82. Kapitel

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Als ich die Augen öffne und mich umschaue werde ich wieder leicht panisch. Wir befinden uns noch immer im Flugzeug.

Ich lasse meinen Blick über die anderen streifen und stelle zu meinem Entsetzen fest das sie schlafen.

Ich versuche mich selbst zu beruhigen und mir gut zuzureden.

Nachdem ich einen Blick auf mein Handy geworfen habe, sehe ich, dass wir bald landen müssten.

Meine Finger sind fest mit Jos verknotet und ich beobachte ihn beim schlafen. Auf seinem Gesicht zeichnet sich ein Lächeln ab. Vielleicht träumt er von mir?

Plötzlich ertönt ein Warnsignal und die Anschnallzeichen leuchten auf.

Einen Moment habe ich Hoffnung, dass wir zum Landeanflug ansetzen, doch meine Hoffnungen werden Sekunden später durch die Durchsage unseres Kapitäns zunichte gemacht.

,,Meine Damen und Herren, wir bitten sie Platz zunehmen und sich anzuschnallen. Es kommt unerwartet zu Turbulenzen. Wir bitten um Entschuldigung.
Ladies and gentlemen, we kindly ask you to take your seats and fasten your seatbelts. Unexpected turbulence is ahead. We apologize.
Signore e signore, vi preghiamo di prendere posto e allacciare le cinture di sicurezza. Ci sono delle turbolenze impreviste. Chiediamo scusa."

Meine Atmung beschleunigt sich. Wir werden abstürzen, ich wusste es. Ich versuche mich zu konzentrieren, eine Panikattacke kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen!

,,Alles in Ordnung Miss?", fragt mich eine Flugbegleiterin, welche kontrolliert ob unsere Gurte richtig sitzen.

Ich steigere mich zu sehr rein und kann nicht antworten. Ruhig bleiben, konzentrieren, dir wird nichts passieren. Wiederhole ich wie ein Mantra in meinem Kopf. Es funktioniert nicht.

Die Flugbegleiterin scheint nicht zu verstehen was los ist und schaut mich weiter fragend an. Ich spüre wie meine Luft immer knapper wird und beginne noch schneller zu atmen. Meinen Herzschlag nehme ich überdeutlich in meinn Ohren war.

Wo ist der Spürsinn der Ärzte wenn man ihn mal braucht?

Ich werfe einen panischen Blick in Richtung der anderen und stelle fest, dass sie immer noch schlafen. Da Franco am nächsten sitzt versuche ich ihn zu wecken und entscheide mich dafür die Flugbegleiterin erst einmal zu ignorieren.

,,F-F...Fra...nco", bringe ich unter größter Anstrengung krächzend hervor, aber er wacht nicht auf.

,,Kann ich ihnen irgendwie helfen?", meldet sich die Flugbegleiterin wieder zu Wort.

Ich versuche auf Franco zu zeigen und ihr klar zu mach, dass sie ihn wecken soll. Währenddessen tanzen schon schwarze Punkte in meinem Blickfeld und auf meiner Stirn bilden sich Schweißtröpfchen. Mir wird schwindelig und mein Mund ist ausgetrocknet, als sich die ersten Tränen einen weg bahnen. Wie können die denn davon nicht aufwachen?

Ich schaue wieder zu Franco und nehme neben der Flugbegleiterin eine weitere Gestalt war.

,,Ich bin Arzt. Kann ich vielleicht helfen?", der Mann schaut mich an, ich schaue ihn an. Besser als nichts oder?

Panisch nicke ich, der Mann kommt auf mich zu und geht vor mir in die Hocke. Der Arzt gibt sein bestes und probiert alle möglichen Atemtechniken und Beruhigungsversuche, doch ich kann mich nicht beruhigen.

Ich bin so tief in der Panikattacke, wenn überhaupt könnte mich gerade nur noch einer der Jungs hier heraus holen.

Als ich schon fast denke, das ich gleich ohnmächtig werde und die Hoffnungen aufgebe, murrt Franco endlich vor sich hin.

Eine Welle der Erleichterung überkommt mich, die sogleich von einer noch heftigeren Panikwelle verdrängt wird.

,,Entschuldigen sie der Herr? Ich glaube ihre Tochter braucht Hilfe", versucht sie ihn anzusprechen.

Ach was?! Ich brauch Hilfe? Wie wäre es wenn sie versuchen mir zu helfen? Der Arzt schafft es offensichtlich nicht!

Als die Worte der Flugbegleiterin endlich zu Franco durchdringen ist er sofort hellwach und schaut sich nach mir um. Er erfasst die Situation in Sekundenschnelle und schnallt sich ab um mir zu helfen.

,,Ich bin Arzt. Ich versuche schon ihrer Tochter zu helfen, keine Sorge, das ist nur eine Panickattacke", anscheinend versucht der Arzt jetzt Franco zu beruhigen.

Die schwarzen Punkte in meinem Sichtfeld werden größer. Ich habe das Gefühl, dass mir mein Oberteil die Luft abschnürt und ich keine Luft mehr bekomme.

,,Schon gut, ich weiß. Ich bin Sanitäter. Dürfte ich bitte zu meiner Tochter?" Schneller als ich schauen kann hat sich der fremde Arzt erhoben und Franco platz gemacht.

Dieser nimmt mich hoch, nur um mich auf seinem Schoss wieder herunter zu lassen.

,,Ganz ruhig Atmen. Es ist alles gut. Dir kann nichts passieren. Wir machen es wie immer okay?", bevor ich darüber nachdenken kann, legt er mir seine flache Hand auf den Brustkorb und gibt so einen Rythmus vor. Mit der anderen Hand drückt er meinen Kopf an seine Brust.

Im ersten Moment glaube ich wirklich zu ersticken, da mich seine Hand noch mehr beim Atmen stört. Aber dann wird es langsam besser.

,,Wecken sie bitte den Mann da drüben, er hat alles dabei", weist er den Arzt an, welcher sofort nickt und Oli weckt.

Mein Atmung wird zwar minimal besser, aber meine Arme und Beine kribbeln immer noch und ich atme immer noch zu schnell.

,,Pssst, gleich kommt Oli. Der hat auch eine Maske, dann wird es gleich besser. Wir sind alle für dich da, du brauchst keine Angst zu haben. Überlass uns alles und konzentriere dich auf deine Atmung. So ist gut."

Ich spüre wie mir jemand etwas über den Kopf zieht und zucke kurz heftig zusammen.

,,Keine Angst, ich bin es nur. Wir heflen dir", vernehme ich Olis ruhige Stimme und gebe die komplette Kontrolle an die beiden ab.

Nach und nach beruhigt sich meine Atmung immer mehr und auch das kribbeln lässt nach, die Tränen versiegen und die schwarzen Flecken aus meinem Sichtfeld verschwinden.

Erschöpft lasse ich mich gegen Francos Brust sinken und lausche seinem Herzschlag.

Oli nimmt mir die Maske ab und Franco streicht beruhigend durch meine Haare. Als ich meinen Blick Jo zuwende sehe ich, dass auch er mittlerweile wach ist.

Er nimmt meine Hand in seine und flüstert: ,,Du hast es geschafft. Ganz ruhig." Sofort steigt Hitze in mir auf und auch die Schmetterlinge in meinem Bauch erwachen.

Oli hält mir einen Becher mit Wasser vor die Nase.

,,Hier trink, du hast bestimmt einen trockenen Hals", dankbar lächle ich ihn an und trinke zügig den Becher leer.

Danach lasse ich mich wieder gegen Franco sinken und gebe mich der Erschöpfung hin.

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Hey, schön das ihr auch heute Abend wieder dabei seit.

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt