Roadtrip Tag 1

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Den restlichen Weg über schweigen wir, dann biegt Lou um eine Ecke und wir fahren auf den Parkplatz eines Supermarkts. Die restlichen Reisegenossen warten bereits an zwei anderen Autos, Fioras kleinem Käfer und einem anderen, das Fleur zu gehören scheint. Als wir aus dem Wagen steigen, wirft Clara Lou einen prüfenden Blick zu.

„Und? Keine Dellen im Auto? Nichts kaputt?"

Lou grinst und salutiert kurz.

„Alles noch ganz, Käpt'n."

Clara verdreht die Augen und dreht sich zu John, um ihm irgendetwas zu sagen, dass ich nicht verstehen kann. Lacey allerdings sieht mich mit einem ähnlich prüfenden Blick an, wie ihn Clara gerade aufgesetzt hatte. Ziemlich sicher jedoch aus anderen Gründen. Ihre Gedanken sind wohl in die Nelly war gerade allein mit Lou in einem Auto, was ist passiert?-Richtung gerichtet. Ich grinse ihr schnell zu. Oh Gott, ich hab ihr viel zu erzählen. Sobald ich Zeit habe. Jetzt gerade erscheint mir kein sonderlich guter Zeitpunkt für ein Beste-Freundinnen-Gespräch zu sein. 

Mal abgesehen davon, dass ich das... Ding mit Lou noch nicht wirklich teilen möchte. Ich kann nicht genau erklären, warum. Irgendwie fühlt sich alles noch zu neu an, zu unsicher. Vielleicht werde ich es Lacey morgen erzählen.

„Gut", meldet sich Clara zu Wort, „Wir wissen alle, dass wir einige Zeit brauchen werden. Wir legen einige wenige Pausen ein, für die Nächte haben wir zwei Punkte, an denen ein Übernachten und Jagen möglich ist. Ansonsten fahren wir durch. Fiora, du fährst mit Nelly, Lou und Lacey uns hinterher, wir anderen verteilen uns auf die beiden übrigen Autos. Fleur, am besten bleibst du mit John bei Elias, ich fahre mit Allie vor."

Fleur nickt zustimmend und auch Fiora grinst zufrieden und tauscht einen triumphierenden Blick mit Lou. Ich sehe Elias gar nicht. Mein Blick schweift über die Gruppe und bleibt schließlich an einem der Autos hängen. Ein dunkle Gestalt sitzt auf dem Rücksitz. Ah, das wird er wohl sein. Vermutlich ist es klüger, im Inneren zu bleiben. Ich weiß nicht, wie weit seine Kraft momentan reicht. Clara klatscht in die Hände und lächelt, ein wenig traurig wie mir scheint.

„Na dann, auf geht's. Hoffen wir, dass wir ohne Unterbrechungen ankommen." 

Sie begibt sich zur Fahrertür und wir setzen uns ebenfalls in Bewegung. Ich weiß, ich sollte vermutlich nicht aufgeregt sein, und mich schon gar nicht freuen. Immerhin machen wir das hier nicht zum Spaß. Aber trotzdem stellt sich bei mir ein Gefühl von kribbelnder Vorfreude ein. Eine Woche lang durchs Land fahren, mit Lou, Lacey und den anderen? Keine Schule, kein eintöniger Alltag? Ich kann nicht anders, als wenigstens ein bisschen froh darüber zu sein.

Lacey schiebt sich neben mich auf den Rücksitz und Lou steigt wieder vorne neben Fiora ein, wie schon das letzte Mal, als wir mit ihr gefahren sind.

„Übrigens könnt ihr uns dafür danken, dass wir vier in einem Auto sitzen dürfen.", sagt Fiora, während sie den Motor startet. „Eigentlich war das anders geplant. Nelly sollte ursprünglich mit Fleur fahren, für die ganze Einführung in die Hexen-Etikette. Wir haben ganz schön viel Überredungskunst gebraucht."

„Wir haben dann klar machen können, dass wir den ganzen Hexenkram genauso gut wissen.", schiebt Lou fröhlich hinterher. Ich ziehe beunruhigt die Augenbrauen zusammen.

„Welche Hexen-Etikette?"

„Ach, nur, wie du dich ungefähr zu verhalten hast. Sei höflich, distanziert, am besten sogar ein bisschen unnahbar, und falle nicht negativ auf. Dann sollten wir da ganz gut durchkommen."

Ich schlucke.

„Okay..."

„Hat eure Hexe eigentlich auch einen Namen?", fragt Lacey. Ach, guter Gedanke. Das war mir auch schon durch den Kopf gegangen.

Rot wie Blut und RosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt