Jimin hatte gerade mit seiner Mutter telefoniert. Sie hatte ihn eigentlich nur die ganze Zeit kritisiert, warum er seine Haare an den Seiten nicht mehr komplett abrasiert hatte. Und, warum er plötzlich so blass geworden wäre. Zum Glück hatte sie nicht seine Ohrringe gesehen, sonst wäre sie wahrscheinlich komplett aus der Haut gefahren.
Aber Jimin fühlte sich trotzdem fürchterlich.
Gerade kam er aus seinem Zimmer gekrochen. Es würde gleich Abendessen geben, so wie jeden Abend um diese Uhrzeit. Jungkook würde bestimmt schon fleißig in der Küche stehen, während er neben dem Abendessen auch schon das Frühstück für alle vorbereitete.
Dieser Mann war ein Traum.
Kopfschüttelnd betrat Jimin die Küche. Nur Jungkook stand in gemütlichen Klamotten in dieser, hatte wie immer sein kleines Radio neben der Arbeitsfläche laufen, während er den Herd beobachtete. Und als er Jimin erblickte, erhellten sich seine Gesichtszüge.
"Ah, hallo Jimin. Hat dir dein Telefonat gefallen?"
"Nicht wirklich."
"Möchtest du darüber reden?"
Kurz schwieg Jimin. Es tat bestimmt gut, mit einer nicht involvierten Person über alles Zuhause zu sprechen. Und doch schüttelte er den Kopf. Zu groß war seine Angst, dass Jungkook ihn anders als jetzt sehen würde.
"Wenn du doch im Nachhinein darüber reden möchtest, können wir das machen. Hast du denn Hunger?"
"Bisschen. Und bisschen Bauchweh weil Telefonat." "Das ist in Ordnung. Dann kannst du gleich auf das Sofa und fernsehen. Ich gehe mit den Kids in Chanhyuns Zimmer." "Nein, alles okay. Ich mag Kids."
Lächelnd nahm Jungkook einen Topf vom Herd, ehe er diesen auf den Tisch stellte. "Okay. Danbi muss aber heute früher ins Bett. Wegen ihrem Schnupfen." "Was ist Schnupfen?" "Fieber?" "Fieber." Jimin schien nachzudenken, ehe er sein Handy aus der Tasche nahm. "Buchstabiere Fieber."
Jungkook tat, wie von ihm gewollt, weshalb Jimin kurz darauf verstehend nickte. "A fever. She catched a cold!" Des Öfteren sprach Jimin laut in Englisch mit sich selber. Vor allem dann, wenn er nachdachte.
Und Jungkook fand das sehr amüsant. Vielleicht hatte er so schon das ein oder andere englische Wort aufgeschnappt, denn er wollte Jimin bei der Kommunikation so weit es ging helfen. Obwohl Yoongi ihm eine sehr große Hilfe war. Und Namjoon. Denn dieser machte sich öfter die Mühe, mit Jimin zu sprechen. Damit dieser sich auch ein wenig in seiner Muttersprache unterhalten konnte. Das fand Jungkook sehr wichtig.
"Möchtest du heute Abend meine Gesellschaft?"
Fragend hob Jimin seinen Kopf an. Bis gerade hatte er auf sein Handy geschaut, weshalb er die Anwesenheit des Älteren fast vergessen hatte.
"Wie?"
"Wir könnten einen Film schauen. Wenn du möchtest. Wenn die Kids schlafen." "Film? Welche Film?" "Such dir einen aus." "Lieblingsfilm? Deiner?" "Schwierig", grinste Jungkook. "Ich schaue zu viele Filme. Ich würde auf Avengers tippen." "Ah. Iron Man und Hulk and so on. Ist okay." Jimin schien nebenbei mit jemandem zu chatten. Wahrscheinlich auf Englisch, da er die beiden Sprachen wieder vermischte. Das passierte immer, wenn er zeitgleich etwas englisches las oder hörte.
"Dein Lieblingsfilm?" Jungkook fand die Konversation sehr angenehm, weshalb er sie aufrecht erhalten wollte. Zumindest dann, wenn Jimin das auch wollte.
"Weiß nicht. Grown Ups? Ich mag lustige Filme. Ich mag Lachen dabei." "Komödien. Möchtest du mir heute Abend deinen Lieblingsfilm vorstellen?" "Okay. Grown Ups ist wirklich funny." "Das werden wir dann ja sehen", antwortete Jungkook lächelnd, während er sich wieder dem Herd zuwandte.
Passend, als Chanhyun in die Küche geflitzt kam.
"Appa! Appa!" Ungeduldig zog er am Hosenbein seines Vaters, weshalb dieser sofort zu dem Kind schaute. "Was ist los?" "Ich habe ein Bild gemalt! Kannst-Kannst du das an den Kühlschrank hängen?" "Du kannst es auch selber aufhängen, wenn du möchtest. Dann schaue ich es mir gleich intensiv an", lächelte Jungkook, weshalb sein Sohn hektisch nickte.
Jimin fand es schön, wie liebevoll Jungkook zu seinen Kindern war. Er wollte irgendwann zu seinen Kindern ebenso sein, wenn er überhaupt welche kriegen würde. Er hatte zu große Angst, so zu enden wie seine Eltern. Er fand seine Kindheit nicht schön und er wollte keine Kinder, wenn diese nicht anders als er leben könnten. Und so eine Zukunft war ungewiss und nicht planbar. Deshalb hatte er momentan keinen Kopf dafür.
Bevor Chanhyun die Küche endgültig verließ, schien er Jimin wahrzunehmen. Denn er änderte schnell die Richtung, ehe er auf Jimins Schoß kletterte.
"Jimin! Ich habe dich heute vermisst", begann er sofort, während Jimin ihn umarmte.
"Wow! Wie hübsch!"
Ganz vorsichtig berührte Chanhyun einen von Jimins neu gestochenen Ohrsteckern. Und er schien den Schmuck wirklich zu mögen.
"Jimin, du bist wunderschön", flüsterte er danach, weshalb Jimin sofort Tränen in seine Augen bekam.
Kinder sagten immer die Wahrheit.
Und genau so etwas hatte er gerade gebraucht, um die unfreundlichen Kommentare seiner Mutter vergessen zu können.
"Danke, Chanhyun. Mir gefällt es auch sehr gut."
"Appa sagt, dass ich zu jung bin! Ich darf das nicht haben! Und er hat sooo viele und ich gar nichts!" Bockig verschränkte er seine Arme, weshalb Jimin sofort seine Arme um den Jungen legte. Sonst würde dieser noch ungünstig von seinem Schoß plumpsen.
"Wenn du in die Schule gehst, reden wir da noch einmal drüber", antwortete Jungkook sofort. "Mit fünf braucht man das noch gar nicht. Jimin hat viel länger als du gewartet." "Jimin ist aber nicht ich! Liebst du Jimin mehr als mich? Weil er darf das und ich nicht!"
Tief durchatmend drehte sich Jungkook vom Herd weg.
"Chanhyun", seufzte er dann. "Das hat nichts mit Liebe zu tun. Ich habe einfach Angst, dass du dich damit verletzt. Du bewegst dich immer so viel und wenn du Ohrlöcher bekommst, dann musst du ganz dolle aufpassen. Jimin ist nicht so aktiv wie du. Deshalb darf es das und nicht du. Du musst noch lernen, aufzupassen."
"Appa, warum hast du dann so viele Ringe? Du passt doch auch nicht immer auf!"
"Appa weiß, wie man darauf aufpasst. Wenn du ein wenig älter bist, dann kannst du das auch. Und dann darfst du auch Ohrringe. Dann gehen wir zusammen zu Taehyungie und du darfst dir die Stecker aussuchen, die dir gefallen. Ich liebe dich doch nicht weniger, nur weil das noch zu gefährlich für dich ist. Ich möchte dich doch beschützen."
"Also hat Appa mich ganz dolle lieb?"
"Ganz ganz dolle, Channie. Und ich verspreche dir, dass du Ohrringe darfst."
"Kleiner Finger?" "Kleiner Finger."
Chanhyun hielt seinem Vater seinen abgespreizten Finger hin, weshalb dieser mit seinem kleinen Finger einharkte. Kurz schüttelten sie ihre Hände, ehe der Junge zufrieden schien.
Und Jimin war beeindruckt, wie ruhig Jungkook gesprochen hatte.
Hätte er seine Eltern mit fünf gefragt, ob diese ihn ganz dolle lieb hätten, hätten sie gemeint, dass das doch selbsterklärend wäre. Denn sie hatten eine Menge an Geld für Jimins Adoption bezahlt gehabt. Und sie hielten es Jimin andauernd vor. Er solle sich gefälligst geehrt fühlen, ein Dach über den Kopf bekommen zu haben. Jimin sah so etwas aber als selbstverständlich an. Jeder hatte eine liebende Familie verdient. Fand er zumindest.
Er wünschte sich, auch in so einem liebevollen Haushalt aufzuwachsen. Auch, wenn Chanhyun und Danbi keine Mutter hatten, schienen sie diese keineswegs zu vermissen. Denn sie hatten noch nie ein Wort über diese Frau verloren gehabt, die Jimin nicht kannte. Er fragte sich schon, wo sie war, aber er sah nicht das Recht, Jungkook einfach danach zu fragen. Es war immerhin nicht seine Ehe und hatte ihn deshalb wenig zu interessieren.
"Jimin?"
Chanhyuns leises Flüstern hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen.
"Ja?"
"Liest du mir heute Abend etwas vor? Ich möchte mit dir ins Bett gehen."
"Okay, Channie."
"Kleiner Finger?" "Kleiner Finger." Lächelnd hakten sie ihre kleinen Finger ein. Und in Jimin tat diese Handlung etwas. Denn er fühlte sich plötzlich viel besser.
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Au Pair ^JiKook^
FanfictionJeon Jungkook ist Geschäftsmann in einem erfolgreichen Unternehmen. Er würde sich selber als Workaholic bezeichnen, wenn ihn jemand nach einer kurzen Vorstellung fragen würde. Jedoch vernachlässigt er dadurch seine zwei Kinder, wie all seine Freunde...
