Katalysatoren sind cool

12 5 0
                                    

Um meine Hände züngeln die Flammen. Auf und ab tanzend werfen sie einen rötlichen Schein auf mein in angestrengter Konzentration verzogenes Gesicht. Heute hat Claire sich etwas Neues ausgedacht, vielleicht zur Feier des halbwegs ruhigen Tages. Mit einem Silberstab, der ihr bis zur Brust reicht (weiß der Himmel, wo sie den her hat), steht sie vor mir und grinst herausfordernd. Eine Strähne ihres langen, roten Haares hat sich in ihr Gesicht verirrt und weht hin und her, als sie den Stock auf mich zu sausen lässt.

„Na los, deine Reaktionen müssen schneller werden. Lass mich nicht an dich ran!"

Unter Hochspannung warte ich, bis der Stab in meiner Reichweite ist, dann dehne ich meinen Kreis aus. Was meiner Meinung nach übrigens noch viel zu langsam geht. Es kommt mir vor als würde es Ewigkeiten dauern, bis das Feuer endlich auf das Silber trifft und es an der Spitze schwarz färbt. Mit zusammengebissenen Zähnen halte ich den Kreis ein wenig länger aufrecht und versuche, die Flammen irgendwie um den Stab zu verdichten. Für eine winzige Minute bilde ich mir ein, dass dort tatsächlich etwas passiert. Doch dann ist es wieder verschwunden und ich lasse enttäuscht die Arme sinken. Fleur zieht den Stab wieder zu sich.

„Das war gut.", sie lächelt, „Mit Feuer ist es praktisch unmöglich, einen Gegenstand ganz aufzuhalten. Erde, oder Luft, ja, das würde gehen. Aber Feuer? Da kannst du höchstens verbrennen. Deshalb sind organische Ziele hier besser."

„Warum machen wir das dann überhaupt?", frage ich keuchend.

„Na, zum Üben deiner gezielten Abwehr natürlich. Du musst jederzeit bereit sein, den Kreis hochzuziehen."

Noch während sie spricht, sticht sie den Stab wieder in meine Richtung. Sofort steht mein Kreis wieder und flackert tanzend um mich herum. Claire nickt anerkennend.

„Sehr gut."

Sie klopft mit zwei Finger leicht auf den Stab und das geschwärzte Silber klärt sich wieder auf. Ich staune ein wenig.

„Was ist das für ein Ding?", frage ich. Claire lächelt den Stab liebevoll an.

„Das", sagt sie, „ist ein Katalysator. Er nimmt Magie in sich auf und verstärkt sie. Damit kann ich meine Feuerkräfte zum Beispiel besser einsetzen."

Oh, cool. So ein Ding will ich auch haben.

„Woher hast du das? Kann ich es auch mal haben?"

Fleur lächelt mich nur an und stellt sich dann wieder in die Mitte des Raums.

„Gut, gleich nochmal."

Na schön, keine Antwort ist auch eine Antwort. Gehorsam stelle ich mich vor sie und bringe meine Arme in Position. Diesmal sticht sie unvermittelt zu und bevor ich reagieren kann, spüre ich einen stechenden Schmerz in der Seite.

„Au!"

Reflexartig lasse ich die Flammen aufleben und starre Claire überrascht an. Diese schüttelt den Kopf.

„Wenn das echt wäre, wärst du jetzt tot. Da draußen läuft ein Wolpertinger rum, von dem wir nicht wissen, worauf er aus ist. Du musst besser vorbereitet sein."

Ein wenig muss ich schlucken. Ist es schlimm, dass ich den Wolpertinger irgendwie schon wieder verdrängt hatte? Ich weiß auch nicht, mein Gehirn kann sich einfach nicht mit einer konstanten Gefahr auseinandersetzen. Aber natürlich ist das Ding noch da draußen. Und natürlich ist es noch genauso gefährlich wie vor ein paar Tagen, selbst wenn es sich jetzt ruhig verhält. Also nicke ich und stelle mich wieder in Position. Als Claire das nächste Mal angreift, bin ich bereit. Blitzschnell ziehe ich den Kreis um mich und verruße das Silber des Katalysators. Claire wirft mir einen anerkennenden Blick zu.

Rot wie Blut und RosenWhere stories live. Discover now