Kapitel 4

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Sicht ??? (das Mädchen):

Als ich aufwachte nachdem der ich von der jungen Joggerin angesprochen wurde lag ich wohl in einem Rettungswagen, da zwei Männer mit grellen Uniformen mir irgendeine Nadel in die Hand stecken wollten. Der eine sagte zu dem Anderen: "Franco, sie wacht auf...". Ich schaue beide abwechselnd an, meine Augen werden immer größer und dann springe ich auf. Mit Sicherheit werden sie mich schlagen, missbrauchen, vergewaltigen, genau so wie mein "Vater". 

Ihre Gesichter werden zu seinem und der Raum scheint immer kleiner zu werden. Verzweifelt rüttle ich an der Tür und schreie verzweifelt: "LASST MICH RAUS! VERDAMMT, LASST MICH RAUS!". Aus meinem Schreien wird ein heiseres Schluchzen.

Ich habe Aufkleber auf meinem Oberkörper und ein Gerät neben mir piept. Die Aufkleber reiße ich ab und schaue mich um. Einer der Männer steht vor der anderen Tür, also ist diese ausgeschlossen. Die Tür an der ich stehe bekomme ich nicht auf. Irgendwie muss ich hier raus kommen, ich will nicht 10 weitere Jahre eingesperrt bleiben. 

Mittlerweile hocke ich in der Ecke an der Tür. Der jüngere der beiden Männer ruft irgendetwas aus der Tür und wenige Sekunden steht die junge Joggerin in der Tür. Meine Rettung! Ich sehe ihr flehend in die Augen. In ihre blauen Augen. Ihre strahlend blauen Augen, strahlend blau, wie meine. Tränen steigen mir in die Augen. Sie ruft irgendwas und die Männer steigen aus dem Rettungswagen und ich entspanne mich ein wenig. 

Ich kauere mich wieder ein wenig in der Ecke zusammen und lege meinen Kopf, der immer schwerer wird, auf meinen Knien ab. Sie fragt mich wie ich heiße und ich denke nach. Früher hatte ich bestimmt einen Namen, aber ich habe keine Ahnung mehr wie ich hieß. Die einzigen Namen die mir einfallen sind die die mein "Vater" benutzt hat. "Schlampe". "Miststück". "Dummes Kind" und noch Viele weitere, aber keiner davon ist mein echter Name. Also sehe ich beschämt zu Boden und sage ihr dass ich keinen habe.

Einen Moment lang bleibt sie stehen und ich stelle mir vor wie ihr sie komisch guckt. Als ich noch normal gelebt habe war es nicht normal keinen Namen zu haben. Sie kommt langsam auf mich zu, redet leise mit mir. Ich habe das Gefühl ich kenne sie, aber eigentlich kann das nicht sein. Sie breitet ihr Arme aus und ich krabble auf sie zu. Ich falle ihr in die Arme und fange an zu weinen. Langsam wird ihre Jacke nass, aber es scheint sie nicht zu stören. Sie riecht gut. Irgendwie nach Blumen.

Irgendwann stehen wir auf und setzen uns auf die Liege. Sie verbindet mir den Kopf und die Hand aus der ich die Nadel heraus gezogen habe. Sie geht viel einfühlsamer vor als die Männer, aber anscheinend arbeitet sie ebenfalls beim Rettungsdienst.

Nach einiger Zeit sitzen wir nur noch nebeneinander, sie streichelt mir vorsichtig den Kopf und ich lehne diesen an sie. Auf einmal hört sie auf und sagt: "Wie heißen denn deine Eltern? Das ist wichtig damit sie dich dann im Krankenhaus besuchen können." 

Vor meinem Inneren Auge blitzt er  auf. Ich fange an schneller zu Atmen. Er wird mich finden.

Mich schlagen.

Verprügeln.

Vergewaltigen.

Töten.

Sie werden ihn benachrichtigen und er wird mich wieder einsperren.

Vielleicht will die Joggerin mich verraten. Ich setze mich wieder in die Ecke. Fange an zu schluchzen. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Die schwarzen Punkte tauchen wieder auf und ich versuche nicht einmal dagegen anzukämpfen. Ich versinke wieder in dem schwarzen Teich aus schwarzen Punkten und sinke auf den Grund, dort wo kein Sonnenlicht mehr ankommt.

Der Wind in meinem GesichtWhere stories live. Discover now