Kapitel 36

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Jackys Sicht:

Glücklicherweise geht es Linnea den Umständen entsprechend gut, allerdings hat sie noch kein Wort gesagt. Mittlerweile schläft sie wieder. Ich weiß nicht wie ich mich fühle. Ich bin froh, dass Linnea wieder da ist, aber sie tut mir gleichzeitig auch so Leid. Niemand verdient das, was ihr passiert ist. Ich könnte Lachen aber auch Weinen. Jetzt liegt sie hier, in ihrem Bett auf der ITS und schläft. Sie sieht so friedlich aus. Bloß die Verbände um Arme, Hals und Kopf stören. Ich sitze auf einem ziemlich ungemütlichem Stuhl neben ihrem Bett. Meine Hand greift nach ihrer, welche eiskalt ist. Um ihr Handgelenk sind rote, fast blutige Striemen zu erkennen. Vorsichtig ziehe ich die Decke ein wenig höher und lege dann meinen Kopf auf ihr Bett.

Ein Schrei weckt mich. Ich fahre hoch und erschrecke: Linnea liegt nicht mehr in ihrem Bett, die Tür steht offen und die Geräte piepsen laut. Schnell laufe ich aus der Tür auf den Flur. Ich brauche einige Zeit, um die Situation zu begreifen. Ein mir unbekannter Arzt lehnt an der Wand und hält sich das Schienbein, etwas weiter entfernt stehen zwei Pfleger die mir ebenfalls unbekannt sind und halten Linnea an beiden Armen fest. Sie zappelt und schreit, weint und versucht irgendwie los zu kommen.

"Lassen sie sie los!" rufe ich. "Sie machen alles nur noch schlimmer! Bitte!"

Tatsächlich hören die beiden Pfleger auf mich und lassen Linnea los. Ihre Knie knicken weg und sie hockt auf dem Boden. Ich laufe zu ihr. "Es ist alles gut, ich bin bei dir." rede ich ihr zu. Vorsichtig ziehe ich sie in eine feste Umarmung. Ihre Fäuste trommeln gegen meine Brust. Langsam wiege ich sie vor und zurück. Die beiden Pfleger reden gerade mit dem Arzt, der gerade den ziemlich großen blauen Fleck an seinem Schienbein betrachtet. Meine Dienstkleidung, die ich immer noch anhabe, wird langsam von Linneas Tränen durchnässt. Nach einigen Minuten hat sie sich allerdings beruhigt und ist anscheinend eingeschlafen. Ich schiebe eine Hand unter ihre Knie, die andere unter ihre Schultern und trage sie zurück in ihr Zimmer. Dann gehe ich schnell zurück zu dem Arzt. "Ist alles in Ordnung bei ihnen?" erkundige ich mich. "Ja, hat ordentlich weh getan, aber ist nur ein blauer Fleck. Ich sollte vielleicht eher fragen ob bei ihre....Tochter?.... alles in Ordnung ist. Sie kam aus ihrem Zimmer marschiert. Als ich ihr eine Hand aus die Schulter gelegt habe und gefragt habe, wo sie den hin wolle ist sie los gesprintet. Die beiden Pfleger haben sie geschnappt, da ist sie ganz wild geworden. Dann bin ich da hin und wollte helfen, und nun sieht mein Bein aus wie es aussieht." erzählt er. "Sie hat eine traumatische Vergangenheit hinter sich, weshalb sie Angst vor Männern hat. Das mit ihrem Bein  tut mir außerordentlich Leid." entschuldige ich mich bei dem Arzt für Linnea. "Gute Nacht." "Gleichfalls." 

Ich gehe zurück in Linneas Zimmer, wo eine Pflegerin sie zurück an die Geräte anschließt. Bald ist diese aber auch verschwunden so dass ich meinen Kopf wieder auf das Bett lege und einschlafe.

Der Wind in meinem GesichtWhere stories live. Discover now