22. Nora

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Wir betreten Toms ehemaliges Kinderzimmer, das jetzt als Gästezimmer  fungiert. Die zwei braunen, auf dem Bett stehenden Umzugskartons sind  nicht zu übersehen und gespannte Vorfreude erfasst mich. »Lass uns  reinschauen!«, bitte ich aufgeregt.

Dinge aus Toms Kindheit zu  entdecken, ist faszinierend und gibt mir das Gefühl, ihm besonders nahe  zu sein, einen intimen, persönlichen Moment zu teilen. Wir alle kennen  doch das eine oder andere peinliche Kinderfoto, von dem wir hoffen, dass  es unsere Eltern niemals im Verwandten- und Bekanntenkreis herumzeigen  werden oder – besser noch! - sie es nie aufgenommen hätten. Für alle  Nicht-Fotografierten ist das oft ein großer Spaß, wenn es doch  irgendwann gezeigt wird, während man selbst am liebsten im Erdboden  versinken möchte.

Und genau diese Mischung aus Vorfreude und  peinlicher Neugier lässt meinen Körper erwartungsvoll kribbeln. Oder  vielleicht auch ein bisschen Toms Lippen an meinem Ohr, als er leise  »Mach's auf!« hinein raunt und mir damit einen Schauer den Rücken hinunterjagt.
Beide Arme neben mir abgestützt, beugt er sich ebenfalls  zu den Kartons hin, mich zwischen sich und dem Bettrahmen eingefasst.  Ich lehne mich fester an seine Brust und schließe die Augen. Unbewusst  öffne ich den Mund, atme tief ein und seufze behaglich auf. Nicht nur,  dass mich Toms Duft berauscht, sein Geschmack auf meiner Zunge lässt ihn  meine Sinne komplett für sich einnehmen. Kurz stehen wir beisammen und  genießen unsere Nähe, dann öffne ich den ersten Karton.
Vor mir liegt  ein Zug, zusammengebaut aus kleinen Plastikblöcken eines dänischen  Spielzeugherstellers, mit vielen Schienen, einigen Weichen und allerlei  Bäumen, Tieren, Fahrzeugen und Häusern. Sogar Männchen und Beleuchtung  befinden sich darunter. Mein Herz geht auf, als ich den kindlichen Tom  vor mir sehe, wie er sorgfältig die kleinen Figürchen aufstellt, damit  der Zug darum herumfahren kann.

»Ist das süß!«, entfährt es mir. »Absolut!«, antwortet er rau und  streichelt mit seiner Nase den empfindlichen Pulspunkt unter meinem Ohr.  Dann greift er um meine Taille herum in die Kiste und zieht die Lok  heraus. Stumm wiegt er sie in den Händen und fasst irgendwann seine  Gedanken in Worte: »Eine ganze Weile war dieses Geburtstagsgeschenk das  Highlight in meinem Leben. So viele Stunden haben Phil und ich damit  verbracht, neue Strecken zu legen, Brücken und ganze Landschaften  aufzubauen. Es sind unheimlich schöne Kindheitserinnerungen.«
Dann lacht  er laut auf: »Einmal war ich sauer auf ihn und er musste die ganze Zeit  dabei zusehen, wie ich alleine damit gespielt habe. Aber im Nachhinein  war das der langweiligste Tag der ganzen Zeit. Und nur, weil er aus  Versehen einen Waggon fallengelassen hatte, den ich an diesem Tag nicht  wieder zusammengebaut bekam.« »Wie unanständig von dir!«, tadele ich  ihn.

Tom lässt daraufhin die Lok los, umfasst meine Taille mit beiden Händen und zieht mich sanft, aber bestimmt an sich. Wieder lehne ich fest an seiner definierten Brust. Spüre jeden seiner Muskeln am Rücken sowie die einladende Wölbung in seinem Schritt. Mit einem Arm umschlingt er meine Taille, während seine freie Hand meinen Hals umfasst und er sie unter sanftem Druck bis zu meinem Kinn hinaufgleiten lässt. Dort angekommen, berührt er es und dreht meinen Kopf zur Seite, bis mein Hals entblößt vor ihm liegt. Zärtlich beißt er hinein und schmerzhaft-süße Lust zieht durch meine Mitte. Seufzend presse ich mich enger an meinen Mann und widerstehe dem Drang, mich selbst zu berühren.
Toms federleichte Küsse bahnen sich ihren feuchten, kitzelnden Weg, jagen mir dabei Schauer um Schauer durch meinen gesamten Körper und am Ohr angekommen, haucht er sinnlich hinein: »Wir beide wissen genau, wie unanständig ich wirklich sein kann ...«

Plötzlich scheint die Luft um uns herum zu vibrieren und elektrisch aufgeladen zu sein. Die feinen Härchen an meinem Körper stellen sich auf. Heiße Lust rauscht mit großer Wucht durch mich hindurch.
Ich bin so bereit für ihn! Wenn er es darauf anlegt, werde ich nicht ablehnen. Sein Elternhaus hin oder her!

Liebe findet ihren Weg 2Where stories live. Discover now