17 - Lee Know

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Kapitel 17 - Lee Know

Mai 2022

„Hach, ist das herrlich."
Träge hob ich meine Lider einen Spalt breit und blinzelte kurz in die Helligkeit, ehe ich die Augen wieder schloss. Das Rauschen der Bäume mischte sich mit dem Geräusch der Wellen. Ein sanfter Windhauch strich durch meine Haare, während die Sonne ihre warmen Strahlen über meine Haut tänzeln ließ.
Ja, es war wirklich herrlich hier.
So herrlich, dass ich am liebsten noch eine Weile auf der Bank sitzen bleiben und vor mich hindösen wollte.
Die Dreharbeiten zu den nächsten »SKZ Code«-Folgen waren abgeschlossen und nun blieb uns noch ein halber Tag Freizeit, bevor es wieder zurück nach Seoul ging. Genug Zeit, um etwas herunterzufahren und ein kleines bisschen Urlaubsfeeling aufkommen zu lassen. Ich mochte den Geruch des Meers, die leicht salzige Brise, die ich selbst auf meinen Lippen schmeckte. Es war schon viel zu lange her, dass ich auf der Insel Jeju gewesen war und aktuell fühlte ich mich herrlich entspannt.

Doch ein mehrfaches Pieken in meine Seite unterbrach meine Entspannung.
„Lee Know, wollen wir dann weiter?"
Ein tiefes Seufzen entkam mir. Widerwillig öffnete ich die Augen und sah zu Han, der neben mir auf der Bank saß und ungeduldig mit den Beinen wippte.
Am liebsten hätte ich mit „Nein" geantwortet, aber sein bittender Blick machte mir das unmöglich. Man musste ihm zu Gute halten, dass er es schon verdammt lange auf der Bank ausgehalten hatte, größtenteils sogar schweigend, während die anderen Bandmitglieder inzwischen den Ort unsicher machten. Ich hatte ihn nicht einmal darum gebeten, er hatte sich vorhin ohne weiteren Kommentar neben mich gesetzt, genüsslich ein Eis schleckend, während ich die Ruhe genoss. Und, seine Anwesenheit hatte mich gleich noch etwas entspannter werden lassen. Ich mochte es generell, ihn in meiner Nähe zu wissen.

Seine Unterlippe wanderte etwas nach vorne, unruhig rutschte er auf seinem Hintern herum. Anscheinend machte ihn mein direkter Blick nervös - etwas, was mir schon öfter an ihm aufgefallen war.
Ein Schmunzeln zog meine Mundwinkel nach oben. Irgendwie gefiel mir meine Wirkung auf ihn. Genau aus diesem Grund liebte ich es, ihn zu beobachten und seine Reaktionen immer wieder aufs Neue zu testen.

Schließlich erlöste ich ihn. Ich wollte ja mal nicht so sein.
Etwas schwerfällig stand ich auf und reckte mich geräuschvoll, was Han zum Lachen brachte.
„Okay, wo möchtest du denn hin?"
Er ließ sich von mir auf die Beine ziehen und blieb dicht vor mir stehen. Sein freudiges Lächeln löste ein Ziehen in mir aus und ließ mich blinzeln. Es war, als ob -
Ich sah, wie sich seine Lippen bewegten und er irgendetwas sagte, doch ich verstand ihn nicht. Da war nur Rauschen. Leere herrschte in meinem Kopf, als hätte diese plötzliche Nähe sämtliche Gedanken geraubt.
„Lino?"
Ich riss mich los und trat einen Schritt zurück, hoffentlich unauffällig genug, dass Han nichts Falsches dachte. Es reichte völlig aus, wenn ich mich selbst durcheinander brachte - wie in letzter Zeit leider des Öfteren. Ich wollte nicht, dass mein Herz einen kleinen Sprung machte, wenn er mich berührte, oder ein nerviges Kribbeln meinen Körper ergriff. Nein. Das alles war nichts, das ich weiter ergründen wollte. Wir waren Freunde - Seelenverwandte, wie es die anderen nannten. Nicht mehr, auch wenn wir gerne mit gewissen Erwartungen in der Öffentlichkeit spielten und den Fans damit die Möglichkeit gaben, ihre Fantasie schweifen zu lassen.

Ich schluckte die Trockenheit, die sich in meinem Mund gebildet hatte, herunter und verbannte sämtliche unnötigen Gedanken aus meinem Kopf. Sie hatten hier nichts zu suchen. Was sollte das überhaupt?
Innerlich tief durchatmend hakte ich mich bei Han ein, seinen fragenden Blick dabei ignorierend, und zog ihn Richtung der Häuser, die den Strand und das Ufer säumten.
„Also, wo möchtest du nochmal hin?"

*

Seufzend trat ich von einem Fuß auf den anderen und gab mir Mühe, nicht allzu ungeduldig zu wirken. Seit einer gefühlten Ewigkeit standen wir nun in dem Geschäft, in das sich Han gestern schon verirrt hatte, und es wirkte nicht so, als käme ich hier so schnell weg. Dabei knurrte mir bereits der Magen.
„Oh schau mal, Lino. Es sind noch mehr da, die hab ich gestern gar nicht gesehen. Ich glaube sogar -" Sein Kopf verschwand hinter einem der unzähligen Regale, ehe er Sekunden später mit einem triumphierenden Grinsen wieder auftauchte. „Ja, sogar mit deinem Geburtsstein."
Er wedelte mit etwas in der Hand herum, das sich bei näherer Betrachtung als Armband entpuppte - so wie er eines trug. Wie stolz er es mir unter die Nase gehalten hatte, als hätte er einen Schatz entdeckt.

Through the years (Minsung)Where stories live. Discover now