9. Tom

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Als ich im Auto vor der Schule auf Max warte, wird mir der Eingang einer Nachricht von Nora ankündigt. Das darin enthaltene Foto ist klasse! Buddy und Sir Henry sind echte Kumpels geworden. Aber besonders rührt mich Noras Kommentar darunter »Ich zähle die Stunden ...« Ja, meine Liebste, ich auch! Das Bett ist so beschissen leer und kalt ohne dich. Was ich dir niemals erzählen werde.

Ich möchte ihr Leben begleiten und ihr nicht im Weg stehen, deshalb plane ich lieber eine kleine Aufmerksamkeit für sie ein, sobald sie mit ihren Nächten durch ist. Unwillkürlich seufze ich auf, mache ein Selfie und kommentiere es mit den Worten »Vergehen sie schneller, wenn ich mitzähle?«

Bald darauf hüpft Max ins Auto und wir fahren nach Hause. Unterwegs erzählt er mir von seinem Schultag. Er hat im Mathe-Unterricht beim Ecken-Rechnen gewonnen und das, obwohl ihm das Fach nicht ganz leicht fällt. »Du hast es mir gut erklärt, da habe ich es bei dir verstanden und jetzt gewonnen!«, erzählt er stolz. Und auch ich bin stolz auf ihn, etwas auf mich und auf jeden Fall auf uns, wie wir das Zusammenleben meistern. Gestern Abend beim Abendessen hatte Nora vorgeschlagen, dass Max und ich uns nochmal kurz zusammensetzen und seine Mathe-Aufgaben besprechen könnten, weil sie sich selbst nicht sicher war, wie sie ihm den speziellen Rechenweg erklären sollte, den die Lehrerin anwendete. Was wir taten, obwohl wir beide wenig Lust dazu hatten, aber Max muss lernen, lästige, unangenehme Dinge in Angriff zu nehmen, anstatt sie aufzuschieben. Das haben mir meine Eltern schon beigebracht und ich finde, er sollte das auch lernen. Und nach meiner Erklärung hatte Max es schnell verstanden, denn er löste die von mir gestellten Aufgaben rasch und fehlerfrei.

»Dich frage ich jetzt immer, wenn ich Mathe nicht verstehe. Du erklärst es am besten«, behauptet er. »Na, du solltest aber schon auf deine Lehrerin hören«, antworte ich lachend. »Na gut«, lenkt er ein. Und fragt gleich darauf: »Du, Tom, meinst du, heute könnte Buddy bei mir schlafen? Weil ich doch so gut im Ecken-Rechnen war.« »Nope! Und keine Diskussionen mehr darüber!« »Menno!«, brummelt Max mit gerunzelter Stirn, zusammengezogenen Augenbrauen und trotzig vorgeschobener Unterlippe. Tja, auf der Beliebtheitsskala von null auf hundert auf null in null Komma nix. Innerlich muss ich schon lachen. Wie viel näher kann man dem Vatersein kommen?

Endlich sind wir zuhause und essen gemeinsam zu Mittag. Max erzählt Nora nochmal von seinem Tag, dann spielt er eine halbe Stunde, in der meine Liebste und ich uns eine kleine – unschuldige! - Kuschelauszeit gönnen, bevor ich weiter zu meinem nächsten Termin aufbreche. Unterwegs klingelt mein Handy mit einer mir unbekannten Nummer und ich nehme per Freisprecheinrichtung das Gespräch an.

»Weigand!«, antworte ich förmlich, da ich die Nummer des Anrufers nicht gespeichert habe und sie auch sonst nicht erkenne. »Hallo Tom, Ivan Petrov hier! Wie geht's dir, Mann?«, fragt eine mir bekannte Stimme, die ich länger nicht gehört habe. »Ivan! Freut mich, von dir zu hören. Ist ja schon was her. Wie geht's der Familie?« »Alles bestens, alles bestens! Mama ist immer noch am Schimpfen, weil ich die Frauen zu sehr mag, aber du verstehst mich doch, oder? Wir sollten mal wieder was zusammen machen und der Frauenwelt zeigen, was sie zwar haben, aber niemals zähmen können.« Er lacht unbeschwert und ich lache mit.

»Was das angeht, bist du nicht mehr auf dem neusten Stand, mein Lieber. Ich habe meine Traumfrau gefunden und lebe mittlerweile mit ihr zusammen.« »Nee, Tom! Verarsch' mich nicht! Doch nicht etwa die kleine, süße Blonde? Krass, Alter!«, antwortet er mir ungläubig. »Nein, die ist es nicht. Du kennst sie gar nicht.« Noras Bild taucht vor meinen geistigen Augen auf und ich muss einfach lächeln.

»... helfen kannst?« »Was?«, erkundige ich mich verwirrt. »Wow, das muss ja 'ne Hammerfrau sein, wenn du so völlig neben der Spur bist. Ich habe dich gefragt, ob du mir eventuell aushelfen kannst?«, wiederholt er.

Liebe findet ihren Weg 2Where stories live. Discover now