Kapitel 1

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Ich renne.

Soweit ich kann.

Rennen.

Rennen.

Rennen.

Jegliche Schmerzen ignorieren.

Einfach weg von hier.

Ich hasse ihn.

Meinen "Vater". Ich nenne ihn nicht gerne so. Väter lieben ihre Töchter. Er tut das nicht. Zumal weiß ich dass ich nicht seine Tochter bin. Woher? Bauchgefühl.

Ach, was erzähle ich hier überhaupt? Fangen wir von vorne an.

Ich habe bis vor ca. neun, zehn Jahren glücklich mit Meinen Eltern gelebt.

Bis dann dieser Mann kam.

Er holte mich vom Kindergarten ab, ich freute mich auf Zuhause, weil es Heute Milchreis geben sollte. Allerdings würde ich diesen nie zu Sehen bekommen.

Er setzte mich in sein Auto, und das Nächste an das ich mich erinnern kann, war, dass ein anderer Mann ihm ein Bündel Geld gab und mich zu diesem schubste.

Da fing der ganze Albtraum an. Von diesem Tag an musste ich jeden Tag Abwaschen, Aufräumen, Putzen- eigentlich alles im Haushalt machen. Am ersten Tag machte ich mit, doch am Zweiten bluteten meine Hände und ich war müde. Ich weigerte mich zu Schuften und ehe ich mich versah schlug er mich. Ich schrie- ein weiterer Schlag. Noch einer, noch einer, bis ich vor Schmerzen keinen Ton mehr hinausbekam. Er schrie mich an ich solle gefälligst Putzen- wenn ich das nicht täte würde es mir doppelt so schlecht ergehen.

Als ich etwa 7 war, begann der echte Horror. Zuerst betatschte er mich nur, aber schon bald wurden aus diesen Begrapschungen Vergewaltigungen. Ich war gebrochen. Jeden Tag aufs Neue geschlagen, getreten, gedemütigt und Vergewaltigt zu werden.

Die letzten Jahre habe ich im Keller verbracht. Nur zum Putzen durfte ich nach oben.

Ein kleiner, abgegrenzter Raum. Das war meiner. An der Wand ein Metallring, an dem er mich nachts festband. Ich hasse diesen Mann.

Nun ja, hier bin ich nun. Diesen Abend war er komplett vollgedröhnt. Mit was weiß ich nicht. Zu meinem Glück hat er mich letztendlich nicht festgebunden. Also habe ich gewartet bis er eingeschlafen ist.

Raus aus der Kellerkammer, Treppe hoch, raus durchs Küchenfenster. Rennen, Rennen, rennen.

Jetzt stehe ich an einem Baum im Park und bin völlig außer Puste.

Alles tut mir von der täglichen Prügel weh, doch ich bin schon daran gewöhnt, die Schmerzen auszublenden.

Doch umso länger ich hier stehe desto mehr tut mir mein Körper weh.

Mein Brustkorb ziept, das Atmen fällt mir schwer, mein Knie fühlt sich an als wäre es aus Gummi und mein Kopf dröhnt. Als ich ihn abtaste, haftet Blut an meinen Fingern.

Ich atme ein und aus, ein und aus.

Nach einiger Zeit höre ich schnelle Schritte.

Ich erstarre. Eine junge Frau mit einem hohen Pferdeschwanz kommt um die Ecke gejoggt. Ich atme auf. Als sie mich sieht, verlangsamt sie ihr Tempo und kommt auf mich zu. "Ist bei dir alles in Ordnung?" fragt sie mich. Ich starre sie eine Zeit lang an. Dann antworte ich ihr: "Ja ja, alles in Ordnung." . Ich fange wieder an schneller zu Atmen und langsam tanzen schwarze Punkte in mein Blickfeld. Sie sieht mich skeptisch an und sagt dann: "Das glaube ich dir nicht so richtig. Du stehst mit einer Platzwunde mitten im Park an einem Baum, bist völlig außer Puste und trägst nur T-Shirt und Shorts bei 7° C???". In diesem Moment explodieren die schwarzen Punkte und mischen sich zu einem großen schwarzen Teich zusammen, in dem ich untergehe.

Die Schwärze fühlt sich gut an. 

So leise.

So warm...

So geborgen...

Der Wind in meinem GesichtTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon