Luna

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Clarisia

Am nächsten Tag fehlte Damien beim nachmittäglichen Training.
Unsere gesamte Altersgruppe wirkte unkonzentriert, die Party im Garten Eden hatte ihre Spuren hinterlassen.
Arnie beendete unser Training früher, kopfschüttelnd schickte er uns vom Sandplatz.

Ich sammelte meine Trinkflasche ein und lief hinüber zu den älteren Trainingsgruppen.
Nachdem ich ein paar Minuten zugesehen hatte, fasste ich meinen Mut zusammen. Als Kira eine kurze Pause hatte, trat ich auf sie zu.
Mit dem Unterarm wischte sie über ihre verschwitzte Stirn und lächelte mich zur Begrüssung an.

"Hast du... hast du Damien gesehen?", fragte ich hastig, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
Kiras helle Brauen wanderten in die Höhe, doch ich hielt ihrem prüfenden Blick stand.
"Er schläft", antwortete Kira mit einem Zwinkern. "Die letzten Wochen waren anstrengend für den kleinen Alpha."
Der Blick ihrer blauen Augen huschte über mein Antlitz. "Unser Vater hat ihm heute freigegeben. Warum fragst du?"

"Nur so." Ich zuckte mit möglichst gleichmütiger Miene mit den Schultern.
Kira unterdrückte ein schelmisches Grinsen. "Du könntest ihn wecken. Er hätte bestimmt nichts dagegen."
Bevor ich es verhindern konnte, gab ich ein gereiztes Knurren von mir, doch Kira lachte bloss.
Sie klopfte mir kameradschaftlich auf den Rücken.

Nachdem ich geduscht hatte, legte ich mich auf mein Bett und dachte darüber nach, was am Abend zuvor passiert war.
Ich musste wohl eingenickt sein, denn als ich wieder erwachte, drang bereits das schummrige Licht der Dämmerung durch das Fenster.
Noch etwas benebelt von dem viel zu langen Nickerchen tapste ich die Treppe hinunter. Stimmengewirr drang aus dem Wohnzimmer, vermischt mit dem künstlichen Ton des Fernsehers.
Als ich den unteren Stock erreichte, erkannte ich Damien auf dem Sofa und mein Herz machte einen Sprung.
Jayce lag ausgestreckt auf dem Teppich, ungewöhnlich grün im Gesicht.

"Wie hat er nur das Training überstanden?", fragte ich an Lorelie gewandt, die mit einer Tasse Tee aus der Küche kam.
"Ann hat erzählt, dass er sich dreimal übergeben hat", meinte sie mit einem breiten Grinsen. "Hat wohl die Gins nicht so gut vertragen, wie er gedacht hat."
Ich kicherte schadenfroh. "Geschieht ihm Recht, so wie er sich an Jessy rangemacht hat."
"Apropos!" Lorelie sah mich mit merkwürdiger Miene an.

"Ihr habt es getan, stimmt's?", flüsterte sie, ein aufgeregtes Leuchten in den Augen.
"Schh!", machte ich erschrocken und zog sie von unseren Freunden fort. "Wie hast du das erraten?"
Ein triumphierender Ausdruck schlich sich auf das Gesicht meiner Freundin. "Erstens, wart ihr gestern auf einmal verschwunden. Zweitens, hältst du nicht mehr ständig deinen Bauch, das heisst, deine Hitzeschmerzen sind weg und oh mein Gott, du strahlst!"
Sie holte tief Luft. "Und drittens, Damien war seit Wochen nicht mehr so entspannt."

Ich folgte ihrem Blick zu der Gestalt des jungen Alphas auf dem Sofa.
Damien hatte einen Ellbogen auf die Lehne gestützt, den Kopf auf die Hand gelegt und döste, die Augen geschlossen.
Ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. "Gut kombiniert, Sherlock!"
Lorelie japste nach Luft. "Ich will alles wissen!"
"Du hast mir auch nicht davon erzählt", versuchte ich sie abzuwimmeln, doch meine beste Freundin zog vielsagend die Brauen in die Höhe.

"Willst du hören, wie ich mit deinem Bruder geschlafen habe?"
Bei dem Gedanken daran verzog ich angewidert mein Gesicht. "Iih, nein!"
Ich liess den Blick über das volle Wohnzimmer wandern. "Reden wir später darüber, zu zweit."
Lorelie nickte eifrig. "Abgemacht! Ich bringe Popcorn mit."
Ich rollte mit den Augen und sie kniff mich grinsend in den Oberarm.

Unschlüssig stellte ich mich neben das Sofa. Ann machte mir mit einem Lächeln Platz und rutschte auf Brians Schoss, um es sich dort gemütlich zu machen.
Nach kurzem Zögern setzte ich mich neben Damien, er schien meine Anwesenheit zu spüren oder vielleicht roch er mich auch, denn er öffnete leicht die Lider.

Aufbrausend, Ahnungslos, AlphaWhere stories live. Discover now