KAPITEL VIERZEHN

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DIE FLAMMEN ZÜNGELTEN gierig zwischen den Holzscheiten und hin und wieder ertönte ein leises Knacken des verbrennenden Holzes. Als er in sein Gemacht eingetreten war, hatte ein Bediensteter frische Holzscheite in der Feuerstelle arrangiert und das Feuer entfacht, aber nun waren die meisten der Holzscheite bereits verkohlt und verbrannt. Auch der Inhalt der Weinkaraffe näherte sich dem Ende, aber Seokjin machte keine Anstalten, sich von dem Sessel zu erheben und sich Schlafen zu legen. Stattdessen starrte er in die flackernden Flammen.

Auch wenn die Ankunft des kirinischen Prinzen mit unerwarteter Aufruhr begonnen hatte, so war Seokjin mehr als zufrieden damit, wie der bisherige Aufenthalt und die erste Verhandlung von Statten gegangen waren. Am Morgen hatten sie sich für viele Stunden im Ratszimmer zusammengefunden, der Prinz mit seinen Beratern und zu Seokjins Überraschung war auch die kirinische Prinzessin anwesend gewesen, auch wenn sie seines Wissens von niemanden eingeladen worden war. Dennoch hatte Seokjin es nicht riskieren wollen, sie hinauszuschicken, auch wenn Prinzessin Yuri deutlich verhaltender auf die vorgeschlagenen Handelsrouten reagiert hatte, als Prinz Taehyung und seine Berater.

Seokjin vermochte die kirinische Prinzessin nicht einzuschätzen. Sie war höflich und wahrlich niemand konnte ihr aberkennen, dass sie einen scharfen Bestand und eine großartige Bildung besaß. Während ihr Cousin sich hin und wieder mit Fragen an seine zwei Berater gewandt hatte, schien Yuri bereits jedes Mal die Antworten zu wissen, auch wenn sie sich mit dem Reden im Hintergrund hielt. Allerdings hatte Seokjin über die Dauer der Ratssitzung hinweg den Eindruck bekommen, dass Prinzessin Yuri nicht so erpicht auf eine florierende Handelsbeziehung mit Raellè zu sein schien, wie Prinz Taehyung. Sie würde nicht auf dem kirinische Thron sitzen, ihre Meinung war nicht sonderlich ausschlaggebend, dennoch beschlicht Seokjin das Gefühl, dass die Prinzessin nicht mit dem Einverstanden schien, was ihr Cousin tat oder sagte. Und dies warf Fragen auf. Fragen, die Seokjin normalerweise mit Yoongi bereden würde, doch seit seiner Abreise hatte er noch nichts von seinem besten Freund gehört. Vermutlich würde er erst bei seiner Ankunft in Dásos eine Taube oder einen Raben mit einer Nachricht losschicken und dies würde vermutlich noch einige Tage dauern. Dennoch bereitete es Seokjin Sorgen. Alles an dieser Reise, die Yoongi allein angetreten war, bereitete ihm Sorgen. Er konnte nicht verstehen, dass Yoongi — ausgerechnet Yoongi, der alles zwei oder dreimal durchdachte, bevor er eine Antwort gab oder einen Entschluss fasste — so ein Risiko einging, und allein losgeritten war.

Eine schlechte Planung passte nicht zu ihm. Und Seokjin fragte sich, ob Yoongi noch etwas anderes zwischen den Zeilen des Pergamentes gelesen hatte, welches ihn aus Dásos erreicht hatte. Oder ahnte er etwas? Wusste er vielleicht bereits, wohin sein älterer Bruder verschwunden war? Wenn dies der Fall war, dann hatte Yoongi keinerlei Gedanken diesbezüglich mit Seokjin geteilt und dies bedrückte ihn.

Ein leises Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Als er seinen Blick über die Schulter richtete, entdeckte er Hyejin.

»Hast du etwas dagegen, wenn ich mich zu dir geselle?«

In den ersten zwei Jahren seit ihrer Vermählung, hatten sie versucht den Schein zu wahren, doch nun schliefen sie schon lange nicht mehr in ein und demselben Gemach. Sie waren in einem stillen Einverständnis dazu gekommen, dass sie nicht weiter versuchen, würden etwas zwischen ihnen zu erzwingen, was nicht da war. Aber Hyejin war genauso einsam, wie auch Seokjin sich fühlte und jeder Mensch sehnte sich ab und an nach Gesellschaft und Nähe zu einem anderen.

»Natürlich«, erwiderte Seokjin und stand auf, um einen zweiten Stuhl vor das knisternde Feuer zu stellen. »Schläft Yewon?«, fragte er, als er sich wieder setzte und seiner Gattin den letzten Wein aus der Weinkaraffe eingoss.

Hyejin nickte. »Das Kindermädchen ist bei ihr. Sie hat heute Abend geweint, weil das Kindermädchen ihr keine Geschichte über Drachen erzählen konnte und hat dann nach Yoongi gefragt. Sie vermisst ihn.«

Die Ritter der Krone ‒ Der neue Thron | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt