Dumm und auch noch eine Pussy

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Benjamin schloss das Schloss mit seinem Schlüssel auf und wir betraten das Restaurant, was über die Jahre zu einem Zuhause wurde.

Das erste Mal als Ben mich hier hin gebracht hat, hat es ziemlich verlassen ausgehen aber jetzt sah es so aus, als in diesem Restaurant wirklich was laufen würde.

Nur halt dass hier niemand arbeitete und keiner außer mir und Ben von diesem Ort wusste.

Ich trat rein und sah mich um, während mich ein glückliches Gefühl überkam.

Auf den Wänden hingen Bilder, die Benjamin selbst gemalt hatte.

Wäre es nicht das Ende der Welt, hätte er mit seinen Werken reich werden können.

Mein absolutes lieblings Bild war das Bild, auf dem er Meer und Sterne gemalt hat.

Dieses Bild hatte er 'Wir' genannt. Ich sei Meer und er die Sterne am Nachthimmel.

Jedes Mal wenn ich auf dieses Bild gucke, fange ich an zu grinsen, ob ich will oder nicht.

Und mein lieblings Bild Nummer zwei ist dass Bild was Ben und ich...zusammen gemacht haben.

Er übernahm die eine Hälfte und ich die andere.

Auf seiner Hälfte hat er einen See mit richtig schönen Lotus Blumen gemalt und vielen anderen grünen Pflanzen. Auf meiner Hälfte wollte ich eigentlich einen Dschungel mit bunten Pflanzen zeichnen.

Ich war aber kein Künster wie Ben und meine Skizzen sahen einfach nur beschissen aus. Da war ich froh dass ich erst Skizzen gemacht habe, anstatt direkt drauf los zu malen.

Und weil es nicht geklappt hat, hab ich mich umentschieden. Ich habe mein Fuß blau angemalt und ihn so auf meiner Hälfte des Bildes abgestempelt. Dazu hab ich einen Fisch, ein Totenkopf und ein Penis gemalt.

Ben wollte dieses Bild erst gar nicht aufhängen. Jetzt hängt es trotzdem da.

Für's Zuhause braucht man schöne Bilder.

Und Bücher.

Natürlich haben wir fast unser Leben investiert, um ein Bücherregal hier hin zu bekommen.

Wenigstens war es da und voll mit Büchern. Hier lagern wir sie, weil so werden sie nicht verloren gehen oder irgendwo zurück gelassen.

Und sonst ist unser Restaurant mit allem möglichen dekoriert, aber hauptsächlich Muscheln aus Oceanside.

Auf einem der Tische lag ein Haufen von Lego-Steinen herum. Letztes Mal als ich hier war, hab ich angefangen und nicht geschafft zu Ende zu bauen.

Da auf dieser Welt Geld keinen Wert mehr hat, haben Ben und ich uns so viel Scheiß geholt.

Hinten im Restaurant haben wir so viele Malbücher liegen, Buntstifte, die ich mir damals nicht hätte leisten können, unzählige Lego Sets, Puzzles und Gesellschaftsspiele.

Also vor Langweile, werden wir ganz sicher nicht mehr sterben. Dafür ist für die nächsten hundert Jahre vorgesorgt.

Sogar ein verdammtes Grammophon hatten wir hier, was aber nur als Dekoration hier war. Die meisten Schallplatten waren aus Vinyl hergestellt und gehen kaputt weil sie zu weich für die Nadel, vom Grammophon, sind.

Wir haben es auf die harte Tour erfahren. Deswegen hatten wir auch einen Schallplatten Spieler, den wir wirklich benutzten.

Das einzige was wir nicht mehr im Restaurant haben, war Essen.

Es gab mal nh Zeit da hatten wir es, aber als es in unseren Gemeinschaften knapp wurde, haben wir sofort alles abgegeben.

"Setz dich schon mal, ich schau mal ob ich was finde.", gab Benjamin bescheid als er los ging und hinter der Tür, die hinter der Theke war, verschwand.

Ich setzte mich an den Tisch und fing an dass Piraten Lego Schiff weiter zu bauen.

"Absolut nichts mehr.", teilte Benjamin mir mit als er wieder raus kam. "Aber Wein. Willst du was?"

Er stand immernoch hinter der Theke und schüttelte was in ein Glas ein.

"Ne.", lehnte ich ab und konzentrierte mich weiter auf die Legos.

"Du weißt du wirst nicht betrunken sein, nur weil du ein Glas Wein trinkst."

Ich seufzte leise. "Erzähl es jemanden der von Alkohol abhängig ist."

Bis jetzt habe ich immernoch keinen Alkohol zu mir genommen und laut Plan wird es auch so bleiben.

Einen Moment später kam Benjamin auch zum Tisch, stellte vor mir ein Glas ab und setzte sich gegenüber von mir hin.

Kurz blickte ich auf das Glas, sah dass es Wasser war und widmete meine Aufmerksamkeit wieder den Legos zu.

"Die Briefe sind noch da? Von keinem Waschbär geklaut?", fragte ich Ben.

Hinten im Restaurant versteckten wir in einem Regal zwei Briefe.

Abschiedsbriefe.

Die haben wir geschrieben, falls der andere plötzlich sterben wird, damit man sich trotzdem irgendwie verabschieden kann.

Ich hab logischerweise in Ben's noch nicht reingeguckt, und er hoffentlich auch nicht in meinen.

Neben seinem Brief lag eine feuerwerks Rakete und neben meinem Brief eine leere Gasflasche.

"Sind noch da.", antwortete er mir und nahm ein Schluck von seinem Wein. "Was wirst du deinem Dad sagen wenn er raus findet dass du sein Bike genommen hast?"

"Wir müssen zurück sein bevor er es ist. Und falls nicht...denke ich mir spontan was aus."

Er schüttelte lachend den Kopf und nahm noch einen Schluck.

Was habe ich vorher gesagt?

Vielleicht dumm, aber keine Pussy.

Ich überlegte mir mögliche Ausreden bis ich in Gedanken immer weiter zu einem anderen Thema sprang, und mein Kopf runter auf die Lego Steine fiel.

In Gedanken war ich an gestern Abend angelangt. Als Dad bei mir saß bis ich eingeschlafen bin. Und auch dass ich ein erwachsener Mensch bin. Und auch dass ich noch nie andere erwachsene Menschen gesehen habe, die ihre Eltern bei sich haben bis sie eingeschlafen sind.

"Ich bin nicht nur dumm, sondern auch noch eine Pussy.", murmelte ich.

Es war eine Minute lang still.

"Okay, woher kommt das jetzt?", fragte Ben und hörte sich so an, als würde er versuchen ein Lachen zu unterdrücken.

Und ehrlich gesagt, musste ich es mehr oder weniger auch. Aber ich schaffte es, es zu unterdrücken.

"Komm schon, heb dein Kopf hoch und erzähl mir was los ist. Die Steine bohren sich sonst in deine Stirn.", merkte Ben an.

"Ich will es dir sagen aber ich will dir nicht in die Augen sehen. Ich kann nicht. Und vielleicht will ich es dir auch nicht sagen. Keiner soll es wissen. Aber ich will es dir sagen.", nuschelte ich und ignorierte den Schmerz der Legos, die sich in meine Stirn bohrten.

"Warum?"

"Weil's peinlich ist."

Es war zu hören wie er den Stuhl auf dem Boden schob und kurz darauf, meine Hände in seine nahm. "Dann guck mich nicht an aber sag trotzdem was los ist. Willst du es auf Papier aufschreiben?"

Schließlich hob ich meinen Kopf und sah einfach auf unsere Schuhe runter, weil Ben ja jetzt gegenüber von mir saß.

Und war mir immernoch nicht sicher ob ich ihm erzählen soll oder nicht.

Das ist verdammt peinlich und er lacht mich vielleicht aus. Oder sieht mich komisch an. Oder findet mich dann zu komisch, zu kindisch, zu peinlich.

Aber er ist mein Freund, er weiß alles.

Soll er davon wissen? Muss er das?

"Warum genau glaubst du, du bist eine Pussy?", fragte er.

Ich biss mir auf die Unterlippe und dachte weiter darüber nach.

Sagen oder nicht sagen.











His Little Soldier 2Où les histoires vivent. Découvrez maintenant