15 - Lee know

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Kapitel 15 - Lee Know

Dezember 2021

Ein Knarren holte mich aus dem Schlaf. Während ich müde ins Halbdunkel meines Zimmers blinzelte, spürte ich, wie die Matratze hinter mir leicht nachgab. Sekunden später erklomm ein kleiner Körper meinen Rücken, trampelte etwas auf mir herum, ehe er es sich bequem machte. Gähnend streckte ich eine Hand nach dem Störenfried aus und strich träge durch das weiche Fell.

Ich musste erneut eingedöst sein, denn erst als sich ein zweiter Katzenkörper laut schnurrend an meine Beine schmiegte, fand ich zurück ins Hier und Jetzt.
Wie spät es wohl war?
Suchend tastete ich um mich. Zunächst schien mein Smartphone verschollen, bis es unter meinem Kopfkissen wieder auftauchte. Das bleierne Gefühl der Müdigkeit machte mich langsam – und das, obwohl ich, seit ich in meinem Elternhaus zurück war, so viel geschlafen hatte wie schon lange nicht mehr.
Im Dorm war stets etwas los, einer der anderen Jungs war immer wach, nur sehr selten fand sich ein ruhiger Moment.
Hier war es anders – und eigentlich perfekt zum Entspannen. Dennoch vermisste ich den Trubel bereits jetzt, obwohl ich erst seit drei Tagen bei meinen Eltern war. Die letzten Jahre hatten uns so sehr zusammengeschweißt, dass es immer ungewohnt war, mal alleine unterwegs zu sein.

Inzwischen war es hell im Zimmer, die Sonne lugte durch die Vorhänge hindurch und zauberte ein angenehmes Lichtspiel auf die Bettdecke und die Wände.
Ich streckte mich ein wenig und rutschte mich in einer angenehmeren Position zurecht. Dori und Soonie folgten mir und machten es sich auf meinem Bauch und an meiner Seite bequem. Ihr gleichmäßiges Schnurren, während meine Finger abwechselnd durch das weiche Fell kraulten, wirkte herrlich beruhigend. Sicher hätten sie nichts dagegen, den ganzen Tag mit mir im Bett zu verbringen. Irgendwann würde sich dann auch Doongie dazu gesellen. Wahrscheinlich döste er gerade auf einem der Schränke im Wohnzimmer.
Mir ging es ähnlich.
Momentan verspürte ich auch noch nicht das Bedürfnis aufzustehen. Nach den anstrengenden letzten Wochen tat ein bisschen Nichtstun ganz gut, die kurze Pause brachte hoffentlich neue Energie für die Jahresend-Events.
Obwohl es die globale Situation im Moment bisher nicht zuließ, große Konzerte und Events abzuhalten, so wie wir es wollten, hatten wir es dennoch geschafft, unsere Fanbase weiter wachsen zu lassen und so erfolgreich wie nie zuvor zu sein. Ein gutes Gefühl, was den allgemeinen Druck etwas milderte, allerdings auch in andere Bereiche verschob. Nur war es nichts, worüber ich mir mehr den Kopf zerbrach als sonst.
Solange wir zusammenhielten, würde sich alles meistern lassen.

Das Smartphone neben mir vibrierte einige Male und schien dann gar nicht mehr aufhören zu wollen. Ich unterbrach die Streicheleinheiten meiner Katzen und öffnete neugierig den Gruppenchat, der munter vor sich hin blinkte. Sofort schwappte mir eine wahre Flut an Bildern entgegen.
Was –
Anscheinend waren inzwischen alle Zuhause angekommen und ließen die gesamte Band an jeder winzigen Tätigkeit teilhaben. Insbesondere Changbin, der wohl seine neue Leidenschaft im weihnachtlichen Dekorieren entdeckt hatte. War es so wichtig, dabei jede einzelne Kugel zu fotografieren? Laut Felix' begeisterten Kommentar darunter, wohl schon.
Schmunzelnd scrollte ich mich flüchtig durch die Nachrichten der anderen, ehe ich ein Foto meiner schläfrigen Katzen postete.

Plötzlich stutzte ich und begutachtete die ganzen Kommentare genauer. Jeder hatte in den letzten Tagen etwas geschrieben, die einen mehr, die anderen weniger – bis auf Jisung.
Etwas zog sich in mir zusammen, ein unbestimmtes Gefühl, das ich nicht zuordnen konnte.
Ob es ihm gut ging?
Ich durchsuchte ein weiteres Mal den Gruppenchat, falls ich etwas übersehen hatte, aber er schien sich wirklich nicht gemeldet zu haben. Laut seines Profils war er seit zwei Tagen nicht mehr aktiv gewesen.

Ich atmete tief durch und versuchte meinen Puls, der bereits Anstalten machte, neue Aktivitäten zu entwickeln, ruhig zu halten.
Dass er sich eine Weile nicht meldete, war prinzipiell nichts Ungewöhnliches. Meist versuchte er so, zusätzlichen Stress zu vermeiden und sich nur auf sich zu konzentrieren. Dennoch konnte ich nicht verhindern, dass es in meinem Inneren zwickte.
Vielleicht... vielleicht sollte ich ihn im Laufe des Tages mal anrufen. Nicht, dass es ihm doch irgendwie –

Through the years (Minsung)Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon