12. Nora

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Nachdem beide die Wohnung verlassen haben, lächle ich immer noch.  Zieht er mich schamlos vor Max mit meiner Frühstücksvorliebe auf! Denn  schon als Kind war ich keine begeisterte Frühstückerin. Vor elf Uhr  braucht man mir am besten damit gar nicht zu kommen. Die einzigen  Ausnahmen waren und sind das Sonntagsfrühstück mit der Familie und das  Frühstück damals mit Tom.

Er ist so ein besonderer Mensch! Wie  selbstverständlich fügt er sich in die Beziehung von Max und mir ein.  Und die bewundernden Blicke, die dieser Tom zuwirft, lassen ihn mich nur  noch mehr lieben. Tom bringt ihn zum Frühstücken und lässt ihn  unbeschwert sein. Und das mit einer ungezwungenen Lockerheit, die seinem  Vater einfach nicht zu eigen ist.
Arne ist schon immer sehr  strukturiert und korrekt, was aber für mich keine schlechten  Eigenschaften sind. Es passt eben nicht zu meinem Naturell und ich  glaube, zu Max' auch nicht. Er ist mir doch in vielem ähnlicher als ihm.  Dennoch weiß ich zu schätzen, was Arne uns in der Vergangenheit Gutes  getan und ermöglicht hat. Ganz egal, wie er mir gegenüber auftritt, ich  werde nie vor den Kindern schlecht über ihn reden, schwöre ich mir.

Ich  räume den Esstisch ab, mache mich frisch und füttere Buddy.  Anschließend gehen wir eine Runde und kommen an der Haustür an. Dort  treffen wir auf Tom, der gerade zurückkommt und eine Bäckereitüte in der  Hand hält. Als er uns erblickt, kommt er in großen Schritten zu uns  gelaufen. Er umarmt mich, hebt mich gleichzeitig leicht an und dreht  sich mit mir um die eigene Achse. Buddy guckt etwas betröpfelt, denn mein Liebster  wickelt uns dabei teilweise mit seiner Leine ein.

»Endlich  sturmfrei!«, frohlockt er und zwinkert grinsend. Seine  begeisterte Spontanität finde ich wahnsinnig anziehend. Und manchmal  anstrengend. Wenn er doch über die Stränge schlägt. Mir am liebsten in  allen vier Himmelsrichtungen gleichzeitig die Sterne vom Firmament holen  möchte. Was ich aber wiederum sehr süß finde.

Nach einem  liebevollen Kuss befreien wir uns aus der Leine, was etwas dauert, weil  sich Buddy mit uns bewegt und gehen nach Hause. Der heiße Mann neben mir  ist hibbelig, das ist offensichtlich. Zwar meine ich, den Grund dafür  zu kennen, aber ich sage nichts.
Vor der Wohnungstür angekommen,  schließt Tom auf, lässt Buddy mit schleifender Leine vorgehen und stellt  die Bäckereitüte innen neben die Tür. Er geht überraschend in die Knie,  um meinen oberen Rücken mit seinem linken und meine Kniekehlen mit dem  rechten Arm zu umfassen. Dann trägt er mich über die Schwelle in unseren  Flur, während ich mich an ihn klammere. Mit dem Fuß gibt er der  Wohnungstür einen Schubs, sodass diese zufällt und lächelt dabei  zufrieden.

Tom trägt mich durch die gesamte Wohnung bis in die Küche und setzt  mich auf der Stirnseite des Küchentischs ab: »Mega! Das wollte ich schon  immer mal machen!« Wenn er mich so fröhlich und erwartungsvoll ansieht,  kann ich in ihm den viel jüngeren Tom erkennen, der an Heiligabend  aufgeregt auf das Klingeln des Weihnachtsglöckchens wartete. »Was?«,  frage ich neckend und neige meinen Kopf zur Seite. »Meinen  Frühstückstisch mit dir decken«, sagt er leichthin, hat aber ein  besonderes Funkeln in den Augen.

Er tritt an mich heran, unsere  Blicke finden sich und er beginnt, mir die Jacke auszuziehen. Ich rieche  seinen tollen Duft nach Leder und frischem Laub nach einem Sommerregen  und werde an unsere erste Begegnung damals im Großmarkt erinnert. Sofort  läuft mir wieder das gleiche Kribbeln meine Nervenstränge entlang und  ich beiße mir vor Lust auf die Unterlippe. Toms Stöhnen kommt dem von  damals sehr nahe. Mit dem Unterschied, dass ich ihn jetzt dafür küssen  dürfte - würde er mich lassen! Aber er zwinkert mir nur frech zu und  hockt sich vor mich.

Buddy kommt schwanzwedelnd in die Küche und schleift seine Leine hinter sich her. Sofort meldet sich unser beider schlechtes Gewissen, denn normalerweise nehmen wir ihm Halsband und Leine ab, sobald er zu Hause ist. »Sorry, Kumpel! Da wurde ich doch direkt von der schönen Nora abgelenkt ... So, erledigt!«, sagt mein Liebster und krault Buddy liebevoll hinter beiden Ohren gleichzeitig. Dann trottet dieser zu seinem Wassernapf und trinkt erst einmal ausgiebig, bevor er sich auf seinen Hundeplatz im Wohnzimmer legt.

Liebe findet ihren Weg 2Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang