135. Kapitel

310 23 6
                                    

Yunas Sicht:

Als Linus aufsteht, rechnet Alex scheinbar schon damit, dass er umkippen wird, denn er stellt sich direkt neben ihn. Habe ich doch was falsch gemacht? Habe ich ihn verletzt? Ich wusste ich hätte das nicht tun sollen. Warum habe ich mir das nur einreden lassen? Linus steht keine zwei Sekunden, als er die Augen schließt und Alex in die Arme kippt. Alex lächelt mich berechnend an, während er Linus auf den Boden legt und seine Beine hochhält. „Dein Patient, komm schon“, animiert er mich. Unsicher knie ich mich neben ihn. Ich stecke ihm mein Pulsoxy an. „Und jetzt?“, frage ich Alex. Ich möchte wirklich nichts falsch machen und habe ehrlich gesagt auch ein bisschen Angst. „Ich glaube er kommt langsam schon wieder zu sich. Klopf ihm mal leicht gegen die Wange.“ Ich führe Alex Anweisungen aus und er hat recht. „Hey, Linus, mach mal die Augen auf. Komm schon!“, meine Stimme zittert ein bisschen. Bleibt mir nur zu hoffen, dass Alex das nicht mitbekommt. „In der dritten Schublade von links ist eine Blutdruckmanschette. Hol sie bitte und miss den Blutdruck“, erklärt mir Alex weiter und lässt Linus Beine runter, welcher in diesem Moment die Augen öffnet und sofort Anstalten macht sich aufzurichten. Ich stehe schnell auf und hole die Manschette. „Du bleibst schön liegen mein Freund“, vernehme ich Alex Stimme und als ich mich umdrehe, sehe ich gerade noch, wie Alex seine Schulter wieder Richtung Boden drückt. Ich hocke mich auch wieder zu den beiden und beginne am linken Arm den Blutdruck zu messen. Da wir ja eigentlich wegen Übungseinsätzen hier waren, trage ich zum Glück auch mein ganzes Equipment bei mir. „90/50“, gebe ich meine Information schnell an Alex weiter. „Huii, der ist aber noch ordentlich im Keller Herr Hoffmann!“ Alex sieht nicht so begeistert aus. Linus wirkt genervt. Bestimmt ist er sauer auf mich. Ich wusste ich habe was falsch gemacht. „Komm schon Alex! Ich fühle mich gut. Ich habe vielleicht ein bisschen wenig getrunken heute morgen. Vielleicht hat Yuna sich ja auch vermessen“, sagt er immer noch deutlich genervt.

Alex Sicht:

Sag mal was ist denn bei dem kaputt gegangen? Ich habe gemerkt, dass Yuna sich die ganze Zeit schon sehr unsicher in ihrem Handeln war, doch Linus Worte müssen sie in ihrem Denken oder was auch immer da in ihrem Kopf vorgeht bestärkt haben, denn auf einmal fällt mir auf, dass ihre Augen glasig werden. Abrupt steht sie auf und bevor ich da richtig realisiere und etwas sagen kann, ist sie schon aus dem Raum gestürmt. „Was ist denn jetzt bei dir kaputt?“, maule ich Linus an. Dieser scheint sich keiner Schuld bewusst zu sein und schaut mich verwirrt an. Ich nehme schnell mein Handy heraus und schreibe Franco.

Möglicherweise ist nicht alles nach Plan gelaufen. Könnt ihr mal bitte nach Yuna schauen? Die ist gerade hier aus dem Raum gestürzt. Ich muss leider bei Linus bleiben. Der hat einen 90/50 Druck.

Ich hoffe sie finden sie schnell und sie hat nicht die Wache verlassen. „So, dann setz dich doch mal langsam auf und ich messe nochmal. Ich hänge auf jeden fall gleich noch eine Infusion an, da kommst du nicht drumherum.“ Der Notarzt vor mir kommentiert das mit einem genervten Augenrollen, wehrt sich aber nicht.

„100/60 Das schaut ja schon mal besser aus. Hier noch deine Infusion und dann gehen wir mal zurück in den Seminarraum. Ich hoffe für dich das sie Yuna gefunden haben, sonst darfst du dir gleich eine gewaltige Standpauke anhören. Was ist da eigentlich eben los gewesen? So kenn ich dich doch gar nicht?“ Er überlegt noch kurz bevor er sein schweigen mit einem tiefen seufzen bricht. „Ich weiß auch nicht, ehrlich. Ich hasse es einfach wenn ich zugeben muss einen schwachen Moment zu haben und die Kontrolle auch mal abzugeben. Ich habe die Worte in dem Moment bereut, als sie über meine Lippen gekommen sind. Es tut mir leid. Aber warum ist Yuna direkt abgehauen? Sie kommentiert doch sowas normal mit einem lockeren Spruch und gut ist“, erklärt er. Ich sehe die Reue in seinen Augen und ein bisschen tut er mir sogar leid. „Bei mir brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Yuna war die ganze Zeit schon total unsicher, ich kann mir nur vorstellen, dass sie sich vielleicht die Schuld gegeben hat, weil du vorher ja noch gesagt hattest du kannst sowas ab und dann bist du uns quasi in die Arm gefallen. Ich hatte ihr es auch überlassen dich zu versorgen, aber es sah so aus als hätte sie regelrecht Angst davor. Deine Worte müssen sie bestätigt haben.“ Linus sieht erschrocken aus. „Scheiße. Ich will mir wirklich nicht vorstellen was für Vorwürfe sie sich in ihrem Kopf zusammenreimen muss.“ Plötzlich springt Linus auf. Er schwankt noch immer und ich halte ihn sofort fest. Da sein Blut durch den schnellen Lagewechsel wie vorhin schon wieder in seine Beine absackt, warte ich eigentlich nur darauf, dass er mir wieder in die Arme fällt. Diesmal bin ich jedoch schneller, drücke ihn zurück auf die Liege und verstelle den unteren Teil so, dass seine Beine erneut hochgelagert werden. „Hey! Nicht nochmal!“ Ich klatsche ihm sanft gegen die Wange und er öffnet zum Glück sofort seine Augen. „Kannst du dir jetzt bitte eingestehen, dass du noch nicht wieder auf der Höhe bist?“ Er verdreht die Augen. „Jaaa Papa Alex! Aber ich muss so schnell wie möglich mit Yuna sprechen und das klarstellen, bitte.“ Ich unterdrücke bei seinem ersten Satz ein Schmunzeln. „Ich frage mal Franco ob sie sie gefunden haben und ob sie herkommen kann, okay? Wenn dein Kreislauf danach wieder mitspielt gehen wir zurück zu den anderen und beenden diese zwei Übungstage mit ein paar gelungenen Übungseinsätzen“, schlage ich ihm vor. „Okay, danke. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass ihr so für mich da seit“, gibt er sich geschlagen.

Habt ihr sie gefunden? Wie geht es ihr?, frage ich Franco.

Ja, wir haben sie gefunden. Sie hatte sich auf dem Klo eingesperrt. Was ist da bei euch passiert? Sie war total aufgelöst und hat irgendwas davon geredet sie wäre schuld.

Folgt prompt seine Antwort. Ich fahre mir durch die Haare und seufze bevor ich antworte.

Linus möchte mit ihr sprechen. Könnt ihr sie herbringen?

Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist. Sie ist gerade wieder total panisch geworden als ich ihr das gesagt habe.

Bitte, sag ihr es ist wichtig und wirklich niemand ist sauer auf sie. Sie kann ja Jo mitbringen, wenn sie das beruhigt.

Es folgt keine Antwort mehr, aber kurz darauf klopft es leise an der Tür. Ich habe Linus den Chat gezeigt und auch er wirkt davon ziemlich mitgenommen. Ich öffne die Tür und davor steht Jo, welcher Yuna im Arm hat. Sie hat rot geweinte Augen und sieht total verängstigt aus. Jo straft mich mit einem mehr als bösen Blick.

__________________________________________
Und schon geht's weiter!

Mal eine Frage: Wollt ihr wissen was passiert ist nachdem Yuna das Zimmer verlassen hat oder soll ich im nächsten Kapitel direkt an das hier anknüpfen?

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt