KAPITEL SIEBZEHN

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JIMINS WORTE HALLTEN in Taehyungs Kopf wider, auch dann noch, als sie bereits wieder auf dem Hof vor den königlichen Stallungen angekommen waren. Jimin hatte ihm keine weitere Chance gegeben, etwas zu sagen. Stattdessen hatte er an Tempo zugelegt und hatte zu Marcess aufgeschlossen. Taehyung war sich sicher, dass nachdem Marcess gesehen hatte, dass Jimin und er sich unterhalten hatten, sein Interesse geweckt war, worüber sie gesprochen hatten. Ahnte der Prinz von den Sonneninseln, dass sie sich kannten? Oder dachte er womöglich, dass Jimin ein weiterer seiner Liebhaber war?

»Prinz Taehyung!«

Von seinem Hengst stieg noch Dampf auf, als Taehyung von seinem Rücken stieg. Kaum hatten seine Füße wieder den Boden unter sich, tauchte Yohan neben ihm auf. Taehyung kannte die Zornesfalte nur allzu gut, die sich präsent auf Yohans wettergegerbten Gesicht abzeichnete.

»Alle anderen Reiter sind schon seit Ewigkeiten zurück! Es sollten schon Soldaten ausgeschickt werden, um Euch zu suchen! Ich hätte mich beinahe selbst schon auf ein Pferd gesetzt!«

Taehyung vernahm Zorn in Yohans lauter Stimme, aber nach Jimins Predigt, war er nicht in der Laune, sich auch noch von dem alten Mann ausschimpfen zu lassen. Und schon gar nicht ungerechtfertigterweise.

»Ein Pferd scheute vor dem Wasser, wir mussten einen Umweg reiten«, verteidigte Taehyung sich.

»Und Ihr kamt nicht auf die Idee, mit Eurem Leibwächter den direkten Weg zurückzunehmen? Ihr seid der Prinz! Was denkt Ihr, was für Sorgen wir uns gemacht haben? Ihr seid in einem fremden Königreich, unterwegs mit fremden Männern!«

»Es war Seojuns Pferd, welches vor dem Wasser gescheut hat. Ich war der Annahme, dass Ihr verlangt, ich würde bei meinem Leibwächter bleiben, anstatt allein zurückzukehren.«

Yohan antwortete mit einem unzufriedenen Brummen, seine muskulösen Arme vor der Brust verschränkt. »Ihr habt uns eine Heidenangst eingejagt, Eure Hoheit.«

»Das tut mir leid«, erwiderte Taehyung ehrlich. »Das war selbstverständlich nicht meine Absicht.« Er wusste, dass Yohan sich sorgte. Die Zornesfalte auf der Stirn seines Leibwächters glättete sich und Yohan fuhr sich mit seiner Hand durch sein immer mehr ergrauendes braunes Haar.

»Ihr seht aus, als hättet Ihr Euch im Schlamm gewälzt«, murrte Yohan und entlockte Taehyung damit ein gedämpftes Lachen.

»Charmant wie eh und je, alter Mann«, scherzte Taehyung und schüttelte seinen Kopf, als ein Stalljunge auf ihn zu eilte und anbot, Orion für ihn abzusatteln. »Ich mache mit Seojun die Pferde fertig und gehe dann baden, den ganzen Schlamm abwaschen, wie ihr sagtet. Ich nehme an, dass ich das Essen heute Abend bereits verpasst habe?«

»Leider ja«, antwortete Yohan. »Ich lasse Euch etwas zu Essen auf Euer Gemach bringen. Vila übernimmt heute Nacht die Wache bei Euch.«

Taehyung nickte. Marcess und Jimin hatten ihre Pferde bereits abgegeben und zu Taehyungs Bedauern blickte Jimin sich nicht zu ihm um, als er gemeinsam mit Marcess in Richtung des Schlosses davon stiefelte. Er hatte Jimin gerade erst zurückgewonnen. Die Aussicht, ihn damit zu verärgern und im schlimmsten Falle zu vergraulen, wenn er sich mit Jeongguk traf, schmerzte ihm. Würde Jimin es ihm verzeihen, wenn er nicht auf ihn hörte? Oder würde er Groll hegen, weil er durch seinen Egoismus seinen besten Freund in Gefahr brachte?

Taehyung wollte weder Jimin verärgern noch egoistisch sein. Und er wollte auch Jeongguks Leben nicht noch einem größeren Risiko aussetzen. Aber all die Gefühle, die Jahrelang tief in seinem Inneren verschlossen gewesen waren, kamen seit Jeongguks Auftauchen und der Offenbarung, dass er lebte, langsam an die Oberfläche. Er wollte Jeongguk nicht wieder verlieren, aber genauso wenig Jimin. Er war mit auf diese Reise gegangen, um herauszufinden, was mit Jimin passiert war und wie es ihm ging. Er hatte nichts lieber gewollt, als seinen ehemals besten Freund endlich wiederzusehen. Und so sehr er sich nach Jeongguk sehnte, nach einer Wiederholung des Kusses, nach so viel mehr — er wollte Jimin nicht verlieren.

Die Ritter der Krone ‒ Der neue Thron | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now