Kapitel 43

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Lineas Sicht:

Neben mir habe ich ein Glas Wasser und eine Packung Taschentücher. Gegenüber von mir sitzt eine junge Polizistin.

H(annah): "So Linnea. Bist du bereit?"

L: "Ja."

H: "Wenn es dir zu viel wird, können wir jederzeit stoppen. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst. Kannst du mir beschreiben, wie du in den Keller gekommen bist, was dort passiert ist und wie du rausgekommen bist?"

L: "Also, Paula hat uns aus dem Krankenhaus abgeholt. Auf dem Rückweg mussten wir über so einen kleinen Feldweg fahren, wo dann ein Auto aus einer Seitenstraße kam und Paula ausweichen musste. Das Auto ist dann gegen einen Baum geprallt. Ich war kurz bewusstlos, aber als ich wieder aufgewacht bin, hat irgendein Typ Jacky aus dem Auto getragen. Ich bin dann auf den Beifahrersitz, damit die mich nicht kriegen, aber haben sie. In dem Van von den beiden, ich glaube der eine war blond und der andere schwarzhaarig, habe ich dann hyperventiliert und weil der eine fand ich atme zu laut haben sie angehalten und mich bewusstlos geschlagen.

Dann waren wir irgendwann da und die haben uns zu dem Mann geschubst, der mich davor auch schon gefangen gehalten hat Der hat ihnen Geld gegeben und uns in den Keller gesperrt.

Ich bin dann irgendwann früh morgens aufgewacht, weil er da war und mich in dem einen, kleinen Raum verprügeln wollte, beziehungsweise dann verprügelt hat. Jacky war dann irgendwann da und hat meine Wunden versorgt, die er mir mit einem Stock, Messer und Gürtel zugefügt hat." Ich versuche tief und langsam zu Atmen. "Als ich das nächste mal wieder das Bewusstsein erlangt habe, lag ich auf so einem großen Bett. Meine Handgelenke waren an die Bettpfosten gefesselt. Ich habe dann versucht, mich zu befreien, aber dann ist er reingekommen, hat von ein paar alten Männern Geld bekommen-Ich glaube es waren so vier bis fünf-" Meine Stimme zittert. Aber ich versuche stark zu bleiben. "Linnea, wenn es dir zu viel wird kannst du das sagen. Ich drücke Paulas Hand etwas fester und erzähle weiter. "Dann hat der erste Mann sich ausgezogen und ist auf mich gekrabbelt. Ich habe versucht, mich gegen ihn zu wehren, aber er war stärker als ich und hat dann mit mir Sex gehabt, obwohl ich das gar nicht wollte. Irgendwann bin ich dann bewusstlos geworden, weil mir alles weh getan hat. Ich bin dann irgendwie immer wieder bewusstlos und wieder wach geworden, und jedes mal war ein anderer Mann auf mir. Insgesamt bestimmt 10." Ich spüre, wie meine Augen von Tränen gefüllt werden. Krampfhaft versuche ich sie zu unterdrücken. Paula streichelt beruhigend über meinen Arm. "Irgendwann saß er dann da, mit einer Packung Zigaretten und einem Messer. Er hat die ganze Packung geraucht und die Zigaretten an meinen Armen ausgedrückt. Mit dem Messer hat er mir irgendwas in den Hals geritzt. Danach ist er gegangen, also habe ich mir das Messer genommen und habe gewartet bis er den Code für die Tür eingibt. Ich stand hinter ihm, die Tür ist aufgeschwungen und ich habe zugestochen. Vier mal. Dann bin ich losgerannt. Ich habe eine Jacke mitgenommen, weil es kalt war. Ich bin rausgerannt, auf die Straße. das Haus war so grau-blau, ein Einfamilienhaus mit der Nummer 14. Ich bin einfach weiter gelaufen, bis ich bei dieser Schule war. Da bin ich dann aufgewacht weil da dieses Mädchen und der Junge waren. Als nächstes war dann Jacky schon da." beende ich die Schilderung.

H: "Dankeschön Linnea. Das hilft uns sehr dabei, die Männer zu finden, die dir das angetan haben. Könntest du die noch ein wenig beschreiben? Größe, Haarfarbe vielleicht?"

L: "Also, der Mann der mich gefangen gehalten hat hat blonde Haare und braune Augen. Die Haare sind ganz kurz geschnitten, aber keine Glatze. Er ist ungefähr so groß wie du, Hannah. Auf seinem Rücken hat er ein großes Tattoo von einem Tiger. Die anderen Männer aus dem Raum  mit dem Bett sahen sich alle ziemlich ähnlich. Graue Haare, ein bisschen dicklich. Nur an den ersten kann ich mich genauer erinnern. Er hatte so eine kleine Brille und grüne Augen. Und ein Tattoo um sein Handgelenk. Was für eins das war, weiß ich aber nicht mehr."

H: "Vielen Dank. Das wars. Schönen Tag euch noch. " sagt Hannah und begleitet uns aus dem kleinen Büro. Heute wurde ich entlassen. Paula nimmt mich mit nach Hause. Oben in meinem Zimmer angekommen entdecke ich einen Strauß Tulpen auf meinem Schreibtisch. Auf einem kleine Zettel daran steht: "Herzlich willkommen zurück. Ich freue mich auf heute Abend, wenn ich wieder Zuhause bin. Wollen wir alle zusammen einen Film schauen? LG, Jacky" , wie Paula mir vorliest. "Paula? Ich möchte lesen lernen." "Okay. Vielleicht gibt es dafür ja eine App auf meinem Tablet. Wollen wir gucken gehen?" fragt sie. Erfreut nicke ich. 

Als Jacky zuhause ankommt, kann ich schon die Vokale, also A,E,I,O und U. Und nicht nur lesen, sondern auch schreiben. Es macht mir unfassbar viel Spaß. Tatsächlich sind heute Abend alle da. Glücklicherweise ist das Sofa groß genug für alle. Ein wenig Misstrauisch setze ich mich möglichst weit weg von Franco und Dustin zwischen Paula und Jacky. Ich schlafe ziemlich schnell ein, da der Film nicht wirklich interessant ist.

Der Wind in meinem GesichtWhere stories live. Discover now