Die zwölf Werwölfe meines Jahrgangs hatte unser Alpha gleich zu Beginn des Trainings mit acht Jahren in drei Gruppen unterteilt.
Lorelie und Derik gehörten zwar der schwächsten Gruppe an, doch wenigstens hatten sie gute Gesellschaft.

Mein Blick wanderte hinüber zu meinen Teamkollegen. Gruppe Eins stand beisammen und diskutierte angestrengt.
Brian, Jessy, die Tochter unseres Beta-Wolfes, und wie könnte es anders sein, Damien höchstpersönlich.

Die Markierung auf Brians Nacken schillerte hell im Sonnenlicht und seine dunklen Haare fielen wirr über seine Stirn, als ein Grinsen sein Gesicht verzog.
Damien brach in lautes Gelächter aus, er legte einen Arm um Jessys Schultern und gestikulierte mit der freien Hand wild in der Luft.

Ich zog die Nase kraus und wandte hastig den Blick ab, bevor Jemand bemerkte, dass ich die drei wie eine hirnlose Erbse anstarrte.
Konnte gut sein, dass die Beiden sich aufeinander prägen würden, Jessy und Damien.
Ich rollte mit den Augen und schüttelte mich, um das mulmige Gefühl loszuwerden.
Sie wären das perfekte Paar.

Arnie, der Trainer meiner Altersstufe, klatschte in die Hände.
Als der Tumult nicht verstummte, pfiff er laut durch die Zähne.
Ich verzog missmutig meinen Mund und trollte mich zu meiner Kräftegruppe hinüber.
Brian und Jessy begrüssten mich mit einem fröhlichen Lächeln.
Damien hingegen liess abschätzig seinen Blick hinab zu meinen Zehen wandern und wandte sich dann Arnie zu.

"Wir werden heute in Zweiergruppen trainieren", verkündete er, woraufhin einige Jungs johlten.
Ich rollte mit den Augen und begann, den Aufdruck meines Shirts abzuklauben, der langsam abblätterte.

Arnie ging reihum und teilte die Gruppen in Pärchen auf.
"Jessy und Brian, Damien und Cass."
Sein Beschluss liess mich innerlich aufstöhnen.
"Alles klar, Leute, los geht's!"

Widerwillig trat ich einen Schritt näher an Damien heran.
Das hatte mir gerade noch gefehlt.
Mein Wolf in mir meldete sich unruhig und ich konnte gerade noch ein gereiztes Murren unterdrücken.

Nach Damiens angepisster Miene zu urteilen, war er über die Aufteilung genauso wenig begeistert wie ich.
"Cass." Seine tiefe Stimme schien mich zu verspotten.
"Damien", erwiderte ich und kniff genervt die Augen zusammen.

Während wir nebeneinander warteten bis wir an der Reihe waren, konnte ich seinen Duft erschnuppern.
Überrascht stellte ich fest, dass er eigentlich ganz gut roch. Jedenfalls für seine Verhältnisse.

"Na?", bemerkte er mit einem listigen Glitzern in den blauen Augen. "Du hast dich immer noch nicht geprägt, wir man hört."

Ich biss auf meine Unterlippe und unterdrückte ein angriffslustiges Knurren.
Ich sollte mir meine Kräfte für den Kampf sparen.

"Kann schon mal passieren, Cass." Damiens selbstgefällige Stimme verhöhnte mich. "Ohne Alpha-Blut kann es eine Weile dauern, bis man seinen Gefährten findet."
Ein zischendes Geräusch entfuhr meiner Kehle und ich funkelte Damien so finster an, wie ich nur konnte.
Er quittierte meine Reaktion mit einem zufriedenen Grinsen.

"Du versperrst mir die Sicht", meinte er, streckte den Arm aus und schob mich zur Seite.
Ich vergrub meine Hände tief in den Hosentaschen meiner Trainingshosen und starrte nach vorne, darauf bedacht die Kontrolle über meine Bestie zu behalten.

"Damien, ihr seid an der Reihe", rief Arnie uns zu.
Natürlich, mein Name musste neben dem mächtigen Alpha nicht genannt werden.
Ich stellte mich Damien gegenüber auf dem Sandplatz auf und ging leicht in die Knie.

Ein überheblicher Ausdruck schlich sich auf seine Miene, die blauen Augen begannen sich langsam zu verdunkeln.
Fest biss ich die Zähne zusammen.
Ich würde alles geben, um das aufgeblasene Grinsen von seinem Gesicht zu wischen.

"Los!" Arnies Stimme setzte uns in Bewegung.
Gleichzeitig stürzten wir vor und unsere Körper prallten heftig aneinander.
Damien versetzte mir einen Stoss gegen die Schulter, der mich ins Taumeln brachte.

Doch kaum berührten meine Füsse den Boden, wirbelte ich herum und landete meine Faust auf seiner Brust. Mit einem lauten Keuchen schnappte er nach Luft.
Ich nutzte den Moment und kickte gegen seine Seite.
Leider erwischte er mein Bein und ich wurde schwungvoll durch die Luft geschleudert.

"Du musst schneller sein, Cass", wies mich Arnie an.
"Ach nein", murmelte ich mit gebleckten Zähnen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Alpha unseres Rudels von der älteren Trainingsgruppe zu uns herüberspähte.
Seine muskulösen Arme waren vor der Brust verschränkt und wahrscheinlich beobachtete er die Kampfkünste seines Sohnes.
Damien schien den Blick seines Vaters nicht zu bemerken oder ignorierte diesen gekonnt.

Ich hievte mich auf die Füsse und ballte die Fäuste. Lauernd umkreiste ich Damiens Gestalt, doch er wartete nicht auf meinen Angriff.
Sein mächtiger Körper preschte vor, gerade noch konnte ich seinem Schlag ausweichen.
So fest ich konnte rammte ich meinen Ellbogen in seine Rippen.
Damien duckte sich und boxte in meinen Bauch.

Sterne explodierten vor meinen Augen, ich taumelte zur Seite und würgte.
Arnie runzelte missbilligend die Stirn.
"Erste Verwarnung, Damien."

Als ich sicher war, dass ich mich nicht übergeben musste, warf ich meinem Gegenüber einen gehässigen Blick zu.
Seine grünlichen Augen funkelten angriffslustig und an den zuckenden Mundwinkel konnte ich erkennen, dass er ein fieses Grinsen unterdrückte.
Mit einem Aufschrei stürzte ich mich erneut auf ihn.

So sehr ich auch kämpfte und kratzte, was mir ebenfalls eine Verwarnung von Arnie einbrachte, konnte ich nicht die Oberhand gewinnen.
Damiens Alpha-Blut machte ihn überlegen und liess ihn seine Allüren wieder aufnehmen, bevor er sie überhaupt abgelegt hatte.

Als uns Arnie aus dem Ring entliess, wankte ich hinüber zu Jessy, die mir mit mitfühlender Miene meine Wasserflasche reichte.
Brian klopfte mir auf die Schulter, meine Knie knickten beinahe unter dem Schlag ein. "Gut gekämpft, Cass."
Er streckte die Hand aus und Damien schlug mit einem zufriedenen Grinsen ein.

Am Abend schmerzte jeder einzelne Knochen meines Körpers. Stöhnend stemmte ich mich aus dem Sessel im Wohnzimmer und schleppte mich hinüber zur Treppe, um Duschen zu gehen.

"Soll ich dich nach oben begleiten?", fragte Lorelie, ihre Stirn runzelte sich, während sie mich ausgiebig musterte.
Ich schüttelte den Kopf. "Nicht nötig."
Sie nickte, doch ihre Miene blieb besorgt. "Gut, dann sehen wir uns morgen."

In diesem Moment kam Damien aus der Küche, eine ganze Reihe Schokolade zwischen die Zähne geklemmt, und stiess mich mit der Schulter an, sodass ich taumelte.
"Pass auf deine Füsse auf, Cass", bemerkte er spöttisch.
Unter dem Rand seines Shirts konnte ich eine rote Kratzspur erkennen, die er von unserem heutigen Kampf davon getragen hatte.

Ich gab ein drohendes Knurren von mir. "Du hast mich geschubst!"
Er wandte den Kopf, seine hellen Augen fixierten mein Gesicht, wie ein Raubtier seine Beute.
Ich konnte spüren, wie seine Ausstrahlung bedrohlich wurde und senkte eingeschüchtert den Kopf.

Er kam einen Schritt näher und senkte seine Stimme. "Das nächste Mal, wenn du mir drohst, wirst du es bereuen."
Fest biss ich die Zähne zusammen, den Blick auf seine grauen Socken gerichtet.

"Verstanden?", hakte er schneidend nach.
Für einen kurzen Augenblick rang ich mit mir, doch schliesslich schluckte ich meinen Stolz hununter.
"Ja."

Aufbrausend, Ahnungslos, AlphaWhere stories live. Discover now