Taehyung wusste nicht, ob ihm so etwas auch gelingen würde. Einige kirinische Bürger hielten ihn nicht für den rechtmäßigen Erben, weil er in Raellé aufgewachsen war; weil seine Mutter davongelaufen und sich ihrer Familie entsagt hatte. Sie hielten Prinzessin Yuri für die rechtmäßige Erbin, als nun ältestes, noch lebendes Kind von König Jaesun. Und während Taehyung Yuri dabei beobachtete, wie sie auf der großen Pergamentkarte, die auf der Mitte des Tisches ausgerollt war, den Beratern eine Möglichkeit zeigte, eine sicherere Umgehung der Handelsroute zu finden, fragte Taehyung sich zum ersten Mal, ob seine Cousine es womöglich auch mehr verdiente.

»Eure Hoheit?«, riss Yohan ihn aus seinen Gedanken und Taehyung musste seinen Blick von Yuri losreißen, ehe er sich zu Yohan wandte. »Seid Ihr mit dieser Änderung einverstanden?«

Taehyung räusperte sich und warf einen schnellen Blick auf die Karte, ehe er langsam nickte. »Wenn Ihr dazu ratet, bin ich damit einverstanden.«

Ein zufriedenes Nicken ging durch die Reihe der Anwesenden.

»Nun gut«, sprach König Seokjin und erhob sich. »Ich denke, dann sollten wir die heutigen Verhandlungen damit beenden. Ich kann nur erneut sagen, dass wir entzückt darüber sind, wie die Verhandlungen mit dem Königreich Kirin und Euch«, der König nickte Taehyung zu, »laufen, Eure Hoheit.«

Taehyung erhob sich: »Das kann ich nur erwidern, Eure Majestät.«

Der König summte zufrieden, das Rascheln von Stoff ertönte, als die Berater und Anwesenden sich ebenfalls erhoben und dem König ihren Respekt zollten, als er den Raum als Erster verließ.

»Ich weiß nicht, wo Ihr mit Euren Gedanken seid«, zischte Yohan, als er unmittelbar hinter Taehyung durch die Tür in den Gang dahinter trat, »aber hier seid Ihr mit Euren Gedanken gewiss nicht. Und es würde Euch guttun, wenn Ihr das Trinken des Weins reduzieren würdet.«

Für den Bruchteil eines Moments wollte Taehyung mit Trotz und Abwehr reagieren, doch er besann sich etwas Besserem. »Ich weiß«, entgegnete er stattdessen simpel und ein leiser Seufzer entkam seinen Lippen.

»Wollt Ihr darüber reden?«

Überrascht schaute Taehyung zu Yohan, schüttelte dann aber seinen Kopf. »Es gibt nichts, über das es zu reden gäbe«, log er und schob damit seine Selbstzweifel zur Seite. Der König und sein Gesindel waren bereits aus der Sichtweite des Ganges verschwunden und auch Yuri und Mansik, mit Byunghoo im Schlepptau, hatten sich bereits empfohlen und waren gegangen.

»Ich hoffe Ihr seid Euch bewusst«, fing Yohan an, als sie gemeinsam das Stockwerk durchschritten, »dass kein König allwissend und allmächtig ist. Und dass dies auch nicht von Euch erwartet wird. Ich habe Euch bei der Verhandlung beobachtet, Ihr machtet den Eindruck, als seiet ihr unzufrieden. Unzufrieden mit Euch«, spezifizierte der ältere Mann und bedeutete Taehyung, stehenzubleiben.

»Ich weiß nicht, worauf Ihr hinauswollt.«

»Einem König ist es möglich im Sinne seines Königreichs zu regieren, weil er Berater an seiner Seite hat. Menschen, denen er vertraut, die ihn beraten, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die ihn auf Probleme hinweisen, Ideen in den Kopf setzten oder auch ausreden. Kein König kann ohne seine Berater regieren, mein Prinz. Und ich denke es ist für Euch an der Zeit, dass Ihr Leute um Euch scharrt, denen ihr Vertrauen entgegenbringen könnt, auf die Verlass ist, die Euch beraten. Ihr solltet damit nicht warten, bis Ihr auf dem Thron sitzt.«

»Aber ich habe doch Euch«, merkte Taehyung an. »Ihr seid mein Berater und Vertrauter.«

Ein sanftes Lächeln breitete sich auf Yohans wettergegerbten Gesicht aus, welches normalerweise mit stoischer Ausdruckslosigkeit oder Missfallen bestach. »Eure Worte ehren mich, mein Prinz. Aber ich bin der Berater Eures Onkels und auch wenn ich mich bemühe, Euch zur Seite zu stehen, so wird mein Platz an der Seite eures Onkels bleiben.«

Die Ritter der Krone ‒ Der neue Thron | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now