Hitze

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15 Jahre alt, Clarisia

Ich warf die Sporttasche über meine Schulter und verliess die Mädchenumkleide.
Ein tiefer Seufzer hob meine Brust und ich hoffte inständig, dass Lorelie sich morgen von ihrer Grippe erholt hatte und wieder in die Schule kommen konnte.

Ein leises Geräusch liess mich zusammen zucken. Das hohe Kichern erstarb, doch ich kniff meine Augen zusammen und spähte den unbeleuchteten Gang hinab, der zur Putzkammer führte.
Mein Blick fiel auf Mariahs gelockten Haare, die sich wie ein schwarzer Wildbach über ihren Rücken ergossen.
Starke Hände umschlangen ihre Taille und ich wusste sofort, wem diese Hände gehörten.

Wie erstarrt beobachtete ich, wie Damien sich zu dem Mädchen hinunterbeugte, der Blick seiner Augen weich wurde.
Seine Haare glänzten feucht von der Dusche, der graue Pullover spannte sich über seinen Schultern.
Sie küssten sich und mich beschlich das Gefühl, dass das nicht ihr erster Kuss war. Damiens Hand wanderte hinauf in ihr dichtes Haar und er zog ihren Kopf nach hinten.

Ihre Lippen bewegten sich rhythmisch aufeinander, Mariahs keuchender Atem klang laut in der sonstigen Stille.
Heisse Schamesröte stieg in meine Wangen und ich schluckte schwer.
Bevor sie mich entdecken konnten, setzte ich mich hastig in Bewegung und liess das knutschende Pärchen im Gang zurück.

Damien

Mitten im langweiligen Geschichtsunterricht traf mich der Geruch wie ein Schlag ins Gesicht.
Wie angerührt pochte mein Schädel, als würde er im nächsten Moment zerspringen und ein gleissendes Gefühl durchzuckte meine Lendengegend.
Cass kam in ihre Hitze.
"Oh nein", stöhnte ich ensetzt auf.

Jayce drehte sich mit einem amüsierten Grinsen zu mir um und hob fragend die Brauen.
Ich schüttelte den Kopf und starrte aus dem Fenster.
Ich konnte nur beten, dass ich meine Bestie unter Kontrolle halten konnte.

Clarisia

Während des Unterrichts überfiel mich meine Hitze.
Wellenartig breitete sich das glühende Gefühl von meiner unteren Körperhälfte in meinen Bauch aus und strahlte hinab in meine Oberschenkel.
Mein Körper versteifte sich, betreten senkte ich den Kopf.
Meine Freunde schienen zum Glück nichts zu bemerken.
Lorelie gaffte mit offenem Mund Misses Perkins Frisur an und Derik kritzelte eifrig auf seinen Notizblock.

Wie ich inzwischen wusste, schrieb er nicht Jahreszahlen auf, sondern zeichnete abstrakte Bilder.
Nach einer Weile wagte ich einen Blick über die Schulter.
Damien sass stocksteif wie eine Statue in der hintersten Reihe und sah den ganzen Unterricht über aus dem Fenster.

In der Mittagspause folgte ich Derik und Lorelie durch die Cafeteria hindurch, das vollgestellte Tablett auf den Händen ausbalanciert.
"He, Derik!", hörte ich Jayces Stimme. "Setzt euch zu uns."
Mein Blick schnellte in die Höhe und mein Magen krampfte sich zusammen.
Bevor ich sie daran hindern konnte, steuerten meine Freunde bereits auf den Tisch zu.
Jayce schob sein Tablett zur Seite und machte Derik Platz.
Brian grüsste uns mit einem Grinsen, die Portion auf seinem Teller bereits halb verputzt.

Damien starrte finster hinab auf seinen Kartoffelauflauf, die Hände im Schoss gekreuzt.
"Wo ist Ann?", fragte Lorelie, während sie sich setzte und reckte den Hals.
"Drüben bei Jessy", antwortete Brian mit vollem Mund. "Sie sagt, dass sie noch Läuse kriegt, wenn ich ständig an ihrem Rockzipfel hänge."
Er zwinkerte Lorelie zu, die laut kicherte.
Schweigend setzte ich mich auf den Stuhl, der am weitesten von Damien entfernt war. Zögernd warf ich ihm einen Blick zu, doch wie das normal für ihn war, ignorierte er mich.
Er schob sein Essen von sich, ich konnte ihn leer schlucken hören.

Am Nachmittag konnte ich sagen, dass auch die anderen männlichen Wölfe meine Hitze riechen oder wenigstens unbewusst wahrnehmen konnten.
Derik zwinkerte mir mit einem anzüglichen Grinsen zu und ich stiess ihn mit einem Augenrollen gegen die Schulter.
Selbst die menschlichen Jungen schienen auf meine Hitze zu reagieren.
Noch nie hatten mich so viele Jungs angelächelt oder mir die Tür aufgehalten.

Aufbrausend, Ahnungslos, AlphaWhere stories live. Discover now