Sommer und Klippenspringen

33 5 13
                                    

Ich bin mir nicht ganz sicher, was heute los ist, aber irgendwie scheint alles leicht zu gehen. Jedenfalls was Schule angeht. Gut gelaunt sitze ich in der Freistunde in der Cafeteria, neben Lacey und vor einem Teller undefinierbarer Suppe. Ich probiere einen Löffel. 

Hm, okay, das mit dem 'heute ist alles gut' nehme ich zurück. Zumindest für die Suppe. 

Wir sind gerade mitten in einem Gespräch, als sich eine große Gestalt an unseren Tisch schiebt.

„Ist das Zeug genießbar?", fragt Lou. Ich muss einen Hustenanfall unterdrücken. Heftig schüttele ich den Kopf.

„Nope.", würge ich heraus.

„Gut, dann muss ich mir die Mühe ja gar nicht erst machen."

Die Gestalt, von der das kam, zieht den Stuhl neben mir raus. Fiora?

„Was machst du denn hier?"

Sie grinst.

„Hatte Sehnsucht nach euch."

Das Laceys Wangen sich auffällig rot verfärben, entgeht mir nicht.

„So große Sehnsucht, dass du freiwillig in eine Schule gehst?"

Skeptisch ziehe ich die Augenbrauen hoch. Fiora zuckt nur mit den Schultern.

„Ich war schon lang nicht mehr in einer. Meine große Schwester zwingt mich ja glücklicherweise nicht, jede Klasse bis ins Unendliche zu wiederholen." Sie wirft Lou ein provokantes Grinsen zu. Er starrt böse zurück. Grinsend nehme ich noch einen Löffel von meiner Suppe und bereue es gleich darauf.

„Gott, wer hat diese Suppe gewürzt?" Fassungslos schüttele ich den Kopf. „Entweder das Essen hier ist völlig geschmacklos, oder es ist viel zu viel Pfeffer drin."

„In dem Fall letzteres.", lässt sich Lacey vernehmen. „Sollte es nicht noch Brot dazu geben?"

Tja. Das wurde offensichtlich vergessen. Achselzuckend erhebe ich mich von meinem Platz.

„Bleibst du die Freistunde noch hier?"

Fiora legt den Kopf schräg.

„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Was habt ihr denn so zu bieten?"

„Einen Pausenhof mit genau einem Baum, ein graues Schulgebäude und eine pseudo-britische Bibliothek.", zählt Lacey an den Fingern ab. Fiora grinst sie an.

„Klingt unwiderstehlich."




Wir räkeln uns in den paar Sesseln, die wir ergattern konnten. Natürlich ist die Wahl auf die Bibliothek gefallen. Ist ja auch der einzig schöne Ort an dieser Schule.

„Wie geht es Elias?", erkundige ich mich. Fiora lächelt vorsichtig.

„Ganz gut, schätze ich. Er ist halbwegs ansprechbar."

Ich nicke erleichtert. Das ist doch schon mal gut.

„Ist sonst noch was passiert? Irgendwelche Angriffe?"

Sie schüttelt den Kopf.

„Bisher nicht. Keine Ahnung, warum sich das Ding auf einmal so ruhig verhält. Irgendetwas mit dem Medaillon?"

Ich schüttele ebenfalls den Kopf.

„Alles normal." 

Das Amulett liegt warm pulsierend auf meiner Brust, so, wie es sein sollte.

„Na dann.", Fiora greift nach einem Stoffhasen, der in einer Ecke auf ein paar Reservedecken liegt. Ein Ohr fehlt und sein rechtes Auge wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Womit ich ausdrücken will, dass es praktisch nicht mehr vorhanden ist. Nur noch ein paar lose Fäden zieren die Augenhöhle.

Rot wie Blut und RosenWhere stories live. Discover now