24. Nora

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Nach unserem spontanen Quickie in Toms ehemaligem Kinderzimmer sitze  ich mit Gudrun auf einen Kaffee zusammen, bei dem wir uns besser  kennenlernen, während Tom und Paul die Kisten ins Auto tragen. Kurz  darauf fahren wir nach Hause, weil wir Max demnächst zurückerwarten und  werden von beiden herzlich und mit dem Versprechen verabschiedet, uns  schon bald wiederzutreffen.

Nachdem dieser wieder zu Hause ist,  öffnet er begeistert die Kisten. Kurz darauf ruft er nach Tom und beide  bauen den Zug gemeinsam auf – wie ich es mir damals vorgestellt habe.  Doch diesmal wühlt mich das Szenario nicht auf, sondern erfüllt mein  Herz mit Freude.
Ich selbst fühle mich nach dem aufregenden Sex mit Tom  noch immer berauscht und merkwürdig energiegeladen, sodass ich ihn  abends zu einem gegenseitigen Blowjob verführe. Hinterher kuscheln wir  uns entspannt und müde aneinander und driften in den Schlaf.
Während  ich mich so nah wie möglich an Tom schmiege, genieße ich seine Nähe,  das gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs und die mich dadurch  überkommende Ruhe. Dennoch wirbeln die Gedanken wie aufgeregte  Schmetterlinge in meinem Kopf herum. Das Gespräch mit Gudrun lässt mich  nicht so einfach los und ich gehe es weitere Male durch. Aber Toms  leise, regelmäßige Atemgeräusche lassen mich schließlich auch in einen  erholsamen Schlaf fallen.

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Die folgenden drei Spätdienste haben es in sich!
Gleich am Montagnachmittag stirbt überraschend meine Lieblingsbewohnerin. Sie war mit ihren achtundachtzig Jahren noch rüstig und selbstständig und brauchte kaum Unterstützung, deswegen ist es einerseits besonders schockierend, andererseits freut es mich, dass sie keinen langen Leidensweg vor sich hatte. Unsere Gespräche werde ich sehr vermissen, denn sie hatten meinen Arbeitstag immer bereichert. Ganz praktisch bleibt damit aber auch Arbeit liegen, die in meine Spätdienst-Routine gehört und die ich in meiner Schicht so weit wie möglich aufholen muss.
Zwei neue Bewohnerinnen, die sich nicht im Haus auskennen, sind zudem auf meine Mithilfe und Auskünfte angewiesen und schwerer einzuschätzen, was den Pflegeaufwand betrifft. Die Evaluation erfolgte zwar schon im Frühdienst, aber der Pflegeplan muss gegebenenfalls von mir ergänzt werden. Entsprechend platt komme ich nach der Schicht zu Hause an, begrüße Tom und Buddy und schaue bei Max rein, ohne ihn zu wecken.
Während mir mein Liebster etwas vom Abendessen aufwärmt, gehe ich duschen, ziehe mir den Schlafanzug und meine Kuschelsocken an und mache es mir mit ihm auf der Couch bequem. Der ganze Stress der Arbeit fällt von mir ab, als ich an seiner Seite sitze, esse und mich dabei an ihn lehne. Als ich den leeren Teller auf dem Couchtisch abstelle und mich in Toms Umarmung kuschle, schlafe ich nahezu sofort ein.

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Mein freier Donnerstag verläuft in seinen geordneten Bahnen. Kaum ist Tom wieder zu Hause, nachdem er Max zur Schule gefahren hat, fallen wir wie zwei Teenager übereinander her. Die funkelnde Lust in seinen grauen Augen lässt diese heute einmal mehr silbern glänzen.
Seine Augenfarbe ist außergewöhnlich, weder seine Eltern noch seine Schwester haben sie vererbt bekommen. Aus Erzählungen weiß ich aber, dass es einen Großonkel mütterlicherseits gegeben haben muss, der ebenfalls diese besondere Augenfarbe hatte.

Mittags treffe ich mich mit Hilde auf einen Kaffee. Dabei erzähle ich ihr von meiner Aussprache mit Gudrun und unserem bevorstehenden Treffen. Sie freut sich für mich und nimmt mir die Sorge, dass der Frieden trügerisch sein könnte. Dann kommt sie auf Max' Geburtstag zu sprechen und ich stelle fest, dass ich mich darüber so langsam mit Arne verständigen muss, auch wenn es mir vor dem Gespräch graut, denn seine Verletzung über unsere Trennung ist nicht ansatzweise abgeebbt.
Ich beschließe, mich diesem Thema Anfang nächster Woche zu widmen. Jetzt steht erst einmal unser Familien-Wochenende bevor. Wir wollen morgen gemeinsam zu Bens Spiel fahren und am Sonntag mit Toms Schwester und ihren Kindern ein Spaßbad besuchen.

Liebe findet ihren Weg 2Where stories live. Discover now