Dunkel

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Dunkle, kalte Schlingen schließen sich um meinen Körper. Hektisch schaue ich mich um. Wo bin ich hier? Nichts ist zu sehen, nur die Dunkelheit, die mich umfängt. Probehalber versuche ich, einen Arm zubewegen. Unmöglich. Irgendetwas hält mich fest und will nicht wieder loslassen. Panisch blicke ich an mir hinunter. Es sind Schlingen, dornenlose Ranken, die aus dem in der Dunkelheit verschwindenden Boden herausragen und keine Bewegung zulassen. 

Was geschieht hier?

Mit einem Mal taucht ein runder, heller Umriss in der Ferne auf. Erscheint sich auf mich zuzubewegen... Je näher das Ding kommt, desto mehr kann ich erkennen. Es ist eine riesige, alt anmutende Uhr, deren dröhnende Schläge in meinen Ohren wehtun. Einige Meter vor mir stoppt sie ihre rasante Fahrt durch den dunklen, endlosen Raum. 

Wie erstarrt sehe ich auf die Zeiger. Sie bewegen sich in die entgegengesetzte Richtung, rückwärts das Ziffernblatt hinauf. Und mit jedem Schlag ertönt dieses laute, allumfassende Dröhnen. Um meinen Hals wird ein Zug spürbar. Das Medaillon. Wie magnetisch angezogen versucht es, sich von meinem Hals zu lösen und in Richtung der Uhr zu fliegen. Meine Hände, ich muss irgendwie meine Hände frei kriegen um es aufzuhalten. Aber die Ranken sitzen zu fest, ich kann mich nicht bewegen, und jetzt reißt die Kette und das Amulett fliegt in Richtung des riesigen Ziffernblattes. Verzweifelt versuche ich, mich loszuwinden. Ich darf das Amulett nicht verlieren! Hilflos sehe ich mit an, wie mein Medaillon sich in der Mitte der Zeiger in eine runde Kuhle einfügt. Der Stein leuchtet rot auf und die Uhr bleibt mit einem Mal stehen, ein letztes Ticken und Dröhnen rauscht in meinen Ohren. 

Dann beginnen sich kleine Risse über das Ziffernblatt zu ziehen, immer von der Mitte, vom Stein aus. Ein Beben durchläuft die Uhr, es steigert sich unkontrolliert, bis die Risse die Zeiger spalten und mit einer Entladung roten Lichts die gesamte Uhr explodiert.


Ich schreie immer noch, als ich aus dem Schlaf hochfahre. Schweißgebadet sitze ich in meinem Bett. Wo ist das Medaillon? Ich kann nicht aufhören zu zittern. In meiner Panik kann ich es nicht finden, ich suche an meinem Nachthemd herum. Wo ist es? Da, endlich. Meine Finger schließen sich um das warme Metall. Zitternd atme ich aus. Ein Traum. 

Nur ein Traum.



Rot wie Blut und RosenWhere stories live. Discover now