ob sie morgen Abend noch hier wäre.
YOU ARE READING
Au Pair ^JiKook^
FanfictionJeon Jungkook ist Geschäftsmann in einem erfolgreichen Unternehmen. Er würde sich selber als Workaholic bezeichnen, wenn ihn jemand nach einer kurzen Vorstellung fragen würde. Jedoch vernachlässigt er dadurch seine zwei Kinder, wie all seine Freunde...
