Der Sommer kommt

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Damien

Scheisse. Verdammte, verfluchte Scheisse.
Das durfte nicht nochmal vorkommen.
Niemals wieder.
Nachdem Cass gegangen war, hatte ich es nicht mehr ausgehalten und es mir selbst gemacht, wobei ich die ganze verfluchte Zeit nur an sie dachte.
Leider brachte es nicht die Befriedigung, die ich mir erhofft hatte.
Meine Hormone drehten durch, das war alles. Der Kampf mit mir selbst raubte mir jegliche Energie und trotzdem trieb mich diese endlose Unruhe an.

Die Dunkelheit umschloss mich wie ein schützender Mantel.
Ich lehnte den Kopf gegen die Stuhllehne und atmete tief durch.
Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür. Ich konnte ihre schmale Gestalt erkennen, die sich ins Innere zwängte.
Sie hatte das Telefon zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt, während sie mit dem Schlüssel hantierte.
"Ist gut, Schatz", sagte sie, während sie die Tür hinter sich schloss und ihren Lederrucksack auf den Eingangstisch warf. "Dann sehen wir uns morgen. Ja, ich liebe dich auch."
Sie legte auf, ein tiefer Seufzer hob ihre Brust.

Ich richtete mich auf, die Bewegung liess ihren Kopf herumschnellen.
Ohne jegliches Geräusch sprang sie über das Sofa auf mich zu.
Reflexartig schlug ich ihre Hand zur Seite, ihre Fingernägel sausten haarscharf an meinem Hals vorbei.
"Ich bin es!", rief ich aus.
"Oh." Meine Schwester strich sich die hellen Haare aus der Stirn.
Dann stupste sie mich anklagend gegen die Brust. "Wegen dir kriege ich noch einen Herzinfarkt."
Ich grinste und schob ihre Hand weg.

Kira wischte sich über das Gesicht, ihre Züge wirkten müde.
Missmutig runzente ich die Stirn.
"Warum kommt er nicht nach Hause?", fragte ich misstrauisch. "Betrügt er dich?"
"Er muss im Krankenhaus eine weitere Schicht übernehmen", sagte sie und schüttelte leicht den Kopf, sodass ihre Haare über die Schulter streiften. "Lincoln würde mich niemals betrügen. Er ist mein Gefährte. Und ich bin eine geborene Alpha."
Sie lachte amüsiert.
"Das würde niemand wagen, oder?", fragte ich, biss jedoch sofort auf meine Unterlippe.
Kira zog die dünnen Brauen in die Höhe. "Warum fragst du das?"

Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich wieder hin. Meine Schwester liess sich ächzend auf das Sofa fallen, sie zog ihre Füsse hoch und stützte den Kopf gegen die Lehne.
Mein Blick wanderte über ihre Silhouette, die Kleider schlackerten um ihren Körper.
"Hast du bereits gegessen?", fragte ich.
"Warum bist du hier?", überging sie meine Frage.
Ich gab ein missmutiges Knurren von mir. "Kira!"
"Gut!", fauchte sie.
Sie erhob sich und holte sich Resten aus dem Kühlschrank.
"Zufrieden?", fragte sie mit vollem Mund.
Ich nickte, während ich beobachtete, wie sie den kalten Reis in sich hinein stopfte.

"Und jetzt schiess los", forderte sie. "Ich hatte einen anstrengenden Tag."
"Nun, ehm..." Ich überschlug die Beine und begann mit dem Fuss zu wippen. "Es..."
"Wie läuft es mit der Prägung?" Ihre Stimme liess mich innehalten.
Überrascht sah ich in ihre hellen Augen, ihr wissender Blick hinterliess ein flaues Gefühl in meinem Bauch.
"Ich... ich bin nicht sicher", wich ich ihrer Frage aus.
Zu meiner Bestürzung brach sie in prustendes Gelächter aus. "Du bist nicht sicher? Ach, komm schon!"

Kira grinste frech. "Verarschen kannst du dich selbst."
Empört riss ich meinen Mund auf und holte tief Luft, doch sie unterbrach mich.
"Ich bitte dich, du verhältst dich in letzter Zeit unmöglich." Sie warf mir einen vielsagenden Blick aus den hellen Augen zu. "Du lauerst mir in der Dunkelheit auf. Und ich will verdammt nochmal wissen, warum!"
Kira fuchtelte mit der Gabel durch die Luft, einzelne Reiskörner purzelten hinab auf den Teppich. "Was geht in deinem Gehirn vor sich, hm?"

Nicht mehr viel.
Mein Gehirn hatte kaum mehr Blut übrig, um zu denken.
Mein Blut floss fröhlich in einen anderen Bereich meines Körpers.
"Wie war es..." Ich schluckte schwer. "Wie war es damals für dich?"
Sie sah hinab auf ihren Reis. "Du meinst die Prägung auf Lincoln?"
Ich nickte, den Blick auf mein wippendes Knie gerichtet.
"Hm", machte meine Schwester nachdenklich. "Also wir haben uns an meinem achtzehnten Geburtstag gesehen." Sie legte eine Hand auf ihr Dekolleté. "Ich habe diesen Schmerz gespürt, in meinem Herzen. Und da wusste ich, dass er zu mir gehört und ich zu ihm."

Aufbrausend, Ahnungslos, AlphaWhere stories live. Discover now