Gebrochen

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15 Jahre alt, Clarisia

Mein Bauch krampfte sich schmerzhaft zusammen, ich krallte die Finger um die Bettdecke und unterdrückte ein Wimmern.
Wie ich es hasste.
Ich fühlte mich wie verschluckt und wieder ausgespuckt.
Ein kurzer Blick in den Spiegel bestätigte, dass ich auch genauso aussah.
Dunkle Ringe zeichneten sich unter meinen Augen ab und meine Haare wirkten struppig.

Die Tür öffnete sich schwungvoll, verärgert kniff ich die Augen zusammen, doch als ich seine Gestalt erkannte, versteifte sich mein Körper.
"Raus aus meinem Zimmer!", zischte ich, wobei ich mich auf die Ellbogen aufstützte.
Damien kam unbeirrt auf mich zu, eine Wärmeflasche unter den Arm geklemmt.
Er stellte eine Tasse und eine Schale mit Chocolate Chips Keksen auf den Nachttisch.
Misstrauisch beobachtete ich, wie er die Wärmeflasche vorsichtig auf mein Bett legte.

"Lorelie hat erzählt, dass du Krämpfe hast." Seine blaugrünen Augen musterten prüfend meine zusammengekrümmte Gestalt unter der Decke.
Stöhnend vergrub ich das Gesicht in meinem Kopfkissen. "Oh nein!"
"Das braucht dir nicht peinlich zu sein", meinte er leichthin. "Das ist menschlich."
Damien deutete auf die Tasse, aus der heisser Dampf aufstieg.
"Kurkuma-Tee, das hat meiner Schwester immer geholfen." Seine Stirn runzelte sich. "Ich weiss allerdings nicht, ob eine Tasse davon reicht."

Mein Blick fiel auf die Kekse.
"Danke", murmelte ich leise. "Aber warum bringst du mir Kekse?"
"Das sind deine Lieblingskekse", erwiderte er, als sei es das natürlichste der Welt, dass er mir Kekse in mein Zimmer brachte.
Verwirrt musterte ich seine Miene, auf der ich allerdings keine Feindseligkeit entdecken konnte.
Eine Strähne seiner hellen Haare fiel in seine Stirn und hinterliess einen langen Schatten auf seinem Gesicht. "Woher weisst du das?"

Der Hauch eines Lächelns trat auf seine Lippen, brachte ein tiefes Leuchten in seine Augen.
"Nun, wir wohnen seit eineinhalb Jahren zusammen im Jugendhaus." Er zog eine Braue in die Höhe. "Das war kaum zu übersehen, so viele wie du davon frisst."
Bevor ich es verhindern konnte, erwiderte ich das Lächeln.
Zu wissen, dass der alte Damien noch da war, beruhigte mich.
Der neue Damien war unheimlich, unberechenbar.

Unauffällig griff ich nach der Wärmeflasche und zog sie unter die Bettdecke an meinen Bauch.
Mit einem Seufzer bettete ich meine Wange auf das weiche Kissen.
Damien steckte die Hände in die Hosentaschen, während er mein Zimmer musterte.
"Warum?", fragte ich schliesslich.
"Du bist mein Rudelmitglied." Er zuckte mit den Schultern. "Ich mag es nicht, wenn du leidest."

"Tatsächlich?" Ich zog spöttisch die Brauen in die Höhe. "Ich dachte immer, das ist es, was dich morgens aus dem Bett treibt."
Damien lachte leise, seine Stimme klang tief und ein wenig heiser.
Nach kurzem Zögern streckte er die Hand aus und strich eine zerzauste Haarsträhne aus meiner Stirn.
Die leichte Berührung kribbelte auf meiner Haut.
Wie gebannt starrte ich hoch in sein Gesicht, das jedoch keine Regung zeigte.

"Keine Angst", meinte er, wandte sich abrupt um und lief zur Tür. "Ab Morgen werde ich wieder keine Rücksicht auf dich nehmen."
"Versprochen?", fragte ich mit einem Schmunzeln.
Damien drehte sich zu mir um, die Hand bereits auf der Türklinke, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
"Darauf kannst du Gift nehmen."

Damien

So viel dazu, dass ich die Prägung der Mondgöttin einfach ignorieren konnte.
Ich konnte nicht mehr leugnen, dass Cass meine Gefährtin war.
Ich verabscheute mich abgrundtief dafür, dass ich die Beherrschung verloren hatte.
Ich wusste, dass ich ihr wehgetan hatte, mein Gott, ich hatte sie beinahe vergewaltigt!
Bestie hin oder her, das war nicht entschuldbar.

Aufbrausend, Ahnungslos, AlphaWhere stories live. Discover now