KAPITEL VIER

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ES WAR LAUT IN DEM SCHANKRAUM der Taverne, in der sie sich niedergelassen hatten. In einer Ecke des Raumes spielten zwei Musiker, einer mit einer Laute und einer mit einer Fiedel, die eine junge, bezaubernde Sängerin begleiteten, deren Stimme den ganzen Schankraum einlullte und damit auch Taehyung und seine Begleitung. Jeder einzelne der runden Tische war besetzt, größtenteils von jungen Burschen und älteren Männern, die sich lautstark unterhielten, Karten spielten und miteinander tranken und feilschten. Mit schnellen Schritten verteilten zwei junge Frauen Bier und Met an die durstigen Gäste und der Geruch von Spanferkel drang zu ihnen herüber, welches gerade angefangen wurde zu servieren.

Taehyung mochte die Taverne. Es gab unzähligen davon in Aratolén, ursprünglich dadurch im Gang gehalten, dass die Bergleute nach ihrem Tag dort ihren Durst stillen konnten, doch nun wurden die Tavernen und Schankräume der Hauptstadt Kirins auch von Händlern, Söldnern und Reisenden gefüllt, sodass es an manchen Abenden gar nicht mehr so einfach war, einen freien Tisch in einer der begehrteren Absteigen der Stadt zu ergattern. Normalerweise trug Taehyung die Kapuze seines Umhangs über seine verräterischen silbernen Haare gezogen, denn die Bewohner Aratolén wussten, welche Familie es war, die durch die auffällige Haarfarbe ausgezeichnet wurde — aber wenn keiner der Tische frei war, reichte es, wenn er sich die dunkle Kapuze von den hellen Haaren strich, und in Handumdrehen wurde ihm ein plötzlich freiwerdender Tisch zugeteilt. Und so war es auch am heutigen Abend abgelaufen.

»Zwei neue Bier!«, rief seine Begleitung eine der jungen Frauen zu, die den Schankwirt unterstützten, was Taehyung mit einem amüsierten Lächeln den Kopf schütteln ließ. Sie waren schon einige Zeit hier, das Bier und auch der Met zwischendurch, waren reichlich geflossen und der Alkohol war schon längst in seinen Kopf gestiegen.

»Wir müssen bald auf den Pferden sitzen, Vila. Bis dahin müssen wir noch ausnüchtern«, sagte Taehyung zu seiner Begleitung, aber die Soldatin winkte ab, als sei sein Einwand unsinnig.

»Wer weiß, wann wir das nächste Mal gutes Bier zu trinken bekommen. Ich habe gehört, dass das Bier in Raellé nach Pferdepisse schmecken soll.«

Taehyung lachte, während sein Blick auf Vila lag. Sie trug ihre recht kurzen dunklen Haare am heutigen Abend wie fast immer; nach hinten geflochten, damit sie sie nicht störten. Eine lange Narbe zog sich über ihre Nase und zeichnete sich hell auf ihrer dunklen Haut ab. Vila hatte ebenfalls in der großen Schlacht vor sechs Jahren gekämpft, in der sie sich auch besagte Narbe zugezogen hatte, damals noch als eine angeheuerte Söldnerin seines Onkels, nun war sie eine seiner besten Soldaten. Und sie würde ihn morgen begleiten, wenn sie die Reise nach Raellé — nach Sabora — antreten würden. Taehyung hatte seinen Onkel bestimmt darum gebeten und er hatte zugestimmt. Er war zunächst der Hoffnung gewesen, dass er möglicherweise lediglich mit Vila und Yuri reisen würde, denn umso kleiner ihre Gruppe an Reisenden war, umso unauffälliger konnten sie sich durch Raellé bewegen. Dies hatte er auch so gegenüber seinem Onkel erwähnt, aber es waren ihnen dennoch weitere Begleiter zugeteilt worden. Ein älterer Berater seines Onkels, aber zu Taehyungs Glück, war es nicht Lee Donggun, sondern irgendein älterer Mann, dessen Name sich Taehyung nicht gemerkt hatte. Dann natürlich Yuri, die seit Tagen von nichts anderes sprach, als der Reise und damit die gesamte Familie in den Wahnsinn trieb. Zusätzlich Yohan, sodass Taehyung sicher sein konnte, dass keine seiner Bewegungen unbeobachtet und unkommentiert bleiben würde. Und noch zwei weitere, junge Soldaten, Byunghoo und Seojun. Byunghoo kannte er nur flüchtig, aber mit Seojun — oder eher gesagt dessen mächtigen Schwanz — hatte Taehyung schon zwei, vielleicht auch drei Mal, Bekanntschaft gemacht. Auch wenn er es für unwahrscheinlich hielt, denn wer vergaß schon, dass man einen Prinzen gefickt hatte, hoffte Taehyung, dass Seojun dies vergessen oder zumindest verdrängt hatte. Er konnte darauf verzichten, dass Yuri von seinen Präferenzen Wind bekam, denn so wie er sie kannte, würde sie keinen Halt davor machen, dies gegen ihn zu verwenden, um ihn irgendwie zu stürzen. Und spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem er mit Eunbin verheiratet sein würde, könnte ihnen dies zum Verhängnis werden.

Die Ritter der Krone ‒ Der neue Thron | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt