117. Kapitel

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Dustins Sicht:

In der Annahme vor der Tür Sophia und Jo, die von der Schule kommen anzutreffen öffne ich mit einem lockeren Spruch auf den Lippen die Tür.

Als ich jedoch Jo auf den Treppen mitten in einer Panikattacke entdecke, bekomme ich Angst und der Spruch bleibt mir in der Kehle stecken.

Wo ist Sophia?
Was ist passiert, dass Sophia nicht bei Jo ist und er so aufgelöst ist?

Ich setze mich sofort zu Jo und versuche ihn zu beruhigen. Das klappt leider nur bedingt und so versuche ich ihm nochmal klar zu machen, dass er genug Luft bekommt.

Mist!

Warum ist Paula ausgerechnet jetzt einkaufen?

Mich an den letzten Halm klammernd, versuche ich ihn an meine Brust zu drücken.

Tatsächlich...

Sobald Jo meinen Herzschlag wahrnimmt beruhigt er sich. Mein Puls dürfte zwar auch auf 180 sein und meine Atmung ist auch nicht unbedingt vorzeigbar, aber es hilft. Erleichtert lasse ich mich gegen die Hauswand sinken und lobe Jo, als er sich weiter beruhigt. Ich unterdrücke meinen drang nachzufragen was passiert ist, nicht dass es ihn wieder hochpusht.

Doch scheinbar reicht bei ihm ein Gedanke und es bricht eine neue Welle der Panikattacke über ihn herein.

Scheiße, was mach ich jetzt?

Mein Handy liegt drinne und Paula braucht noch ein bisschen.

,,Jo, bitte. Ich bin bei dir. Ich bleibe bei dir. Es ist alles gut."

Damit habe ich scheinbar einen Nerv getroffen, denn er beruhigt sich augenblicklich wieder und gräbt sich weiter in meine Brust.

,,Versprochen?", bringt er atemlos hervor.

Irritiert nicke ich: ,,Natürlich, immer. Wir sind genauso für dich da wie für Sophia."

Sein Atem beruhigt sich langsam und er kann sich in meinen Armen entspannen. Während wir an der Tür sitzen kommt Paula plötzlich angerannt und Jo verspannt sich wieder etwas in meinen Armen.

Ich spüre, dass ihm die Kraft fehlt sich weiter zu der Situation zu äußern und er sich eigentlich nur hinlegen will.

,,Lass gut sein Paula. Ich kümmere mich schon. Zusätzliche ärztliche Präsens kann er gerade nicht vertragen. Ich helfe dir auch gleich beim auspacken."

Paula sieht, dass ihre Anwesenheit gerade wirklich kontraproduktiv wäre und zieht sich nickend ins Wohnzimmer zurück. Jo entspannt sich sofort wieder ein bisschen.

,,Ich helfe dir jetzt beim aufstehen und dann bring ich dich ins Wohnzimmer. Da kannst du dann ein bisschen schlafen, okay?"

Er nickt müde und lässt sich langsam von mir hochziehen. Ich trage ihn aufs Sofa und decke ihn zu. Augenblicklich schließt er erschöpft seine Augen.

,,Was war los?", fragt mich Paula vom Sessel aus.

,,Wenn ich ehrlich bin habe ich keine Ahnung. Ich hab die Tür aufgemacht, weil ich dachte die beiden kommen von der Schule, aber vor der Tür war nur Jo mitten in einer Panikattacke. Es hat mich ganz schön viel Kraft gekostet ihn da raus zu holen. Diesmal war sie aber anders. Der Trigger war nicht die gleiche Angst wie sonst. Diesmal hatte ich eher das Gefühl, dass es Verlustängste waren. Weißt du wo Sophia ist?", bringe ich Paula auf den aktuellen Stand.

Auf meine Frage hin schüttelt sie ihren Kopf. Als jedoch ihr Handy eine eingehende Nachricht signalisiert und sie es in die Hand nimmt, wandelt sich ihr Kopfschütteln in ein nicken. Fragend schaue ich sie an.

,,Sophia ist bei Linus. Er schreibt sie machen sich einen schönen Nachmittag", klärt sie mich auf.

,,Seltsam, okay. Kannst du sie vielleicht später abholen?"

,,Klar kein Problem."

Während ich Paula helfe die Einkäufe auszuräumen hängen meine Gedanken die ganze Zeit bei Sophia.

Warum ist sie bei Linus?
Ist etwas zwischen Jo und Sophia vorgefallen?

Paulas Sicht:

Am Nachmittag fahre ich zu Linus um Sophia abzuholen. Zugegebenermaßen habe ich mir ja auch einige Gedanken zu der Situation gemacht und bin wirklich gespannt in welchem Zustand ich Sophia vorfinden werde.

Als ich an der Tür klingel dauert es einige Minuten bis mir ein verschlafen aussehender Linus die Tür öffnet.

Als er mich sieht errötet er.

Ich muss kurz kichern als ich seine verwuschelten Haare sehe.

,,Hab ich dich aus deine Mittagsschlaf geweckt?", frage ich belustigt.

,,Fast. Ich hab mich vorhin mit Sophia auf die Couch gesetzt und wir haben geredet. Müssen wohl eingeschlafen sein." Auch Linus kann sich jetzt ein grinsen nicht verkneifen. In meinem Bauch kribbelt es plötzlich.

,,Komm doch rein. Ich glaube Sophia braucht noch fünf Minuten um in der Welt der lebenden anzukommen. Möchtest du was trinken? Wasser? Kaffee?"

Mit einer einladenden Geste tritt er einen Schritt zurück.

,,Ein Wasser wäre gut, danke. Und für Sophia am besten auch. Die hat nach dem aufwachen oft Kreislauf Probleme", informiere ich Linus welcher hinter mir die Tür schließt.

,,Das wusste ich noch gar nicht. Orthostatische Hypotonie?", fragt Linus während er mich zu Sophia ins Wohnzimmer führt.

,,Das haben wir tatsächlich noch nicht weiter untersucht beziehungsweise untersuchen lassen. Aber vielleicht sollten wir das demnächst nachholen. Ist ja kein allzu großer Aufwand."

Linus stimmt mir nickend zu. Ich setze mich neben Sophia aufs Sofa und Linus verschwindet wahrscheinlich in die Küche, um uns zwei Gläser Wasser zuholen.

,,Hey kleine. Beehrst du uns auch wieder mit deiner geistigen Anwesenheit?" Sie schmunzelt und setzt sich langsam auf.

Während sie das Glas Wasser leert fallen mir ihre roten Augen auf.

Hat sie geweint?

Auch ich nehme ein Schluck aus dem Glas welches mir Linus gereicht hat und stelle es danach auf dem Couchtisch ab.

,,War alles gut?", frage ich vorsichtig.

,,Mehr oder weniger. Wir haben über einige Dinge gesprochen. Aber das bleibt unter uns beiden und Sophia weiß, dass sie sich damit auch in Zukunft immer an mich wenden kann", erklärt Linus bevor Sophia in Erklärungsnot gerät.

Sophia schaut ihn verwundert aber dankbar an und nickt lächelnd.

Linus Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist echt Herzerwährmend. Wie schnell sie vertrauen in ihn fassen ist echt schön zu sehen und mir auch in einigen gemeinsamen Einsätzen schon aufgefallen.

Ob er alleine in dem Haus wohnt?

Zumindest habe ich keine Kindersachen gesehen, aber es würde mich nicht wundern, wenn ein so toller Mann vergeben ist.

,,Ich gehe schnell aufs Klo, dann können wir gehen", meldet sich Sophia zu Wort, strampelt die Decke von sich und steht auf. Kurz schwankt sie und ich mache mich schon bereit sie aufzufangen, aber sie hält sich und läuft sicher ins Bad.

,,Das sollten wir wirklich bald mal angehen. Aber auch von den Werten die ich von Sophia kenne, würde es symptomatisch passen", spreche ich meine Gedanken laut aus.

,,Ja, eine Kipptischuntersuchung könnte Klarheit verschaffen. Oder wir müssen mal ein 24 Stunden EKG schreiben", bemerkt Linus.
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Leute ich bin zurück! Hoffe ich schaffe es jetzt wieder alle zwei Tage zu uploaden.

Hoffe euch gefällt das Kapitel.

Hab euch alle lieb :-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt