Müde schleppte sich Jimin ins Wohnzimmer. Er hatte Hunger und Durst, konnte jedoch nichts bei sich behalten. Und deshalb würde er morgen noch einmal wieder zum Arzt gehen.
Im Wohnzimmer war gerade niemand, was Jimin tatsächlich ein wenig verwunderte. Denn hier lebten sie eigentlich am meisten. Draußen war es heute ziemlich bewölkt. Jimin mochte das Wetter nicht wirklich.
Vor dem Sofa blieb er dann stehen. Die Stille war ihm ein wenig unheimlich. Aber vielleicht waren die anderen gerade bei Namjoon.
Deshalb stellte sich Jimin einen Film an, ehe er sich in eine Wolldecke einwickelte und dann hinlegte.
Es dauerte nicht lange, da schien wieder Leben in die Wohnung zu kommen.
Anscheinend war Jungkook einkaufen gewesen, da Danbi mit einer kleinen Tasche in die Küche flitzte. Und kurz darauf erschien Jungkook mit zwei weiteren Taschen. Er hatte Jimin noch nicht bemerkt, genau so wenig wie Danbi. Und hinter den beiden kam Chanhyun hinterher. Anscheinend ging es ihm besser, da er ebenfalls einkaufen gegangen war. So verriet es zumindest sein Outfit und die Tasche, die er in der Hand hielt.
Sie hatten Jimin ein wenig Ruhe gegeben.
Und anscheinend wurde er jetzt bemerkt, denn Chanhyun stand wild winkend im Türrahmen zum Wohnzimmer.
"Hallo Jimin!", rief er danach laut, als auch Jungkook um die Ecke schaute. Und sofort wurde sein Blick sanft, ehe er den Raum betrat.
"Geht es dir besser?"
"Es geht. Mir tut alles ein wenig weh. Aber das ist ja normal."
"Ich habe dir etwas zu Essen mitgebracht. Wir haben kurz bei Seokjin gehalten und er hat darauf bestanden dir eine Suppe zu kochen. Ich soll dir ganz liebe Grüße bestellen."
"Das ist wirklich sehr nett."
Kurz schwieg Jungkook, ehe er sich vorsichtig neben Jimin setzte.
"Kann ich noch irgendetwas für dich tun?"
"Nein, tatsächlich nicht. Ich muss nur gleich etwas essen. Habe großen Hunger bekommen." "Das glaube ich."
Kichernd trat Chanhyun um die Ecke.
"Was lachst du so?", fragte Jungkook direkt, weshalb sein Sohn seine Hände vor den Mund nahm. Anscheinend versuchte er irgendwie sein Lachen zu verstecken, was aber eher schlecht als recht funktionierte.
"Appa mag Jimin!"
"Natürlich mag ich ihn", kam es sofort von Jungkook. "Er diskutiert wenigstens nicht so häufig mit mir wie du!" Chanhyuns Augen wurden groß, ehe er seinem Vater die Zunge rausstreckte. "An deiner Stelle würde ich jetzt sehr schnell in dein Zimmer verschwinden, wenn du dafür keinen Ärger möchtest." Und sofort rannte der Junge fort, seine kleine Schwester folgte ihm ebenfalls. Anscheinend wollten die beiden zusammen spielen.
"Chanhyun wird richtig frech", lächelte Jungkook sofort.
"Er wird bestimmt irgendwann leichter."
"Oh nein, das wird er nicht", lachte Jungkook sofort. "Wenn er nach mir kommt, dann ist er ein ziemlicher Dickkopf. Und wenn er nach seiner Mutter kommt, dann ist er ein Hitzkopf. Beides nicht schön." "Ich finde, dass deine Persönlichkeit gut ist. Chanhyun wird ein guter Mann", antwortete Jimin, während er sich enger in sein Kissen kuschelte. Dass sein Film ohne Beobachtung weiterlief, war ihm gerade sehr egal.
"Ich bin kein guter Vater", seufzte Jungkook dann. "Ich müsste viel mehr für meine Kinder da sein. Und ich hätte mehr für meine Frau da sein müssen. Aber ich kann die Zeit nicht zurückdrehen." "Aber du kannst die Zukunft besser gestalten."
Kurz schwieg Jungkook, ehe er mit dem Kopf schüttelte.
"Ich weiß nicht, wie das geht. Ich kann nur arbeiten."
"Und trotzdem bist du für deine Kinder da."
"Nein, sonst wärst du nicht hier."
"Aber trotzdem in Korea. Und hätte bei einer anderen Familie gewohnt und mich da um Kids gekümmert. Ich bin viel lieber hier."
"Weil du meine Kinder magst?"
"Und dich."
Sofort bereute Jimin seine Worte. Das hatte bestimmt falsch geklungen. Viel zu schleimerisch.
"Das hast du schön gesagt. Danke Jimin."
Kurz wanderte Jungkooks Hand über Jimins Wange. So, wie am Morgen. Und genau so schön fand Jimin die Berührung.
"Ich schaue nach den beiden Stinkern. Nicht, dass sie wieder mit Filzstiften die Wände ankritzeln."
Damit stand Jungkook auf und verließ das Wohnzimmer.
Und für Jimin wurde der Film mehr als nur unwichtig.
Jimin verstand seine eigenen Gedanken nicht mehr.
Er verstand nicht, was Jungkook von ihm wollte. Da fing das ganze Problem an.
Denn Jimin hatte das Gefühl, dass der Familienvater mit ihm flirtete.
Jimin hatte noch nie eine Beziehung gehabt. In der Middle School hatten seine Freunde begonnen mit Mädchen abzuhängen. Er hatte nie weibliche Freunde. Er hatte kaum Freunde gehabt, wenn er genauer darüber nachdachte. Anthony, besser genannt Tony, war einer seiner engsten Freunde. Zusammen mit Blake. Blake war ebenfalls ein weißer Asiate, so wie er sich selber ansah. Denn seine Eltern waren eingewanderte Chinesen, die aber nur amerikanische Werte an ihre Kinder vermittelt hatten. Aber anders als Jimin hatte Blake keine Probleme damit, ein Amerikaner zu sein. Vielleicht, weil er seine richtige Herkunft kannte.
Tony war einfach Tony. Jimin war seit dem Kindergarten gut mit ihm klar gekommen, sie hatten nur wenige Blocks voneinander entfernt gewohnt. Tony war etwas größer als Jimin und Amerikaner durch und durch. Er hatte die hübschesten Cheerleader gedatet und die wildesten Partys geschmissen. Er war sehr beliebt, anders als Jimin. Aber das hatte ihre Freundschaft nie gestört.
Momentan vermisste Jimin ihn ein wenig.
Blake war ein wenig wie Jimin. Deutlich aufgeschlossener und extrovertiert, aber sie hatten immer zusammen lernen können. Blake war ebenfalls ein Pfleger geworden. Er arbeitete in einer Arztpraxis. Und er schrieb Jimin regelmäßig.
Von den beiden wusste Jimin ein wenig, was flirten war. Denn die beiden wurden oft angeflirtet, während Jimin still daneben gesessen hatte. Und meistens hatten die jungen Frauen ähnliche Annäherungen gemacht wie Jungkook sie momentan bei ihm machte.
Und das verwirrte Jimin fürchterlich.
Machte sich Jungkook lustig über ihn?
Oder wollte er wirklich etwas von Jimin?
Jimin war sich nicht einmal selber mit seinen Gefühlen im Einklang, wie sollte er herausfinden, was Jungkook wirklich von ihm wollte?
Nachfragen würde er auf keinem Fall. Denn wenn er alles falsch deuten würde, dann wäre die Situation eine ziemlich peinliche.
Er wusste nicht wirklich, was Annäherungsversuche waren. Und es war ihm ein wenig peinlich.
Es war nicht so, dass er so etwas nicht erlebt hatte. Er hatte ja auch schon Sex gehabt. Aber halt nichts, was besonders oder aufregend gewesen war. Er hatte es nur getan, um auch das zu erleben, was seine Freunde erlebt hatten. Aber es hatte ihm nicht so gefallen, wie Tony es immer vorgeschwärmt hatte. Vielleicht lag es daran, dass er sich eine der hübschesten Frauen ausgesucht hatte. Und bei Jimin eine einfache Clubbegegnung für Sex im Auto gesorgt hatte.
Deshalb stand er aus seinem Bett auf, um auf andere Gedanken zu kommen.
Und fast sofort traf er wieder auf Jungkook. Denn dieser kam zeitgleich aus seinem Schlafzimmer gelaufen, nur ein Sweatshirt und eine Boxershorts tragend. Jimin fand den Anblick neu. Sonst sah er den Mann immer nur in langen Klamotten, meistens Anzügen.
Dieser Anblick war so anders.
Und wie immer lächelte er, als er Jimin sah.
"Geht es dir besser?"
"Mhm. Die Übelkeit ist weg. Die Suppe von Seokjin-Hyung hat geholfen", antwortete er, ehe er selber ein wenig unsicher lächelte. Er sollte doch in Jungkooks Gegenwart lächeln, oder? Natürlich, sonst wäre er ja unhöflich. Er musste unbedingt aufhören in alles so viel rein zu interpretieren.
"Ich werde es ihm sagen. Warum bist du so spät denn noch wach?"
Jungkook kam einen Schritt näher auf Jimin zugelaufen. "Ich kann nicht mehr schlafen. Ich habe zu lange geschlafen. Zu viel heute." "Dann solltest du vielleicht ein wenig lesen."
Wieder kam Jungkook einen Schritt näher, ehe er Jimins linke Hand in seine nahm. "Du trägst das Armband von Chanhyun tatsächlich immer", lächelte er danach, ehe er die Hand wieder losließ. "Ich mag das Geschenk wirklich sehr. Es ist persönlich", antwortete Jimin leise. Seine Brust war förmlich am glühen, so sehr schlug sein Herz.
"Und deine Ohrringe", hauchte Jungkook, ehe er sich ein wenig vorlehnte.
Sein Gesicht war sehr nah vor Jimins. Und er konnte sich erst Jungkooks Blick lösen, als dieser sanft Jimins Ohr in seine Hand nahm. "Die stehen dir so gut, Jimin. Ich hoffe, dass sie dir immer noch gefallen." Trocken schluckte Jimin, ehe er nickte.
"Sie gefallen mir sehr doll. Ich freue mich, wenn ich die bald wechseln darf."
"Du solltest auf jeden Fall hängende Ohrringe tragen. Ich glaube, dass dir das stehen würde."
"Mhm, werde ich mir merken."
Vorsicht entfernte sich Jungkook wieder, ehe er einen Schritt nach hinten ging und wieder einen normalen Abstand zwischen ihnen herstellte.
"Ich hole mir noch eben ein Wasser, danach gehe ich ins Bett. Dir gehört der Rest der Wohnung dann ganz alleine. Genieße deine Zeit", lächelte der Geschäftsmann, ehe er in die Küche lief.
Und Jimin lief einfach panisch ins Badezimmer. Denn er brauchte dringend ein wenig Wasser im Gesicht, um wieder klar denken zu können.
Er wusste nicht, was Jungkook machte.
Aber er wusste plötzlich, dass es ihm gefiehl.
Sehr sogar.
YOU ARE READING
Au Pair ^JiKook^
FanfictionJeon Jungkook ist Geschäftsmann in einem erfolgreichen Unternehmen. Er würde sich selber als Workaholic bezeichnen, wenn ihn jemand nach einer kurzen Vorstellung fragen würde. Jedoch vernachlässigt er dadurch seine zwei Kinder, wie all seine Freunde...
