102. Kapitel

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,,Also ich fange am besten ganz von vorn an, damit Jo und Franco alles mitbekommen."

Jo muss meinen Gesichtsausdruck gelesen haben und gesehen haben wie wenig Lust ich habe nochmal durch diese Gefühlsachterbahn zu gehen, denn er zieht mich vorsorglich in seine Arme und hält mich fest.

Ich fühle mich sofort ein bisschen behüteter und glaube sogar daran, dass ich das schaffen kann.

Da eine unangenehme Stille eingetreten ist räuspere ich mich bevor ich erneut ansetze.

,,Oli und ich wollten eigentlich nur einkaufen und die Stimmung war wegen dem Wetter und dem Radio eh schon gedrückt. Dann haben sich die Leute im Radio bestimmt gedacht: Last uns den Tag noch beschissener machen!"

Ein schmunzeln huscht über alle Gesichter bevor sie mich wieder interessiert und mitleidig mustern.

Warum tue ich mir die ganze Scheiße eigentlich an? Richtig, die neugier von so manchem möchte gestillt werden und "reden hilft ja". Innerlich verdrehe ich die Augen.

,,Jedenfalls... es lief... Photograph. Und das lief halt damals im Auto. Ich weiß eigentlich auch nicht mehr so genau was dann passiert ist. Es war einfach so real", zum Ende hin flüstere ich nur noch und weiß gar nicht ob sie mich noch gehört haben.

Auch Franco rutscht jetzt zu uns rüber und nimmt mich Jo ab. Er wischt mir mit seinem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht und drückt mich danach an sich. Oli übernimmt jetzt für mich und erzählt was er von außen mitbekommen hat.

,,Also, wie du schon gesagt hast lief Photograph. Ich wusste erst gar nicht was auf einmal los war. Du hast wie aus dem nicht angefangen zu hyperventilieren. Ich hab bei der nächsten Möglichkeit erstmal gehalten und versucht dich anzusprechen und dich zu beruhigen, aber keine Chance. Nachdem ich es dann mit einem Schmerzreiz probiert habe, dachte ich kurz du bist wieder da und habe schon erleichtert aufgeatmet. Aber statt dann auf mich zu reagieren hast du komplett aufgehört zu Atmen. Du hast auch einfach nicht mehr reagiert. Ich war am Ende mit meinem Latein."

Ich sehe, dass auch Oli eine Träne verliert und erst jetzt wird mir bewusst wie schwer es für ihn gewesen sein muss. Ich löse mich vorsichtig von Franco und krabble in Olis Arme. Er erschreckt sich kurz, da er die Augen geschlossen hatte, um tief durchzuatmen. Als er mich erkennt setzt er ein schiefes lächeln auf und lässt mich auf seinen Schoß.

,,Ich habe dich dann auf die Rückbank gesetzt und ehrlich gesagt angefangen langsam Panik zu schieben. Ich hab in dem Moment noch nicht mal daran gedacht den Notruf zu wählen oder so. Ich habe dann in einem letzten Versuch irgendwas bei dir zu bewirken einmal fest auf dein Brustbein gedrückt und scheinbar hat es geholfen, auch wenn ich im nach hinein betrachtet total unprofessionell gehandelt habe und es definitiv bessere Wege gegeben hätte", schließt er mit einer kleinen Selbstreflexion.

Nicht nur bei Oli laufen die Tränen mittlerweile ungehindert. Auch mir fließen Sturzbäche über die Wangen und ich vergrabe mich immer weiter in Olis Brust, während er mich gefült immer fester an sich zieht. Es tut mir im Herzen weh, dass er sich so gefühlt hat. Ich genieße den Moment mit Oli irgendwie trotzdem sehr und bin froh, dass sich die anderen nicht einmischen.

Als wir uns langsam beruhigen ergreift Alex das Wort: ,,Hey Oli, mach dir keine Vorwürfe. Es geht allen gut. Ich glaube in so einer Situation hätte auch ich nicht rational und objektiv Handeln können. Sophia willst du nochmal darüber reden wie es dir dabei ging?"

Seine Stimme ist so sanft und fürsorglich, dass ich in kombination mit Olis Wärme und den Ereignissen des Tages fast einschlafe.

,,Ich glaube heute wird das nichts mehr", flüstert Dustin kaum hörbar, da ich ihn nicht sehe, weiß ich nicht was danach passiert, aber es kommt Bewegung in die Sache und die Matratze bewegt sich unter mir und Oli.

,,Schlaf ruhig", vernehme ich Francos Stimme, welcher mir einen Kuss auf den Scheitel drückt. Danach folgen noch Dustin und Alex. Nachdem uns die drei eine gute Nacht gewünscht haben ist die Zimmertür zu hören und danach Schritte auf der Treppe. Oli legt sich umständlich in mein Bett, da ich ihn nicht los lassen will und erst da fällt mir auf, dass scheinbar sogar Jo das Zimmer verlassen hat. Viel Zeit habe ich nicht um darübr nachzudenken, denn schon holt mich die Müdigkeit ein und ich gebe mich ihr hin.

Ich werde dadurch wach, dass jemand das Rollo hochzieht und mir leider keine Sonne entgegen stahlt, sondern der gleiche Regen, der auch schon gestern den ganzen Tag, gegen mein Fenster getrommelt hat.

Oli neben mir murmelt irgendwas unverständliches vor sich hin und dreht sich leider einmal zu viel in Richtung Bettkante. Bevor ich oder unser Wecker in Form von Paul reagieren können liegt Oli schon auf dem Boden.

Auf der Treppe sind fast sofort nach dem Aufprall Schritte zu hören. ,,Alles okay bei euch?", ruft Phil, welcher Sekunden später in der Tür steht und die Situation belustigt studiert. Als ich sein grinsen sehe geht auch mein letzter Funken Selbstbeherrschung flöten und ich lache laut los.

,,Nicht lustig Sophia!", quengelt Oli vom Boden. Paul und Phil bieten ihm jeweils eine Hand an und ziehen ihn hoch. Er setzt sich auf mein Bett und reibt sich mit einem schmerzverzerrtem Ausdruck im Gesicht das Steißbein.

,,Alles gut alter Man?", zieht Phil ihn auf.

,,Jaja",grummelt dieser daraufhin, erhebt sich von meinem Bett und verlässt hinkend mein Zimmer.

Langsam bekomme auch ich mein Lachen wieder unter Kontrolle und Phil stapft Oli hinterher.

Paul setzt sich zu mir. ,,Und gut geschlafen?"

,,Jap, mehr oder weniger", antworte ich ehrlich und bin selbst überrascht, dass ich trotz der Ereignisse so gut schlafen konnte.

,,Freut mich. Wenn du reden möchtest, du weißt wo du uns findest", nach diesen Worten erhebt auch er sich von meinem Bett und verschwindet. Da funktionieren die Buschtrommeln aber mal wieder einwandfrei!

So Sophia, was stellen wir jetzt mit diesem Samstag morgen an? Mit einem Blick auf die Uhr vergewissere ich mich, dass es wirklich noch nicht so spät ist und erschrecke leicht, als ich sehe, dass es schon elf Uhr ist. Da ich immer noch die Klamotten von gestern trage, schnappe ich mir gemütliche Klamotten aus dem Kleiderschrank, ziehe mich um und gehe danach ins Bad um mich frisch zu machen.

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Soo, um diese späte Uhrzeit genehmige ich euch noch ein Kapitel.

Ich hoffe es gefällt euch und wir lesen uns Freitag!

Übrigens habe ich am Freitag eine weitere Überraschung für euch parat, also seid gespannt.

Hab euch alle lieb ;-)

(Asds) Von der Glücklichen Familie zum WaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt