16. Tom

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Ich sehe mich in der Sporthalle um und nehme das geschäftige Treiben, die Geräuschkulisse und den eigentümlichen Geruch nach kaltem Schweiß, alten Socken und Leder in mich auf. Bilder manifestieren sich vor meinen inneren Augen. Hier habe ich damals mit der Schulauswahl einige Spiele und Turniere gegen andere Schulmannschaften bestritten. Selten habe ich hier trainiert. Aber wenn, habe ich fast immer Ivan getroffen, nach dem ich jetzt Ausschau halte.

Nora steht neben mir und sieht sich ebenfalls um – nach Ben. Aber beide sind nicht zu sehen. Ich schätze mal, dass die Mannschaft noch in der Kabine ist, deswegen schreibe ich Ivan eine kurze Nachricht, dass ich in der Halle bin und er mir einen Ort nennen soll, an dem wir uns nach dem Spiel treffen können.
   Von meiner Liebsten weiß ich, dass Max und Arne auch hier sind. Darum halte ich ein wenig mehr Abstand zu ihr als sonst, obwohl es mir schwerfällt, nicht ihre Hand zu nehmen oder sie zu umarmen. Jedoch wollen wir Arne und Ben nicht mehr als unbedingt nötig mit unserem Glück konfrontieren, damit es vor Max zu keinem unschönen Zusammentreffen kommt.

Meine Liebste trägt eine dunkelblaue Skinny Jeans und eine karmesinrote Wickelbluse. Ihre Haare hat sie zu einem hohen Zopf am Hinterkopf zusammengebunden, dazu hat sie rote Chucks an. Sie trägt die Kette, die ich ihr geschenkt habe und die ihre Augen zum Leuchten bringt. Ihre linke Oberschenkelinnenseite ziert ein großer Knutschfleck, wo ich mich gestern Nacht hemmungslos über sie hergemacht und ihr mein Mal hinterlassen habe. Alles an dieser Frau ist purer Sex und schreit danach, von mir verehrt zu werden!

Wie geil ich es finde, mich immer wieder tief in ihr zu versenken, sie glücklich zu machen und dabei zu hören, wie sie meinen Namen stöhnt! Zieht sie sich dann eng um mich zusammen, kann ich es mir oft nicht verkneifen, dass sich meine Lippen zu einem dreckigen Grinsen verziehen. Es mir so heftig kommt, dass ich am Rande eines Filmrisses bin. Diese Art der mentalen Befriedigung zu erlangen, weil sie genau weiß, wer sie fliegen lässt. Es boostet mein männliches Ego absolut. Macht süchtig nach mehr! Das kannst du, in meinen Augen, mit einem One-Night-Stand nie erleben, weil dein eigenes Herz nicht involviert ist.
   Ich möchte sie in den Arm nehmen und der Welt zeigen, wie viel sie mir bedeutet. Das muss ich aber zum Wohle der Kinder und des laufenden Trennungsjahrs hintenan stellen, um Arne keine Anlauffläche zu bieten und meiner Liebsten das Leben nicht noch schwerer zu machen.

Sie steht eineinhalb Meter von mir entfernt und unterhält sich mit zwei Frauen, von denen eine mich klar abcheckt und für gut genug befindet. Sie wirft mir immer wieder eindeutige Blicke zu, fährt sich durch ihre Haare und schlägt die Augenlider nieder, sobald ich meinen Blick an ihr vorbei auf Noras geilen Arsch richte. Gucken hat mir meine Liebste immerhin nicht verboten!
   Diese Frau denkt doch nicht ernsthaft, dass ich ein Fuck Boy bin und sie mir hinter Noras Rücken klarmache? Wie geschmacklos! Angewidert verziehe ich den Mund und sorge dafür, dass sie das auch mitbekommt. Darüber werde ich später mit meiner Liebsten reden, denn ich möchte nicht, dass falsche Gerüchte die Runde machen. Die Trennung von Arne beschert ihr schon genügend ungewollte Aufmerksamkeit.

»Tom!«, ruft es plötzlich hinter mir. Ich drehe mich überrascht um und Max stürmt auf mich zu. Zum Glück entscheidet er sich heute dafür, mich mit einem High Five zu begrüßen. Durchaus bekomme ich mittlerweile eine Umarmung, aber ich habe geflunkert und ihm gesagt, dass es in der Sporthalle cooler ist, sich so zu begrüßen. Gerne tue ich es nicht, ich bin ein ehrlicher Mensch, aber das Wohl meiner Familie liegt mir am Herzen. Genau, Familie!

»Na, hast du eine schöne Papa-Zeit?«, frage ich interessiert. Arne bemüht sich, wenn Max bei ihm ist. Da würde ich nie etwas anderes behaupten. Solange ich sehe, dass es ihm bei seinem Papa gutgeht, bin ich entspannt. Und kaum erwähnt, kommt dieser angelaufen, stellt sich zu Nora und sieht Max und mich an. »Ja, es ist schön. Wir haben trainiert und waren im Kino und ...«
   »Max, hast du deine Mutter schon begrüßt? Gute Manieren sind wichtig«, sagt Arne und blickt mich ausnahmsweise direkt an. Seine Abneigung mir gegenüber ist deutlich spürbar. Die beiden Frauen, mit denen sich Nora zuvor unterhalten hatte, bleiben stehen, um eine etwaige Meinungsverschiedenheit aus nächster Nähe mitzubekommen. Spätestens jetzt kenne ich ihr Niveau.

Liebe findet ihren Weg 2Where stories live. Discover now