Kapitel 44

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Jackys Sicht:

Während wir den Film schauen, schläft Linnea ein. Ihr Kopf fällt auf Paulas Schulter. Ich grinse sie an, da sie vor sich hin lächelt. Vorhin hat Linnea mir total stolz erzählt, dass sie schon die Vokale lesen und schreiben kann.

ca. 30 min später:

Der Film ist zu Ende, so dass wir jetzt alle das Popcorn und die Chips wegräumen. Urplötzlich schreit Linnea, die immer noch auf dem Sofa liegt und schläft. Ich zucke zusammen. Alle drehen sich in Richtung Sofa. Es knallt. Linnea ist anscheinend vom Sofa gefallen. Ich laufe zu ihr hin. Als ich auf sie zugehe, setzt sie sich auf und krabbelt rückwärts von mir weg. "Lass mich in Ruhe! Geh weg! Ich will zu Jacky! HAU AB!" stammelt sie. "Linnea, ich bin's. Jacky. Du träumst." rede ich auf sie ein. "Ich will zu Jacky!" sagt sie wieder. Und wieder. Und wieder, wieder, wieder. Ich nehme sie in den Arm. Erst wehrt sie sich, aber wacht dann irgendwann auf. "Hattest du einen Albtraum?" frage ich sie. Sie nickt und drückt sich an mich. "Ich war wieder im Keller." flüstert sie. "Na komm. Ich bring dich ins Bett. Es ist ja schon spät." Ich helfe ihr hoch und räume noch schnell den kleinen Sofatisch ab. Die Anderen haben sich auch schon wieder an die Arbeit gemacht. Zusammen gehen wir die Treppe hoch. Während sie sich umzieht, sagt sie mir, dass sie Angst vorm Schlafen hat. Dann könnte er wieder kommen, oder sie könnte noch einen Albtraum haben. Ich habe ein Medikament irgendwo in meinem Badezimmerschränkchen, Xanax heißt das. Für kurze Zeit wirkt es beruhigend und wird gegen Angst- und Schlafstörungen eingesetzt. Ich hole es aus dem Bad und dazu eine Glas Wasser. "Das hilft, wenn du Angst hast. Es heißt Xanax" sage ich. Linnea nimmt die Tablette und legt sich ins Bett. Ich decke sie zu, gebe ihr eine feste Gute-Nacht-Umarmung und schalte das Licht aus. 

Unten stehen die Anderen und sehen mich fragend an. "Sie hat geträumt dass sie wieder im Keller ist." erkläre ich.

Linneas Sicht:

Nachdem Jacky mir dieses Xanax gegeben hat, war ich irgendwie viel ruhiger. Ich bin superschnell eingeschlafen. Jetzt bin ich aber wieder wach. Draußen ist es dunkel. Im Haus ist es dunkel, und ich sitze alleine in meinem Bett. Ich zittere, da ich das Gefühl habe, beobachtet zu werden. Wie hieß das Zeug? Xavier-nein, Xana...-Xanax! Ich brauche es. Es hat mir geholfen. Ich bin furchtbar müde, aber wenn ich die Augen schließe, fühlt es sich an, als wären wieder Fesseln um meine Handgelenke. Dann mache ich die Augen wieder auf, aber ich liege hier, bei Jacky zuhause im Bett. Sicher vor ihm. Aber nicht sicher vor meinen Gedanken und meinem Kopf. Ich rede mir selbst ein, er würde kommen um mich zu holen. Und das halte ich nicht mehr aus. Ich rufe mir in Erinnerung, wie die Packung aussah. Auf der rechten Seite ein breiter blauer Streifen, links ein dünner. Darauf stand groß ein Wort mit zwei A's, vermutlich Xanax. Ich schleiche aus meinem Zimmer. Ich hoffe ich wecke Jacky nicht. Sie tut immer so viel für mich. Ich muss ein verdammt große Last sein. Ich öffne ihre Tür. Leise hört man sie auf ihrem Bett atmen. Ich gehe ins Bad und schalte das Licht ein. Öffne den Schrank. Suche nach der Packung. Sehe sie. Ist sie es wirklich? frage ich mich. Ein X sieht wie ein Kreuz aus, rufe ich mir in Erinnerung. X, A, ein Buchstabe den ich noch nicht kenne, A, X. Das muss es sein. Ich öffne die Packung und nehme mir eine der Tabletten. Sie sehen aus wie die, die Jacky mir gegeben hat.

Ich lege alles zurück wie es war, nehme nur die Tablette fest in meiner Faust verschlossen mit, schalte das Licht aus und schließe dir Tür hinter mir. Dann schleiche ich zurück in mein Zimmer und schlucke die Tablette mit zittrigen Händen. Ich sehe die ganze Zeit aus dem Fenster. Ich habe so Angst dass er wiederkommt. Wenige Minuten später geht es mir schon deutlich besser. Ich lege mich wieder hin und schlafe fast augenblicklich ein.

Der Wind in meinem GesichtWhere stories live. Discover now