Kapitel 28

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Linneas Sicht:

Als ich in Jackys Armen eingeschlafen bin, träumte ich davon, wie er mich schlug, trat, vergewaltigte und anschrie. Ich durchlebte die ganzen zehn Jahre noch einmal. Schweißgebadet wachte ich auf. Meine Atmung ging viel zu schnell. Jacky schlief schon. Ich wollte sie nicht wecken, weshalb ich versuchte, mich selbst zu beruhigen. Jackys ist hier, er wird mir nichts tun, er wird Jackys nichts tun, sie wird mich beschützen. Immer wieder sagte ich mir diese Worte. Als sich leise die Kammertür öffnete, sprang ich fast bis zur Decke, so doll erschrak ich. Er  steckte seinen Kopf durch die Tür. "Mitkommen." befahl er mir. Langsam stand ich auf. Alles tat mir weh. Mein Rücken, mein Bauch, meine Gelenke und auch meine Nase, die immer noch angeschwollen war. Auf zittrigen Beinen ging ich aus der kleinen Kammer raus und stellte mich in eine Ecke des Flurs. Unter seinem Arm hatte er einen kleinen Monitor, eine Powerbank und ein bisschen andere Technik. Was er wohl damit vorhatte? Den kleinen Monitor stellte er in die Kammer, in der Jacky weiterhin schlief. Daraufhin packte er mich grob am Arm und zerrte mich in Richtung der dritten Tür. Ich wusste was er vorhatte: mich schlagen. Aber was sollte der Monitor? Schon schubste er mich durch die Tür. Dieser Raum hatte etwas gruseliges an sich. Eine alte Glühbirne an der Decke, mein Blut auf dem Boden, ein Stock in der Ecke, mit Blut an dem einen Ende. Es war alles genau so, wie ich es in Erinnerung hatte. Nur in der einen Ecke über der Tür hing etwas, was ich noch nicht kannte: eine Überwachungskamera. Ich fing an, zu Zittern. So stark wie noch nie. Von hinten packte mich ein paar Hände an den Schultern und drehte mich um 180 Grad. Er sah mir genau in die Augen. "Nichts und niemand kann mich jetzt noch davon abhalten, dir alles zu tun was ich will..." Er begann zu grinsen. Ich löste mich aus seinem groben Griff und stellte mich in einer Art Schockstarre in die Ecke. Doch schon ging er auf mich zu und ich fing mir eine ordentliche Backpfeife ein. In der Hoffnung, den Schmerz auszublenden, kniff ich meine Augen zusammen. Der nächste Schlag traf mich auf's Schlüsselbein. Ich schrie auf. Ein weiterer Schlag auf mein Brustbein, einer in die Rippen. Das Atmen wurde schwerer, doch trotzdem schrie ich so laut ich konnte. Vielleicht würde Jacky mich retten.

Jackys Sicht:

Ein lauter Schrei  einer mir nur allzu bekannten Stimme weckte mich. Linnea! Wo war sie? Ich sah mich in dem kleinen, dunklem Raum um. Nahe der Tür stand eine Art Monitor. Darauf zu sehen war ein weiß gefliester Raum. Auf den weißen Fliesen rote Spritzer. In dem Raum befanden sich auch zwei Personen: Der Entführer und Linnea. Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, was dort passierte, als ich schon den nächsten Schrei hörte. Parallel dazu sah ich, wie er auf Linnea einschlug. Ich sprang auf und lief zur Tür, doch diese war abgeschlossen. Ich rüttelte so fest es ging an ihr, doch es half nicht. "Jacky!" hörte ich Linnea schreien.

Linneas Sicht:

Ein weiterer Schlag und ich ging zu Boden. Es tat alles tausendmal mehr weh als zuvor. Da ich jetzt wie ein Tausendfüßler auf dem Boden zusammengerollt lag, trat er auf mich ein. Auf einmal fiel mir ein, dass Jacky hier ja auch ist. Ich nahm all meine Kraft, all meinen verbleibenden Sauerstoff und schrie so laut ich konnte nach Jacky. Er lachte nur. "Mal sehen ob sie dich retten kommt!" sagte er mit einem Schmunzeln in der Stimme. Die ersten Tränen flossen meine Wangen hinunter. Warum tat er mir das an? Der nächste Tritt gegen meinen Kopf färbte mein Blickfeld schwarz, jegliche Geräusche hörte ich wie durch einen Wattefilter.

Der Wind in meinem GesichtWhere stories live. Discover now