10 - Han

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Kapitel 10 - Han

Februar 2023

Ein angenehmer Windhauch strich durch meine Haare und kühlte meine Haut.
Es war warm. Verdammt warm. Geradezu sommerlich und das obwohl es Februar war.
Vor wenigen Tagen hatte ich mir in Seoul noch die Nase abgefroren und mich über glatte Gehwege gekämpft, nun befand ich mich tausende Kilometer weiter südlich in Australien und sehnte mich nach Abkühlung.
Mein Körper wusste auch nicht recht, was er von dieser plötzlichen Umstellung halten sollte und hatte zu Beginn mit starker Müdigkeit und Muskelverspannungen reagiert. Es war allerdings schon besser geworden als an unserem Ankunftstag, die gestrige Schröpftherapie hatte bereits ein kleines Wunder bewirkt. Auch wenn nun diverse blaue Flecke meinen Oberkörper zierten.

Ich lehnte mich noch etwas mehr über das Geländer meine Balkons und spähte in die Tiefe. Unten am Pool herrschte reges Treiben.
Kinder rannten um das Becken und sprangen vom Rand, während die Erwachsenen sich auf den Liegen aalten. Zwar hatte ich nicht vor, in der Sonne zu braten, doch je länger ich hier stand und das Geschehen beobachtete, desto verlockender wurden die wenigen freien Plätze im Schatten. Einfach dort liegen, nichts tun, sich hin und wieder im Wasser abkühlen - das wäre schön.

„Na, was treibst du so intensiv, dass du mein Klopfen nicht hörst?"
Die leise Stimme an meinem Ohr und die Hand, die plötzlich in meinem Hintern kniff, ließ mich vor Schreck beinahe über das Geländer springen.
„Lino!"
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er hereingekommen war.
Schmunzelnd sah er mich an und schien sich köstlich darüber zu amüsieren, dass mir mein Herz kurzzeitig aus der Brust gesprungen war. Erst nach einigen tiefen Atemzügen beruhigte sich mein Puls einigermaßen.
„Was machst du hier?"
„Mir war langweilig", lautete die prompte Antwort. „Und das Fernsehprogramm ist seltsam."
Er verzog das Gesicht auf eine Weise, die mich zum Lachen brachte. Er sah wirklich so aus, als hätte er bis gerade eben im Bett gelegen. Die dunklen Haare waren leicht verwuschelt und standen an einigen Stellen leicht ab. Grinsend ließ ich die Finger hindurch gleiten und zupfte hier und da an einzelnen Strähnen, während Linos fast schwarze Augen jeder meiner Bewegungen folgte und ein angenehmes Prickeln durch meinen Magen schickten.
Himmel...

„Schau mich nicht so an."
Sein Mundwinkel zuckten. Er beugte sich näher zu mir.
„Wie schau ich denn?"
„Genau so."
Ich gab ihm einen leichten Klaps auf die Schulter und brachte etwas mehr Abstand zwischen uns, bevor das Prickeln sich noch weiter ausbreiten konnte und mir das Denken erschwerte.
Was musste er mich auch immer so schwach machen? Und seine Wirkung auf mich ganz genau kennen?

Sein Kichern kitzelte mein Ohr, während ich mich fast schon theatralisch gegen das Balkongeländer sinken ließ und hinabsah. Ablenkung und so. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne Lee Know gemacht, der dicht hinter mich trat und meinem Blick folgte.
„Also, was hast du vorhin gemacht? Leute beim Planschen beobachtet?"
Ich seufzte.
„Na ja, ich habe viel mehr darüber nachgedacht, eventuell den Pool zu testen."
„Hm..." Er klang nicht sonderlich enthusiastisch, schließlich war er auch nicht der größte Wasserfan. Aber alleine wollte ich auch nicht dort runter zu all den Leuten.
Sein Kinn landete auf meiner Schulter, seine Arme legten sich lose um meine Mitte, während er anscheinend über meine Idee nachdachte. Schließlich spürte ich, wie er mit den Schultern zuckte.
„Warum nicht. Die Jungs sind sowieso am Meer und wir haben Zeit."
Das stimmte.
Die anderen waren gleich nach dem Frühstück zum Meer aufgebrochen, aber da ich die letzten Nächte nicht sonderlich gut geschlafen hatte, war ich lieber im Hotel geblieben. Gemeinsam mit Lee Know. Ich wollte mir zwar nichts drauf einbilden, dass er ebenfalls nicht mitgefahren war. Aber na ja... ich war einfach froh, ihn hier zu haben und nicht komplett allein zu sein.

Er drückte mich kurz enger an sich, ehe er sich löste und zurück ins Zimmer trat.
„Okay, gehen wir. Vergiss deine Badesachen und das Handtuch nicht."
Mit diesen Worten bückte er sich nach seinem Capi, das vom Bett gefallen war - und seinem mitgebrachten Handtuch, wie ich überrascht feststellte. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte unter seiner kurzen Hose der Bund einer Badeshorts auf. Ich verkniff mir ein Grinsen und schloss die Balkontür hinter mir.
Da war anscheinend jemand sehr gut vorbereitet und hatte den gleichen Gedanken gehabt wie ich. Aber erst zögern. Das war typisch Lee Know.
„Gib mir eine Minute. Ich zieh mich nur schnell um."

Through the years (Minsung)Onde as histórias ganham vida. Descobre agora