Kapitel 27

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Ganz Edoras und sogar Rohirrim aus den umliegenden Dörfern hatten sich zur Beisetzung König Théodens eingefunden. Viele Frauen, aber auch einige der Krieger weinten. Ganz offen zeigten die Menschen ihre Trauer um den gefallenen König. Auch die Schildmaid konnte nicht anders und hatte viele Tränen vergossen. Denn, abgesehen von der Zeit, als sein Geist vergiftet war, war er stets ein guter und gerechter König gewesen. Das Volk hatte ihn geliebt.

Nach der Beisetzung war Háwena an Éomers Seite geblieben. Sie wollte ihn nicht alleine lassen, wollte für ihn da sein und ihn stützen. Sie wusste nur zu gut wie es war, einen geliebten Menschen zu verlieren .Hatte sie selbst doch ihre gesamte Familie, alle die sie liebte, verloren.

Bei den Gedanken an ihre Eltern und ihren großen Bruder, kullerten erneut Tränen über ihre Wangen. Doch wischte sie die Tränen nicht weg. Denn sie schämte sich ihrer Trauer und ihrer Tränen nicht, wie es andere vielleicht taten.

Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, als sie ihr letztes Familienmitglied hatte beerdigen müssen. Dabei war es erst einige Wochen her. Doch war in diesen Wochen so viel passiert.

Irgendwann, als ihre Tränen schon längst versiegt waren, wandte Éomer sich von dem Grabhügel ab und trat auf die Schildmaid zu. Er schenkte ihr ein trauriges Lächeln und bot ihr erneut seinen Arm an. Mit einem eben sotraurigen Lächeln, legte sie ihre Hand auf diesen und zusammen machten sie sich auf den Weg zurück in die goldenen Hallen. Beide genossen die Stille, welche keineswegs unangenehm war. Sie brauchten nichts sagen, um dem jeweils anderen Trost zu spenden.

Er begleitete die Schildmaid zu ihrem Gemach, welches noch vor kurzer Zeit seines gewesen war. Vor der Tür blieben sie stehen und sahen sich wortlos an. Nach einer Weile räusperte Éomer sich.

„Wenn du erlaubst, werde ich dich kurz vor dem Fest hier abholen." bot er ihr an, ohne seinen Blick von ihr abzuwenden.

„Es wäre mir eine Freude." antwortete sie schüchtern, löste sich sanft von dem ungekrönten König und betrat dann ihr Zimmer, um sich umzuziehen und herzurichten.

Nachdem Háwena die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich an eben diese. Ihr Herz schlug aufgeregt in ihrer Brust. Seit einiger Zeit schon fing ihr Herz jedes mal an zu flattern, wenn sie Éomer nur ansah und bei jeder Berührung wurden ihre Knie weich.

Wieder einmal bedauerte sie es, dass Éowyn nicht hier sein konnte. Doch war ihre Freundin noch nicht genug genesen, um die Reise in ihre Heimat anzutreten. Doch vermisste sie ihre Freundin mit jedem Tag mehr. Zu gerne würde sie gerade jetzt mit ihr reden. Denn ihre eigenen Gefühle verwirrten sie.

Die letzten Jahre hatte sie fast ausschließlich in männlicher Gesellschaft verbracht. Doch noch nie hatte sie solche Gefühle, wie sie es nun hat, wenn Éomer ihr nahe war.

Mit einem seufzen löste sie sich schließlich von der Tür und schritt hinüber zu ihrem Bett, auf welchem schon ein Kleid für sie bereit lag.

Éomer hatte es ihr Geschenkt und wünschte, dass sie es an diesem Abend trug. Diesen Gefallen tat sie ihm gerne, denn es war wunderschön. Er hatte genau das richtige für sie ausgesucht. Denn obwohl es schön und auch edel wirkte, so war es dennoch recht schlicht gehalten. Es war in einem sehr dunklem blau gehalten und reichte bis zum Boden. Die Ärmel lagen bis zu den Ellenbogen eng an ihrer Haut, weiteten sich dann aber und reichten ebenfalls fast bis zum Boden. Das Innenfutter, sowie die Stickereien am Saum, sowie am Ausschnitt und den Ärmeln waren silbern und schimmerte leicht im Fackelschein. Dennoch wirkte es keineswegs protzig. Der silberne Gürtel war sehr feingliedrig und leicht. Er schmiegte sich um ihre Taille und betonte ihre schlanke Figur.

Ihre Haare bürstete sie, bis diese seidig glänzten und in schönen Wellen ihren Rücken herab flossen. Die Schildmaid entschied sich dafür die Haare heute offen zu lassen.

Wie das Leben so spielt - Herr der Ringe - Éomer ffWhere stories live. Discover now