Das ergibt keinen Sinn

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Ich wünschte, einer von uns hätte eine Antwort darauf. Oder darauf, was mit meinem Medaillon los ist. Das schon wieder rote Abdrücke in meine Haut geeist hat. Ich fahre mit einer Hand über die Stelle.

„Nelly, was ist das?"

Verdammt. Sieht aus, als hätte Lou die rote Haut bemerkt. Alle Blicke richten sich auf mich. Ich schiebe das Medaillon widerwillig zur Seite und höre ein Zischen, als Fiora besorgt die Luft einzieht. Lacey sieht mich auffordernd an. 'Erzähl es ihnen', heißt dieser Blick. Ich gebe widerstrebend nach.

„Das ist vom Medaillon.", sage ich leise.

„Wie bitte?" Irgendwann in den letzten Minuten ist Clara wieder ins Zimmer gekommen.

„Dieser Abdruck... der ist vom Medaillon." Ich hebe den Blick und schaue die anderen an, während ich spüre, wie die Wunde wieder zu verheilen beginnt. Nach einigen Sekunden ist nichts mehr von der Rötung zu sehen. Ich hole tief Luft. 

Und dann erzähle ich endlich von den Momenten, in denen die Zeit still steht und dem Kälteschock, der jedes Mal durch das Medaillon fährt, wenn das Ding, der Wolpertinger, angreift. Als ich fertig bin, sehe ich in lauter schockierte Gesichter. Ich senke den Blick.

„Warum hast du denn nicht früher etwas gesagt?", fragt Clara. Ich zucke mit den Schultern. Ich weiß es ja selbst nicht.

„Hätte das denn irgendwas geändert?"

Claire steht mit blitzenden Augen auf.

„Ja, verdammt, vielleicht hätte es etwas geändert! Vielleicht hätten wir viel früher irgendwelche Schlüsse ziehen können. Auf jeden Fall hätten wir gewusst, dass wir in Gefahr sind! Dann wäre das Ganze hier nicht passiert und Elias wäre nicht verletzt!", sie stürmt mit Tränen in den Augen aus dem Raum. Ich starre ihr schockiert hinterher. Ich habe Claire noch nie die Beherrschung verlieren sehen. Ich schlucke. 

Sie hat ja irgendwie Recht. Vielleicht hätte es wirklich etwas gebracht, wenn ich früher Bescheid gesagt hätte...

„Hör bloß nicht auf sie.", sagt Elias, der sich mühevoll vom Sofa erhebt, „Sie hat nur Angst und macht sich Sorgen, wie wir alle. In ein paar Stunden hat sie sich wieder beruhigt."

Er macht sich auf den Weg die Treppe hoch, Claire hinterher.

„Er hat Recht, das meint sie nicht so.", sagt nun auch Fiora. Sie sieht besorgt ihrer Schwester und Elias hinterher.

„Aber versprich mir, dass du uns ab jetzt erzählst, wenn du etwas Seltsames spürst, okay?" Clara sieht mich ernst an. Ich nicke. 

So ganz will der Kloß in meinem Hals noch nicht verschwinden. Ich wollte doch niemanden enttäuschen. Was, wenn Fleur jetzt nie wieder mit mir redet? Lacey nimmt meine Hand und drückt sie beruhigend. 

Sie schaut mich nicht einmal an, aber trotzdem weiß sie genau, was in mir vorgeht. Ich drücke ihre Hand zurück und blinzele die Tränen weg, die sich hinter meinen Augen sammeln. Clara seufzt und setzt dann ein Lächeln auf.

„Es ist schon ziemlich spät, wir sollten wirklich alle schlafen gehen. Wenn ich euch daran erinnern darf, ihr drei habt morgen Schule."

Schule. Als ob es irgendwie wichtig wäre, jetzt gerade etwas über Geometrie zu lernen. Fiora erlaubt sich ein kleines, spöttisches Grinsen in unsere Richtung. Sie wohnt zwar hier, muss aber nicht wie wir anderen zur Schule gehen. Lou, Lacey und ich werfen ihr vernichtende Blicke zu. Sie ignoriert uns einfach und macht sich vergnügt grinsend auf den Weg die Treppe hoch. Lacey und ich sehen uns kopfschüttelnd an und machen uns ebenfalls auf den Weg nach oben, Lou hinter uns. Er verabschiedet sich an der Tür zu seinem Zimmer, während Lacey und ich noch ein wenig den Gang hinunterlaufen. Wir wurden bei Fiora untergebracht, weshalb ihr Zimmer jetzt praktisch unbegehbar ist, mit zwei Matratzen auf dem Boden und einer Menge Klamotten auf jedem freien Platz. Eigentlich sieht es aus wie bei einer Übernachtungsparty. Leider hatten wir nicht sehr viel Spaß die letzten Nächte. 

Rot wie Blut und RosenWhere stories live. Discover now