~Kapitel 36: Vorwürfe ~

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Also saß ich da nun, im Zimmer für die Bediensteten. Wie lange ist das schon her, wo ich selbst hier saß und mit den anderen gesprochen hatte. Zu lange würde ich sagen. Mein Zittern wurde langsam immer weniger aber die Tränen wollten nicht aufhören. Diese ständigen Fragen von jedem Gast machten mich einfach fertig.

Hätte ich Ihnen einfach sagen können das ich mich noch nicht bereit fühle? Nein das hätte ich mir nicht erlauben dürfen, das wäre in dieser Gesellschaft nur eine Schande. Eine Frau die nicht schnell genug ihrem Mann keine Kinder schenken kann, unbrauchbar vermutlich. Ich hätte Ciel dann wahrscheinlich nur blamiert oder bloßgestellt das er sich eine Frau ausgesucht hatte, die ihm keine Kinder schenken möchte.

Ich habe ihn bestimmt schon mit der Aussage das ich noch keinen Antrag bekommen habe in eine missliche Lage gebracht. Das wollte ich doch alles nicht. Und schon wieder fing das Zittern an, ich machte mir Vorwürfe darüber das ich meinen Ciel blamiert hatte an diesem Abend. Doch es war einfach zu viel Druck, so viele Erwartungen an mich, an eine junge Frau, die grade mal von der Straße runterkam und sich an dieses Leben gewöhnen musste.

Würde mir Ciel verzeihen das ich einfach gegangen bin? Ohne ihm etwas zu sagen? Ich habe ihn einfach allein gelassen bei den Gästen, aber ich kann ihn auch nicht so unter die Augen treten das wäre eine Schande für seinen Ruf. Die anderen Gäste würden dann darüber reden, was er sich da den für jemanden ausgesucht hatte.

„Ich bin eine schlechte Freundin...", murmelte ich mir zu und zog meine Beine hoch, dabei schlang ich meine Arme fest um sie.

Ich war froh, dass niemand mich so sah, Tränen verschmiert, rot im Gesicht, am Zittern. Wer würde das denn gerne sehen? Niemand...

In meinem Kopf ging ich an mir ständige Vorwürfe zu machen und mir Gedanken, ob ich überhaupt die Richtige für meinen Ciel bin oder ob es nicht bessere wäre es zu beenden wegen seinem Wohl.

War ich gut genug für ihn?

Bin ich eine Schande für ihn und seinen Ruf?

Reden die Gäste schon über nicht?

Wieso bin ich noch nicht bereit ihn zu heiraten und ihm eine Familie zu schenken?

Warum bin ich nicht wie die anderen Damen auf diesem Ball?

Wieso kann ich einfach nicht so sein wie die anderen?

Wäre ich doch nie hier in das Haus gekommen, dann wäre ich jetzt keine Schande für ihn...

Diese ganzen Dinge spulten sich in Dauerschleife immer wieder ab. Ich wusste genau ich darf diese Gedanken nicht gewinnen lassen, doch ich hatte keine Kraft mehr. Für diese Bälle bin ich nicht gemacht, ich fühle mich unwohl, möchte Ciel nicht blamieren und benehme mich wie ein Straßenkind. Fein wie eine Dame bin ich noch lange nicht, wollte ich das überhaupt sein? Ich weiß es nicht, ich bin froh, dass ich nie das tue, was andere mir sagen, dass ich meine Meinung sage...sollte ich das wirklich Aufgaben, um den Gästen zu gefallen?

In meinem Kopf spielten sich genau zwei Stimmen ab. Eine die zu dem Engel gehörte und die andere zu dem Teufel auf meiner Schulter.

Der Engel sagte mir immer wieder:

(V/N) hör auf dir diese Vorwürfe zu machen.

Es ist nicht deine Schuld.

Du kennst dieses Leben eben nicht.

Du gibst dein Bestes für Ciel und dich.

Gib nicht auf du liebst ihn doch, er wird dich weiter hin so nehmen.

Sprich mit Ciel darüber das dich diese Fragen und diese Events so überfordern, weil du nichts falsch machen willst, er wird dich verstehen.

Du hast Sebastian, Ciel und Lizzy die dir dabei helfen alles zu verstehen und zu lernen.

Doch dann war da auch die lautere Stimme des Teufels die immer wieder meinte:

Ja genau du bist nicht gut genug.

Du gehörst nicht in dieses reiche Leben.

Du wirst nie eine Phantomhive sein können.

Du wirst ihm keine gute Frau sein, wenn du ihm immer noch keine Kinder schenken willst.

Du bist eine Schande, du versteckst dich hier und lässt deinen Liebsten allein.

Du spielst deinem Partner nur etwas vor was du nicht bist.

Die Leute reden über dich, weil du nicht aus einer reichen Familie stammst, du bist ein armes Stadtmädchen was es nicht verdient hat mit einem Lord zusammen zu sein.

Die Tränen liefen, mein Atem ging schneller, das Zittern wurde immer schlimmer. Ich machte mich noch kleiner, versuchte diesen Stimmen einfach nicht zu zuhören. Doch sie wurden abwechselnd immer lauter. Ich fing an immer wieder „Nein" vor mich hin zu murmeln, in der Hoffnung das es dann endlich aufhörte.

Nein ich durfte nicht anfangen zu schreien, das würden die Gäste hören und Ciel. Und dann würde er kommen und seine Gäste allein lassen, aber ich kann auch nicht die restlichen Stunden hier drin verbringen. Oh nein, was soll ich nur tun. Auf einer Seite würde ich gerne jetzt in seinen Armen sein mich ausweinen und einfach nur leise bei ihm sein. Aber ich darf das nicht. Das gehört sich nicht von einer Lady ihren Mann bei seinen Gästen zu stören. Der Mann sollte als erstes kommen, sein Wohl...

Also versuchte ich weiterhin durchzuhalten, ich hatte die Zeit schon ganz vergessen und bekam nicht mal die Stimmen mit, die aus dem Saal zu hören waren. Die Schritte von Finny, Bart oder Sebastian nahm ich eben so wenig wahr die immer wieder an der Türe vorbeiliefen, um etwas aus der Küche zu holen.

Engel und Teufel wurden immer lauter und lauter.... Ich hielt es nicht mehr aus....

„NEIN! HÖRT AUF!", schrie ich aus voller Kraft und starrte dann wie erstarrt zur Türe in der Ciel stand mit Sebastian.

Ciel x Reader Liebe verändert dichWhere stories live. Discover now