KAPITEL SECHZEHN

308 47 63
                                    

TAEHYUNG WAR ANGEBOTEN worden, sein Pferd für die Jagd gesattelt zu bekommen, aber er hatte darauf bestanden, dies selbst zu tun. Es fühlte sich falsch an, diese Aufgabe auf einen der Stallburschen abzuwälzen, so war es für ihn die Möglichkeit, den jungen Hengst kennenzulernen. Es war ein freundliches Angebot von König Seokjin gewesen, eines seiner selbst gezüchteten Pferde reiten zu dürfen und auch wenn Taehyung Pferden mit einem hohen Blüteranteil nicht viel abgewinnen konnte, hatte er selbstverständlich zugesagt. Er sollte König Seokjin nicht verärgern, und gewiss nicht mit einer Lappalie wie der Auswahl eines Pferdes.

Der drahtige Fuchs war ein hübsches Tier, bestach mit seinen dunklen Augen und dem gepflegten braunen Fell, aber in der Natur seiner Züchtung lag bereits ein nervöses Nervenkostüm, welches Taehyung dem Tier nicht absprechen konnte. Es tänzelte unruhig in seiner Box und schlug mehrmalig mit dem Kopf, während der Prinz das Tier putzte. Er fuhr dem Fuchs beruhigend über den Hals und sprach leise mit ihm. Als Mirage noch jung gewesen war, hatte er auch stehts mit ihr gesprochen, auch wenn er von seinem Onkel dafür nicht nur einmal gerügt worden war. Es sei albern, dass er mit dem Tier spreche, hatte er ihm gesagt. Aber Mirage hatte es stehts beruhigt und auch der junge Fuchs wurde etwas ruhiger, während Taehyung ihn putzte und schließlich sattelte.

Taehyung hatte nur mäßig Lust auf eine Jagd. Sein Onkel hatte ihm keine Wahl gegeben, er hatte auf jegliche Jagden am Hofe in Kirin mitgehen müssen. Er müsse Präsenz vor dem Hofstaat zeige, hatte König Jaesun stehts gesagt und auch wenn das Taehyungs Interesse nicht gesteigert hatte, wusste er, dass sein Onkel damit Recht hatte. Und auch die Einladung von König Seokjin hatte er nicht ablehnen können, weshalb er nun für eine weitere Jagd verpflichtet war.

Der Fuchs — Orion — schlug unwillig mit seinem Kopf, als Taehyung den Sattel auf seinen Rücken legte und den Gurt festzurrte. Die meisten der anderen Pferde waren bereits hinaus auf den Hof geführt worden, vielleicht war das der Grund für die Nervosität des Tieres, aber Taehyung ließ sich davon nicht beirren. Dennoch wusste er, dass ein unbekanntes Pferd bei einer Jagd kein gerade kleines Risiko war. Er ritt ihn nicht draußen auf der Weide, sondern Querfeld ein, in einer Gruppe mit anderen Pferden, die sich möglicherweise gegenseitig hochstachelten, dazu das alarmierende Gebell der Hundemeute. Taehyung wusste, dass eine Jagd durchaus stressig für Pferd und Reiter sein konnten und wenn der Partner seiner heutigen Jagd jetzt schon mit seinen Nerven kämpfte, versprach dies nichts Gutes. Dennoch war Taehyung überzeugt von seinen Fähigkeiten als Reiter, schließlich ritt er bereits seit seiner Kindheit — seitdem er bei Hoseoks Familie eingezogen war, hatte er deren Pferde reiten dürfen. Mit Wehmut erinnerte sich Taehyung an Donnerkeil und Bayard zurück.

Bayard, der dunkelbraune Hengst, den er auf seinem Weggang aus Darent geritten war, war immer schon sein Favorit gewesen. Er hatte mit seiner umwerfenden gelockten Mähne bestochen, intelligenten Augen und einem sanften Wesen. Taehyung hatte dem Tier vertraut und so sehr er auch Mirage liebte, er wusste, dass er Bayard niemals vergessen könnte. Es stimmte ihn traurig, nicht zu wissen, was mit den beiden Pferden nach dem Krieg passiert war. Ihm war es nicht vergönnt gewesen, Bayard mit nach Kirin zu nehmen und er war der Annahme gewesen, dass Hoseok sich um die beiden Pferde kümmern würde. Aber wie er nun wusste, war Hoseok das niemals vergönnt gewesen. Vielleicht waren sie an irgendeinen Bauern verkauft worden, als Arbeitstiere. Schließlich waren beide Hengste von kräftiger Statur gewesen und waren daran gewöhnt, einen Pflug zu ziehen, oder sogar Bäume. Wo auch immer in Raellé sie nun waren, hoffte Taehyung, dass sie ein gutes Zuhause gefunden hatten. Ein Zuhause, in dem sie genauso umsorgt und geliebt worden waren, wie einst bei Hoseoks Familie. 

»Eure Hoheit«, ertönte es aus der Stallgasse und riss Taehyung damit aus seinen Gedanken. »Alles wartet auf Euch.«

Niemand geringeres als Laurenz Marcess stand vor Orions Box. Die Arme hinter seinem Rücken verschränkt, ein Lächeln seine Lippen umspielend verweilte er dort und fing Taehyungs überraschten Blick ein.

Die Ritter der Krone ‒ Der neue Thron | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏDonde viven las historias. Descúbrelo ahora