"Es ist dasselbe wie du hast, stimmt's?" Lorelies blaue Augen glänzten feucht.
Ich nickte, mit einem Lächeln hielt ich mein Handgelenk in die Höhe.
Sie zog mich an ihre Brust.
"Danke tausendmal, du bist meine absolut beste Freundin", flüsterte sie in mein Ohr.
Liebevoll legte ich eine Hand an ihre Wange. "Und du meine."

"Ah, Lori", erklang Jayce Stimme. Er spähte von seiner Tür zu uns herüber. "Dein Tag heute."
Langsam kam er näher, doch Lorelie zog ihre spitze Nase kraus.
"Verzieh dich, Jayce, du bist nicht mein Gefährte", wehrte sie ihn ab.
Jayce grinste frech. "Warte nur auf meinen achtzehnten Geburtstag, vielleicht klickt es dann."
"Tss", machte meine Freundin und ich lachte fröhlich.
In diesem Moment kamen Babsi und Lotta aus ihren Zimmern und nahmen Lorelie in Beschlag.

Plötzlich stand Jonah auf dem Gang. "Wo ist sie?"
Er reckte den Hals, um über die vielen Köpfe spähen zu können.
"Wer?", fragte ich verwirrt.
"Na, Lorelie", antwortete er in selbstverständlichem Tonfall.
Irritiert deutete ich auf meine Freundin, die gerade Ohrringe mit saphirblauen Steinen anprobierte. Offenbar ein Geschenk von Babsi und Lotta.

Mein Bruder lief auf sie zu, einige Schritte entfernt blieb er stehen.
"Hey Lori", sagte er mit einem Lächeln.
Meine Freundin hob den Blick, die Beiden sahen sich lange an.
"Jonah", hauchte sie, ihre blauen Augen begannen sich zu verdunkeln.
Verdutzt beobachtete ich, wie Jonahs Lächeln noch breiter wurde. Er ging auf Lorelie zu und sie liess sich in seine starken Arme ziehen.
Mein Bruder vergrub das Gesicht an ihrem Schlüsselbein, tief atmete er ihren Geruch ein.

"Viel zu lange habe ich auf dich gewartet", raunte er. Mit einem tiefen Knurren zog er sie noch enger an sich. "Du bist meins."
"Was..." Mein Mund blieb offen stehen.
Lorelie kicherte, sie schlang ihre Beine um Jonahs Taille. Die Beiden begannen sich zu küssen und vergassen offenbar, dass ihnen etliche Augenpaare zusahen.
"Ew!", rief ich angewidert.
Jonah lachte leise, er trug Lorelie hinüber zu ihrem Zimmer und knallte die Tür hinter ihren Rücken zu.
Hastig unterbrach ich mein Kopfkino, das fröhlich jugendfreie Szenen in mein Gedächtnis zauberte.

Meine beste Freundin und mein Bruder.
"Bei der Mondgöttin!", brachte ich heraus.
"Das ging ja schnell", bemerkte Derik, er warf der verschlossenen Tür einen neidischen Blick zu.
"Hmpf", machte ich.
Er musterte mich mit seinen eisblauen Augen. "Wir werden unsere Gefährten schon noch finden, Cass."
Ich schnaubte durch die Nase. "Was denkst du, wie lange werden sie brauchen?"

Ein breites Grinsen verzog Deriks Gesicht. "Willst du das wirklich wissen?"
"Meine Güte, nein!" Ich schüttelte hastig den Kopf. "Das ist mein Bruder!"
Ein wenig eifersüchtig, aber auch etwas freudig, stapfte ich die Treppenstufen hinunter in die Küche.
Ich mischte die Zutaten für Pfannkuchen in einer Schüssel.
Derik setzte sich währenddessen auf die Theke und unterhielt mich mit fröhlichem Geplauder.

Dämon... Nein, Damien bog um die Ecke, wie angewurzelt blieb er stehen.
Graue Ringe lagen unter seinen Augen, die Müdigkeit hinterliess dunkle Schatten in seinem Gesicht.
"Was!", blaffte ich ihn an.
Meine beste Freundin und mein Bruder prägten, markierten und paarten sich innerhalb von gefühlt drei Minuten und er glotzte mich immer noch an, als ob er noch nie im Leben ein Mädchen gesehen hatte. Die Wut loderte in meinem Bauch auf. Ich beugte mich über die Schüssel und schlug so schnell mit dem Schwingbesen, dass Pfannkuchenteig durch die Küche spritzte.

Damien beschloss mich zu ignorieren, welche Überraschung.
Er lief hinüber zum Kühlschrank, zerbrach vier Eier und verquirlte sie in der Pfanne zu Rührei.
Im Stehen schaufelte er sich das Rührei in den Mund.
"Du stehst im Weg!", blaffte ich.
Mit leichtem Kopfschütteln trat Damien einen Schritt zur Seite und ich schmiss den Schwingbesen in den Waschtrog.
Angewidert verzog ich meine Lippen.
"Du schmatzt wie ein Neandertaler!", motzte ich ihn an. "Ach, du bist so eklig!"

Derik lachte auf der Theke, mit dem Finger probierte er den Pfannkuchenteig.
Mein Blick fiel in die Spüle, unter meinem Schwingbesen konnte ich Damiens Bratpfanne entdecken.
Gelbes, eingetrocknetes Ei klebte daran.
"Wirst du das nicht abwaschen?" Ich hob mein Kinn in die Höhe und starrte angriffslustig in sein Gesicht.

"Ich esse noch!", entgegnete er mit vollem Mund, er erwiderte meinen herausfordernden Blick.
"Kein Wunder sieht unsere Küche immer aus wie ein Schweinestall!", fauchte ich.
Schwungvoll warf ich die Haare über die Schulter und stakste zurück zu meinem Pfannkuchenteig.
"Gott, du warst schon immer unausstehlich", murrte Damien gereizt. "Doch das ist selbst für dich eine Höchstleistung."

"Verschwinde einfach!", schrie ich.
Heisse Wut pochte in meinem Kopf.
Damien hielt inne, die Gabel mitten auf dem Weg zu seinem Mund.
Derik sprang alarmiert von der Theke. "Cass, tief durchatmen."
"Iss woanders!" Mit bebendem Finger deutete ich auf den Ausgang.
Damien kniff die grünen Augen zusammen, drohend kam er einen Schritt näher. "Oh, ich werde genau hier essen."
In Windeseile stopfte er das Rührei in sich hinein und kaute mit offenem Mund. Als er fertig war, warf er den Teller mitsamt der Gabel klierend in den Waschtrog.

"Und das wasche ich später ab." Mit diesen Worten drehte er sich um und verliess endlich die Küche.
"Du bist so kindisch!", brüllte ich seinem breiten Rücken hinterher.
Ohne sich umzudrehen hob er die Hand über den Kopf und zeigte mir den Mittelfinger.
"Cass?" Derik wollte beruhigend seine Hand auf meine Schulter legen, entschied sich aber anders. "Wir backen jetzt die Pfannkuchen, ja?"
Ruckartig zog ich die Schüssel zu mir heran. "Jap."

"Gesittet und ohne jemanden umzubringen, versprochen?", hakte Derik nach, wobei er vorsichtshalber einen Schritt zurücktrat.
Seine Reaktion entlockte mir ein Lächeln. "Abgemacht."
Während der Teig in der Pfanne brutzelte, flachte meine Wut ab.

Nach einer guten Stunde kam Lorelie hinunter in die Küche, die Wangen gerötet und ein tiefes Leuchten in den blauen Augen.
"Pfannkuchen!", sagte sie mit einem Strahlen.
Gemeinsam verputzten wir alle Pfannkuchen bis auf den letzten Krümel. Derik rieb sich über den vollen Bauch. Er stand auf und räumte die Teller in die Küche.
Ich bemerkte Lorelies prüfenden Blick.

"Ich freue mich für euch", meinte ich, während ich die frische Markierung auf ihrem Nacken musterte. "Wirklich."
Sie griff über den Tisch nach meiner Hand. Sanft erwiderte ich den Druck ihrer Finger.
"Hast du es gewusst?" Mit hochgezogenen Brauen sah ich in das tiefe Blau ihrer Augen.
Lorelie zuckte mit den Schultern. "Ich hatte meine Vermutung."
"Aber warum hast du nichts gesagt?", hakte ich nach.

"Ich war mir nicht sicher", antwortete Lorelie nach kurzem Zögern. "Ich hätte auch nur in ihn verknallt sein können. Deshalb wollte ich dir nichts erzählen." Sie musterte mein Gesicht. "Weil er dein Bruder ist, das wäre sonst komisch gewesen, wenn ich mich geirrt hätte."
"Das tut mir so leid." Ein tiefer Seufzer hob meine Brust. "Ich wäre gern für dich da gewesen."
Ein Lächeln verzog ihre Lippen, ich lehnte auf dem Stuhl zu ihr herüber.
Wir nahmen uns kichernd in die Arme und wiegten uns übermütig hin und her.
"Das bedeutet, dass du meine Schwägerin wirst!", rief ich plötzlich aus.
Der Erkenntnis folgte lautstarker Jubel.

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Hmm Jemand verliert bald, bald die Selbstbeherrschung... Dreimal dürft ihr raten, wer ;D

Leichter Erwachsenen-Content im nächsten Kapitel, Triggerwarnung für Gewalt

Aufbrausend, Ahnungslos, AlphaWhere stories live. Discover now