Kapitel 53 - Ich hab Probleme

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In den folgenden Tagen wurde ich keine Sekunde mehr allein gelassen. Fíli und Legolas wechselten sich mit Charly-Wache ab, aber meistens blieben sie zusammen bei mir, auch wenn sie wenig mit mir redeten. Das machte die ganze Sache so viel schlimmer. Aber wie sollte man schon mit der Person umgehen, die man so auffindet? Ich wollte mir ihre Gesichter wirklich nicht vorstellen, als sie mich so gesehen hatten. Natürlich gelang mir das nicht, und ich verbrachte die meiste Zeit nur noch mit heulen. Wegen Kíli, wegen Thorin, weil Bilbo nicht mehr da war, weil meine Versuche gescheitert waren, weil sie mich so anders behandelten. Alles kam zusammen, und es war mir einfach zu viel. Ich musste hier weg. Eine weitere Gelegenheit würde ich nie nochmal bekommen, aber ich konnte genauso wenig im Erebor bleiben. Hier erinnerte mich alles nur noch an all das Leid und die Trauer in meinem Leben.
Fíli und Legolas schienen genauso zu denken; ich belauschte sie manchmal, wie sie Pläne für mich machten. Anscheinend wollten sich mich zu Bilbo ins Auenland abschieben, was wohl wirklich die beste Lösung sein musste. Sie konnten mich kaum allein reisen lassen, sodass Legolas sich freiwillig meldete, mich zu begleiten.
Nach einigen Tagen weihten sie mich endlich offiziell in den Plan ein. Die Allianz zwischen Erebor und Waldlandreich hatten sie längst unter sich geregelt, als sie gedacht hatten, ich würde schlafen.
Der Plan war jetzt also, gleich am nächsten Tag aufzubrechen. Fíli erzählte, dass mein liebster Haryon endlich hier war. Und er kündigte an, dass er Thorins letzten Besitztümer durchgesehen hatte, und etwas gefunden hatte, was er mir morgen für Bilbo mitgeben wollte.
Legolas half mir am restlichen Tag mit packen. Ich nahm meine Rüstung mit, die inzwischen gewaschen war, ließ die alten Sachen von Galadriel hier und behielt für die Reise meine bequemen Piratenklamotten an, darüber Kílis Mantel. Außerdem gab Fíli mir ein paar Kisten voll Gold mit, nur zur Sicherheit.

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Wie allzu oft heutzutage träumte ich vom Rabenberg. Es war mehr eine Erinnerung, als ein Traum, aber das war nichts neues.
Als Bolg endlich seine Keule in Kílis Brustkorb rammte, riss ich meine Augen auf und fuhr hoch. Meine Wangen waren feucht, mein Puls lief einen Marathon und mein Blut kochte. All meine Trauer schien sich allmählich in Wut umzuwandeln, in rohe Gewalt. Ich war wütend auf die Valar, dass sie mich überhaupt hergebracht hatten, wütend auf Thorin, weil er zu lang herumgetrödelt hatte, wütend auf Bolg aus offensichtlichen Gründen. Ich war wütend auf die gesamte Rasse der Orks, auf die ganze Welt. Aber auf niemanden so sehr wie auf mich selbst. Ich hatte versagt. Ich hätte besser sein können.
Endlich explodierten all die gemischten Emotionen in mir, und ich musste auf irgendwas einschlagen.
Ich sprang auf und riss die Vorhänge vom Himmelbett, schlug auf die Holzbalken ein, bis sie brachen und hämmerte mit den Fäusten gegen die Wand, bis ich blutete. Mit letzter Kraft schleuderte ich die Matratze vom Bett, dann sank ich müde zu Boden.
Ein paar Momente saß ich da im Chaos, den Blick nach unten gerichtet, und meine Atmung wieder unter Kontrolle bringend. Das hatte minimal geholfen. Zumindest für den Moment hatte ich all meine Wut rausgelassen.
Langsam hob ich wieder den Kopf und entdeckte einen Zettel auf dem teilweise gebrochenen Lattenrost. Verwundert griff ich nach dem Pergament und mir stockte der Atem, als ich Kílis Handschrift erkannte:

when you see the sun
know it's me just saying hello
in the sky, i won't be coming down
my star and moon,
this isn't the end
cause i'll still be in the sky
as my prince's sun and boyfriend

you always knew i was destined to leave
but you stand so strong and you stand by me
now i owe you all my love
and my life from up above

and maybe someday, i'll see you again
the moon next to the sun
please know, that this is not the end
but now i see you down on earth,
walking in the land of dead

you know i didn't want to
have to haunt you
but what a ghostly scene
you wear the same jewels
that i gave you
as you bury me

and i still talk to you
i'm your sun in the sky
and you still talk to me
but you don't hear me cry

but please don't be afraid
to keep on living,
do not be afraid to walk this world alone
i'm watching over you,
so you are not alone
you'll never be alone.

(the sun went cold, inspired by various songs)

Weitere Tränen fanden ihren Weg über meine Wangen und tröpfelten auf das Papier. Er hatte gewusst, dass er die Schlacht nicht überleben würde. Er hatte es gewusst und mir zum Abschied ein Lied geschrieben.
Verzweifelt knüllte ich das Pergament zusammen und presste es an mein Herz. So saß ich zusammengekauert für eine ganze Weile und heulte mir die Seele aus dem Leib. Dabei dachte ich garnicht an Fíli und Legolas, die im Wohnzimmer schliefen. Im Nachhinein wunderte ich mich schon, dass sie nicht aufgewacht waren. Entweder hatten sie beide einen sehr tiefen Schlaf, oder sie hatten mich allein gelassen, weil sie wussten, dass sie mir sowieso nicht hätten helfen können.

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lol ohne das hier einfach nur noch vier kapitel und dann fertig 🧍

~ 💀👑

(Bearbeitet: 01.04.2023)

Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Where stories live. Discover now