Seekrank

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Dad und ich waren wieder zurück in den Wald gelaufen und hatten uns auf einem Baumstamm niedergelassen.

Meine Maske hatte ich hier runter gezogen.

"Ich hab nachgedacht...", fing ich an zu reden. "...mit Carol auf's nächste Boot zu steigen."

"Du weißt ganz genau was ich dazu sagen werde.", meinte Dad und ich könnte an seinem Gesichtsausdruck sehen, dass er alles andere als glücklich über diese Idee war.

Wenn ihm schon nicht gefällt dass seine beste Freundin auf dem Boot ist, dann wird er sich erst recht nicht freuen, wenn seine Tochter geht.

Ich nickte. "Ich weiß. Hab dann nochmal nachgedacht. Und mich entschieden dass erst zu machen, wenn du, Benjamin und Gabriel tot sind. Da ihr alle aber jetzt noch am Leben seid, bleibe ich hier."

So lange auf einem Boot zu sein, ohne meine Freunde und Familie könnte ich niemals. Die Unwissenheit würde mich doch umbringen. Dann könnte ich nicht mit ihnen reden und wüsste auch nicht ob sie tot sind oder nicht.

Ich weiß wie es Benjamin damit ging als Carol weg war und er sich ständig den Kopf darüber zerbrochen hat, ob es ihr gut geht oder nicht und ob sie überhaupt noch lebt.

Das will ich nicht Dad, nicht Ben und auch nicht Gabriel antun, und mir selbst auch nicht.

Erst wenn die tot sind und sich dann keine Sorgen mehr um mich machen müssen und ich mir nicht um sie, dann kann ich ja auf ein Boot steigen.

"Ich kann dich nicht aufhalten aber ich kann dir ewige Standpauken darüber halten und dafür sorgen, dass aus irgendeinem Grund das Schiff nicht startklar sein wird. Und bis die anderen heraus gefunden haben was falsch ist, hab ich dich schon überzeugt zuhause zu bleiben.", gab er mir zu verstehen und ich lachte auf. "Du weißt dass dich auf dem Schiff niemand ins Bett bringen wird? Kein Kuss auf die Stirn. Kein 'Gute Nacht kleiner Soldat'."

Natürlich weiß ich das und auch deswegen werde ich nicht aufs blöde Boot gehen. Aber er darf das nicht wissen.

Ich packte mir theatralisch ans Herz, schnappte ironisch nach Luft und ließ mich nach hinten auf den Boden fallen als hätte man mir ein Pfeil ins Herz geschossen.

"Wie soll ich bloß ohne überleben?", keuchte ich. "Wie soll ich es überleben ohne Stirnkuss vor dem Schlafen gehen? Oh Gott! Mein Herz!" Dazu zog ich meine Knie an mich und krümmte mich auf dem Boden.

Husten und würgen durfte natürlich nicht fehlen, es muss ja wirklich so aussehen als hätte ich Schmerzen.

"Du bist so eine Nervensäge.", sagte Dad während er selbst lachte und den Kopf schüttelte. "Komm nicht weinend zu mir wenn du böse Träume hast oder nicht einschlafen kannst."

Sofort verstummte ich und regte mich nicht. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen und mein Blick wanderte langsam zu ihm.

Er wusste genau was er tat.

"Was, ganz leise jetzt?", fragte er mit einem überraschtem Ton, dabei war er ganz und garnicht überrascht.

Ich rappelte mich stumm auf und setzte mich wieder neben ihm.

"Gib zu das du nicht ohne kannst."

Aber ich weigerte mich und schüttelte den Kopf obwohl wir beide wussten dass es stimmte.

Vielleicht mag ich erwachsen sein aber ohne von seinem Mund aus 'Gute Nacht kleiner Soldat' gehört zu haben, und kein Kuss auf die Stirn von ihm zu bekommen, kann ich nicht in Ruhe schlafen.

Das weiß nur ich und das wird auch so bleiben. Niemals werde ich das Dad zugeben oder jemand anderem erzählen.

"Ich will nicht das meine Tochter auch noch auf einem Boot versauert, ganz einfach.", sagte Dad.

His Little Soldier 2Where stories live. Discover now